Olympische Spiele: Mit einer EC-Karte kann man nicht bezahlen

Ein Ticket nach Paris für die Olympischen Spiele? Großartig! Paris erwartet Gäste mit offenen Armen, aber mit einer Einschränkung: Nur Visa-Karten öffnen die Türen zu den Zahlungen bei den Spielen.
Titelbild
Der offizielle Olympia-Countdown am Ufer der Seine zeigt die verbleibenden Tage bis zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 in Paris an. Diese beginnen am 26. Juli. Die Aufnahme entstand am 17. April 2024.Foto: Franco Arland/Getty Images
Von 5. Mai 2024

Eiffelturm-Souvenirs, köstliche Käsesorten und Baguette: Zu den Olympischen Spielen gibt es eine große Einschränkung. Im bargeldlosen Zahlungsverkehr werden nur Visa-Karten akzeptiert. Ursache ist die exklusive Partnerschaft des IOC mit dem US-amerikanischen Unternehmen Visa für bargeldlose Zahlungen.

Inhaber anderer Karten wie American Express und Mastercard können keine Zahlungen vornehmen. Ihre Karten sind in den olympischen Gebieten gesperrt. Also an allen Orten und Einrichtungen, an denen die Wettkämpfe stattfinden – den offiziellen Shops der Spiele, autorisierten Verkaufsstellen für Getränke, Lebensmittel und Souvenirs. Insgesamt fast 5.000 Standorte.

Allein in Paris werden während der Spiele, die am 26. Juli beginnen, zehn bis 15 Millionen Zuschauer erwartet, davon rund zehn Prozent aus anderen Ländern. Die Kosten für die Spiele sollen bis zu drei Milliarden Euro betragen, sagte der Präsident des Rechnungshofs, Pierre Moscovici. Woher kommt das Geld? Von den Besuchern: „Die Spiele finanzieren die Spiele.“

Da in Frankreich jedoch etwa die Hälfte der Einwohner meist mit EC-Karte bezahlen und nur wenig Bargeld mit sich führen, befürchten Händler geringere Umsätze. Eine klassische EC-Karte hat keine direkte Verbindung zu VISA und vielen anderen Kreditkartenanbietern – und ist damit an den olympischen Sportstätten nicht nutzbar.

Eine exklusive Partnerschaft

In einem Interview mit „L’Équipe“ bestätigte Charlotte Hogg, Geschäftsführerin von Visa Europe, dass ihr Unternehmen exklusiv für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 alle Zahlungsdienste übernehmen wird.

Der amerikanische Konzern ist seit 1986 und zumindest noch bis 2032 der einzige offizielle Partner des Internationalen Olympischen Komitees für bargeldlose Zahlungen.

Dies sind auch nicht die ersten Spiele, bei denen das Unternehmen das Monopol für digitale Geldtransaktionen hat.

Das Unternehmen war bereits Partner der Olympischen Spiele 2008 in Peking, 2010 in Vancouver und 2012 in London. Bei den Winterspielen 2022 in Peking wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt, bei der Transaktionen in digitalem Yuan akzeptiert wurden.

VISA auf Smartphone

Um die erwarteten Zahlungen zu stemmen, bereitet Visa drei neue Optionen vor. Zum einen stellt das Unternehmen an den Austragungsorten der Spiele 4.500 Zahlungsterminals auf. Diese können nur von Visa-Karteninhabern genutzt werden. Hinzu kommen 60 zusätzliche Geldautomaten, an denen Bargeld abgehoben werden kann – angesichts der Millionen Besucher ein Witz. Befürchtet wird, dass sich hier lange Warteschlangen bilden.

Als zweite Maßnahme werden vor Ort entsprechende Karten erhältlich sein. Geschäftsführerin Charlotte Hogg sagte: „Sie können an jedem Wettkampfort eine kostenlose Visa-Karte erhalten.“ Die Karten haben eine Obergrenze von 150 Euro und sind als spätere „Sammlerstücke“ gedacht. Sie werden bis Ende 2024 in Frankreich akzeptiert.

Als Drittes wird Visa eine virtuelle Prepaid-Karte per App auf dem Handy verfügbar machen. Diese kann mit einem Betrag freier Wahl aufgeladen werden. „Über eine App, die für diesen Anlass eingeführt wurde. Sobald Sie Ihre Karte haben, können Sie mit Ihrem Telefon physisch bezahlen oder sie für E-Commerce nutzen, wie mit jeder anderen Karte auch“, so Hogg.

Die Aktion ist legal

Die Exklusivität von Visa für Zahlungen bei den Olympischen Spielen sei legal, erklärt Jean-Paul Mazoyer, Präsident der wirtschaftlichen Interessenvereinigung Kreditkarten. Denn „es handelt sich um einen privatrechtlichen Vertrag zwischen dem IOC und einem amerikanischen Betreiber“. Trotzdem „wirft es Fragen in Bezug auf die Zahlungshoheit auf“, so das französische Magazin „Challenges“.

Wie hoch die Kosten für VISA für die Bevorzugung sind, ist unbekannt. Für einen üblichen Vier-Jahres-Zyklus als globaler Partner zahlen Sponsoren wie Visa meist zwischen 200 und 300 Millionen US-Dollar. Dafür haben sie unter anderem das Recht, die olympischen Ringe sowie die olympische Flamme in ihren Marketing-Aktivitäten zu nutzen.

Visa ist offiziell seit 1986 Partner für Zahlungsmethoden bei den Olympischen Spielen und Gründungsmitglied des TOP-Partnerschaften-Programms. Der Konzern unterstützt zudem ein Team von 56 Sportlern aus 28 Ländern und 27 Sportarten, darunter zehn paralympische Sportarten.

Bezahlkarte, In-Car-Payment und ÖPNV-Tickets

Das Unternehmen setzt darauf, durch die Olympischen Spiele mehr Kunden an sich zu binden – obwohl bereits 4,3 Milliarden Bankkarten von Visa im Umlauf sind. Konkurrent Mastercard lag Ende 2022 bei 2,7 Milliarden. In Deutschland wuchs das Zahlungsvolumen von Visa im Finanzjahr 2023 um 25 Prozent. Die Zahl der Debitkarten stieg um 33 Prozent auf rund 16 Millionen. Gleichzeitig wurde Visa erstmals an mehr Terminals akzeptiert als traditionelle Bankkarten.

Wachstum will der Konzern in Deutschland auch in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung generieren – indem er gemeinsam mit der Publk GmbH Bezahlkarten auf Basis von Visa Debit an Wohnungslose und Asylsuchende ausgibt.

Gearbeitet wird laut dem Unternehmen derzeit mit Mercedes-Benz an einem Standard für In-Car-Payments. Damit können Autofahrer bequem direkt aus dem Auto heraus bezahlen. Im öffentlichen Nahverkehr will Visa normale Fahrkarten ersetzen, indem die Abbuchung des Fahrpreises über ein Lesegerät am Ein- und Aussteigen erfolgt. In den Niederlanden ist dieses System im ÖPNV schon verfügbar.

Den globalen Markt für Kreditkarten teilen sich im Wesentlichen zwei Unternehmen, Visa und Mastercard. Visa hat rund 30.000 Beschäftigte und gehört mit einem Börsenwert von 523 Milliarden Euro zu den einträglichsten Firmen auf der Welt. Mastercard bringt es auf 401 Milliarden Euro.



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