Vermehrt Krätzefälle in Österreich und Deutschland

Im Allgemeinen Krankenhaus in Wien melden sich aktuell täglich 20 Personen mit dem Verdacht auf Krätze. Experten warnen in einem NDR-Bericht, dass die Krätze in Deutschland weiter auf dem Vormarsch wäre.
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Krätze kann jeden treffen, sie sollte medizinisch behandelt werden.Foto: iStock
Epoch Times12. Februar 2019

In Wien treten verstärkt Fälle von Skabies (Krätze) auf. Während es im Jahr 2017 am Allgemeinen Krankenhaus Wien (AKH) etwa 120 Fälle gab, waren es 2018 zehnmal so viele, also rund 1.200. Anfang dieses Jahres sind es täglich cirka 20 Personen, die mit dem Verdacht auf Krätze das Krankenhaus aufsuchen, berichtet die österreichische Zeitung „Heute“.

Dabei würden die Patienten „aus allen Schichten und Bezirken“ kommen berichtet „vienna.at“ aus dem AKH.

In einer NDR-Reportage über Krätze sagt ein Hamburger-Dermatologe aus, dass er in seiner Praxis jede Woche 25 bis 30 Krätze-Patienten zu versorgen hat. In dem Beitrag heißt es auch, dass Experten warnen, dass die Krätze in Deutschland weiter auf dem Vormarsch wäre (siehe Video).

Anstieg von Verschreibungen zu Krätze-Medikamenten

Eine Erhebung der Barmer-Krankenkasse ergab, dass es zwischen 2016 und 2017 in verschiedenen Regionen Deutschlands zu einem teilweise massiven Anstieg von ärztlichen Verordnungen zu Medikamenten gegen Krätze kam.  So hätte die Zahl an Rezepten in Berlin um +35 Prozent, in Schleswig-Holstein um +127 Prozent zugelegt.

Auch in Bremen (+98 Prozent) Hamburg (+87 Prozent) und  Rheinland-Pfalz (+89 Prozent) hätte die Zahl der Verordnungen enorm zugenommen. Die meisten Rezepte seien im Jahr 2017 in Nordrhein-Westfalen mit 26.758 verschrieben worden, gefolgt von 5.011 in Niedersachsen. Barmer hat für die Studie deutschlandweit die Verordnungen ihrer Versicherten von Medikamenten mit den Wirkstoffen Permethrin, Ivermectin und Benzylbenzoat herangezogen.

https://www.youtube.com/watch?v=_ZnrHX-IUqc

Krätze-Epidemie in Thüringen

Auch regionale Häufungen von Krätze treten in Deutschland auf. So schlugen Ende 2018 die Gesundheitsämter in Osthessen und Thüringen wegen gehäuften Fällen von Krätze Alarm. Rund um die thüringische Stadt Schmalkalden waren im November vergangenen Jahres 120 Patienten in Behandlung, wie das Gesundheitsamt des Landratsamtes Schmalkalden-Meiningen damals mitteilte.

Allerdings seien nicht alle, die sich behandeln ließen, auch tatsächlich erkrankt, sagte Waldemar Olk, der für Hygiene verantwortlicher Arzt im Gesundheitsamt, dem „Göttinger Tageblatt“. Einige ließen sich auch prophylaktisch behandeln.

„Wir empfehlen dies allerdings nur bei längerem Hautkontakt mit einem Erkrankten“, so Olk gegenüber der Zeitung.

Keine bundesweiten Daten und auch keine Trendanalysen zur Krätze

Zur Zahl der Krätzefälle in Deutschland heißt es vom Robert Koch Institut:

Da die Meldedaten für Skabies in Gemeinschaftseinrichtungen nicht ans Robert Koch-Institut übermittelt werden, gibt es keine bundesweiten Daten und auch keine Trendanalysen.“

Allerdings besteht seit 2017 eine umfassende Meldepflicht zu Verdachts- oder Krankheitsfällen von Skabies in voll- und teilstationären Einrichtungen zur Betreuung und Unterbringung älterer, behinderter oder pflegebedürftiger Menschen, sowie von Säuglingen Kindern und Jugendlichen.

Auch Fälle in Obdachlosenunterkünften, Einrichtungen zur gemeinschaftlichen Unterbringung von Asylbewerbern, vollziehbar Ausreisepflichtigen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern und sonstigen Massenunterkünften und Justizvollzugsanstalten müssen gemeldet werden.

Laut verschiedenen Autoren von Studien zur Krätze unterliegt die lokale Häufigkeit langjährigen Zyklen, deren Ursache jedoch unklar sei, heißt es dort weiter. Die gesammelten Daten ergaben für das Jahr 2015 und 2016 ein lokal uneinheitliches Bild.

Demnach gab es Gesundheitsämter, denen im Jahr 2016 weniger Fälle als im Jahr 2015 gemeldet wurden. Es gab ebenfalls solche mit mehr und solche mit einer gleichbleibenden Anzahl an Fällen. Aktuellere Angaben sind nicht verfügbar, heißt es seitens des Robert-Koch-Instituts.

Die Krätzemilbe. Foto: Screenshot / YouTube / NDR

Milbenweibchen graben Gänge in die Haut

Die Skabies (Krätze) ist eine durch die Skabiesmilbe verursachte Immunreaktion der Haut. Die befruchteten Milbenweibchen graben kleine Gänge in die Haut und legen dort ihre Eier und Kot ab. Nach ungefähr drei Wochen entwickeln sich daraus geschlechtsreife Krätzmilben.

Daher treten die unangenehmen Symptome wie das Brennen und Jucken der Haut erst nach vier bis sechs Wochen auf. Sie sind eine Reaktion des Immunsystems auf Eier und Ausscheidungen der Milben. Besonders nachts treten diese Symptome besonders stark auf. Weitere Auffälligkeiten sind stecknadelgroße Bläschen, gerötete Knötchen oder Pusteln. Die Übertragung von Skabiesmilben erfordert meist längeren direkten Hautkontakt, ein Händeschütteln reicht nicht aus.

Allerdings sind Intimkontakte ein häufiger Übertragungsweg und Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern ein Risikofaktor für Skabies. Jugendliche und junge Erwachsene haben auch in Westeuropa ein erhöhtes Risiko, sich mit Krätzemilben zu infizieren, heißt es in einer Studie.

Milbe wird bei engem körperlichen Kontakt mit Infizierten übertragen

Die 0,3 Millimeter große Milbe wird bei engem körperlichen Kontakt mit Infizierten übertragen. Das Risiko der Ansteckung ist an Orten, wo viele Menschen eng zusammenleben besonders groß, wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Sammelunterkünfte, Pflegeheime sowie Hotels mit schlechter Hygiene.

Ein Patientin mit Krätzesymptomen. Foto: Screenshot / YouTube / NDR

Die Krätze heilt von alleine nicht ab, sondern tritt mit der Zeit noch verstärkter auf. Daher ist eine Behandlung beim Arzt unbedingt notwendig. Die Therapie der Krätze besteht in einer Ganzkörperbehandlung mit einem geeigneten Anti-Skabies-Mittel, wie beispielsweise einer Salbe. (er)



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