Notre-Dame erstrahlt für Olympia im neuen Glanz

Am 15. April 2019 ging ein Teil der Pariser Notre-Dame in Flammen auf. Zur Eröffnung der Olympischen Spiele soll die Kathedrale wieder erstrahlen – und mit einer Hommage gefeiert werden.
Ein Gerüst mit mehr als 90 Metern Höhe verdeckt die Sicht auf die Kathedrale. Zur Olympia-Eröffnung soll davon nicht mehr viel zu sehen sein.
Ein Gerüst mit mehr als 90 Metern Höhe verdeckt die Sicht auf die Kathedrale. Zur Olympia-Eröffnung soll davon nicht mehr viel zu sehen sein.Foto: Sabine Glaubitz/dpa
Epoch Times14. April 2024

Ein Großteil des neuen Spitzturms mit dem goldenen Hahn und dem Kreuz ist seit Ende März zu sehen, der riesige Holzdachstuhl bereits seit Anfang des Jahres. An den verheerenden Brand, dem die Notre-Dame vor fünf Jahren zum Opfer gefallen ist, werden in wenigen Monaten nur noch Bilder erinnern.

Innerhalb von rund einer Stunde war der schmale Vierungsturm in sich zusammen gebrochen – bevor er einen Teil des Daches mit sich in die Tiefe riss.

Die Bilder des Flammen-Infernos lösten weltweit Entsetzen und Betroffenheit aus. „Notre-Dame der Tränen“ und „Die Tragödie von Paris“ titelten französische und ausländische Zeitungen.

Am Tag nach der Tragödie kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an, das teilweise zerstörte Gotteshaus innerhalb von fünf Jahren wieder aufzubauen. Ein ambitioniertes Versprechen, an das damals nur wenige glaubten.

Gerüstabbau bis Eröffnung weit fortgeschritten

Dass die Notre-Dame am 15. April 2019 nicht komplett ein Raub der Flammen geworden ist, verdankt das Wahrzeichen von Paris rund 650 Feuerwehrleuten. Hunderte Handwerker und Arbeiter sind seither damit beschäftigt, es wieder instand zu setzen – damit das Gebäude bald identisch fertig restauriert sein wird.

Pünktlich zur Eröffnung der Olympischen Spiele am 26. Juli soll die Notre-Dame bereits fast vollständig mit ihrem neuen äußeren Erscheinungsbild glänzen.

Arbeiter feiern den Abschluss des Wiederaufbaus des Dachstuhls der Kathedrale Notre Dame mit einem traditionellen Blumenstrauß.

Arbeiter feiern den Abschluss des Wiederaufbaus des Dachstuhls der Kathedrale Notre Dame mit einem traditionellen Blumenstrauß. Foto: Christophe Ena/AP/dpa

Der Abbau des riesigen Baugerüsts, welches vor kurzem zum Teil noch mehr 90 Meter hoch in den Pariser Himmel ragte, soll zur Eröffnung der Spiele ausreichend fortgeschritten sein, erläuterte Philippe Jost, der Leiter der öffentlichen Einrichtung, die für den Wiederaufbau der Kathedrale zuständig ist.

Dann soll der Turm wieder gut zu sehen sein. Auch die Fassaden des nördlichen und südlichen Querschiffs sowie der Dachstuhl sollen bis zum Startschuss des Sportereignisses sichtbar sein. Bis zu den Spielen werde die Kathedrale ihr äußeres Erscheinungsbild vollständig wiedererlangt haben, hieß es aus dem Élysée-Palast.

Auch innen wird fleißig gewerkelt: Ein Arbeiter an einer Säule in der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Foto: MATHILDE BELLENGER/AFP über Getty Images

Hommage an Notre-Dame bei Olympia

Bei der Eröffnung soll das gotische Meisterwerk Teil der Feierlichkeiten sein. Laut Thomas Jolly, künstlicher Leiter der Olympia-Zeremonien, soll es bei der Inszenierung der Schau eine Rolle spielen. Notre-Dame und dem neuen Turm werde eine besondere Hommage zuteil, wie der Theaterregisseur und Schauspieler dem Radiosender France Inter sagte.

Die Eröffnungszeremonie findet erstmals nicht in einem Stadion statt, sondern mitten in der Stadt auf der Seine. Die sechs Kilometer lange Bootsparade führt an Wahrzeichen wie dem Eiffelturm, dem Louvre und der Notre-Dame vorbei. Bei den letzten Olympischen Spielen in Paris 1924 wurde in der Kathedrale eine religiöse Zeremonie zur Eröffnung abgehalten.

Dieser aus einem AFP-Video vom 11. April 2024 erstellte Videoausschnitt zeigt ein Gerüst in der Pariser Kathedrale Notre-Dame, das seit dem verheerenden Brand vom 15. April 2019 restauriert wird. Foto: MATHILDE BELLENGER/AFP über Getty Images

Der Vierungsturm, der mehr als 90 Meter über dem Boden gipfelt, ist ein ikonisches Merkmal der Kathedrale. Das Original wurde im Jahr 1250 errichtet und war ein Glockenturm. Während der Französischen Revolution (1789-1799) wurde der Turm abgebaut.

Über 70 Jahre später wurde er als architektonisches Meisterwerk des 19. Jahrhunderts wiedererrichtet. Der Turm, dessen Zweck rein dekorativer Natur war, wurde auf einem achteckigen, auf den vier Säulen des Querschiffs ruhenden Sockel gebaut – in 18 Monaten. Am 15. April 2019 fielen dann in rund nur einer Stunde die 500 Tonnen Holz und 250 Tonnen Blei in sich zusammen.

Neuer Hahn auf der Spitze

Als höchster Punkt des Denkmals hat der Spitzturm neben seiner ästhetischen und architektonischen Qualität auch eine starke religiöse Bedeutung. An der Spitze ragte ein Hahn in die Höhe, in dem sich drei Relikte befanden: Mehrere Dornen der Heiligen Dornenkrone, ein Relikt des Heiligen Dionysius und eines der Heiligen Genoveva.

„Wie der Phönix aus der Asche“: Notre-Dame in Paris mit neuen Hahn gekrönt

Ein Kran brachte den neuen goldenen Hahn auf die Turmspitze der Notre-Dame. Foto: Thomas Samson/AFP via Getty Images

Der Hahn wurde Stunden nach dem Brand aus den Trümmern gerettet. Er soll im zukünftigen Notre-Dame-Museum zu sehen sein, zusammen mit der Dornenkrone von Jesus Christus, einem Heiligen Nagel sowie einem Splitter des Heiligen Kreuzes.

Im Christentum symbolisiert der Hahn die Rückkehr des Lichts nach der Nacht. Auf vielen Kirchtürmen sieht man deshalb einen Hahn sitzen. Die Überreste des Heiligen Dionysius, erster Bischof von Paris und Märtyrer, sowie der Heiligen Genoveva, der Schutzpatronin von Paris, sollen Frankreichs Hauptstadt und deren Bewohnern Schutz verleihen.

Seit Mitte Dezember ragt nun ein neuer vergoldeter Kupferhahn in den Großstadthimmel – im Inneren mit einer Hinterlassenschaft mehr. Eine Liste aller an diesem Wiederaufbau beteiligten Personen – fast 2.000 Namen.

Während einer Fotovorschau für die bevorstehende immersive Ausstellung „Notre Dame de Paris, The Augmented Exhibition“ in der Westminster Abbey im Zentrum von London am 6. Februar 2024. Die Ausstellung wurde geschaffen, um die Geschichte von Notre Dame de Paris von Anfang an zu enthüllen Die ersten Ursprünge im 12. Jahrhundert und ihre illustre 850-jährige Geschichte bis hin zu ihrer sorgfältigen Restaurierung nach dem verheerenden Brand von 2019 laufen vom 7. Februar bis zum 1. Juni. Foto: Adrian DENNIS / AFP

Feueralarm nach Gottesdienstbeginn

Für den Wiederaufbau des Turms wurden 1.000 Eichen im Alter zwischen 100 und 200 Jahren gefällt. Nicht weniger Stämme waren für das Gerüst der Gewölbe des Kirchenschiffs und des Chors notwendig, die nach mittelalterlichem Vorbild restauriert wurden.

In Rekordzeit wurden die neuen Balken von Hand mit der Axt bearbeitet, genau wie zur Zeit der ersten Baumeister, zu denen die Virtual-Reality-Schau „Éternelle Notre-Dame“ (Die ewige Notre-Dame) unter dem Vorplatz der Kathedrale führt. Frankreich sei das Land der Baumeister, sagte Frankreichs Staatschef, als er nur einen Tag nach dem Brand ankündigte, das Gotteshaus innerhalb von fünf Jahren wieder aufzubauen.

Seit der Grundsteinlegung im Jahr 1163 hat die Kathedrale mit den Jahrhunderten ihr Gesicht verändert: Sie wurde erweitert, geplündert, verwüstet und renoviert. Eine der bedeutendsten Restaurierungen hätten die im Juli 2018 begonnenen Instand- und Modernisierungsarbeiten sein sollen. Doch knapp neun Monate später passierte das bis dahin Unvorstellbare.

Flammen und Rauch stiegen am 15. April 2019 von einem der berühmtesten Wahrzeichen der Welt, der Pariser Kathedrale Notre-Dame, auf. Foto: Thibault Camus/AP/dpa

Am 15. April 2019 ertönte um 18:20 Uhr, nach Gottesdienstbeginn, der erste Feueralarm. Die Gläubigen mussten aus dem Gebäude, durften aber wieder zurück, denn es war nichts von einem Feuer zu sehen. Wenige Minuten später, um 18:43 Uhr, ging der Alarm erneut los. Zu spät. Von außen war bereits eine riesige Rauchwolke zu sehen, die vom Dachboden über der Kathedrale aufstieg.

Die Brandursache ist bis heute nicht geklärt. Erste Vermutungen gingen von einem missachteten Rauchverbot auf der Baustelle aus. Auch ein Kurzschluss ist möglich. (dpa/red)



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