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23 Millionen Bürger lehnen Impfung ab

Pandemie verschärft Wertekonflikte – Werden Millionen Deutsche zu Bürgern 2. Klasse?

Es schwelen Konflikte innerhalb der deutschen Gesellschaft. Durch die Corona-Pandemie wurden diese noch verschärft. Auch beim Thema Impfen ist Deutschland gespalten.

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Internationale Anti-Impf-Botschaft am 16. Mai 2020.

Foto: JUSTIN TALLIS/AFP via Getty Images

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Ein Drittel der Bundesbürger sprechen sich gegen eine Corona-Impfung aus. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Demnach lehnen ungefähr 23 Millionen Bürger in Deutschland eine Impfung ab.
Zudem verstärke die Corona-Pandemie bereits vorher schwelende Konflikte zwischen den verschiedenen Wertemilieus im Land.
Während von den als Humanisten oder Idealisten eingestuften Menschen etwa 80 Prozent die Einschränkung von Freiheitsrechten während der Pandemie akzeptieren, wird sie von fast der Hälfte der besonders leistungs- und erfolgsorientierten Menschen abgelehnt, wie die am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung ergab.
Die Studienmacher betrachteten sieben Wertemilieus, darunter Idealisten, Humanisten, Materialisten, Beziehungsmenschen, Konservative, Macher und Selbstverwirklicher.
Menschen aus Wertemilieus, in denen die Beschneidung von Freiheitsrechten kritisch gesehen wird, zeigen sich demnach auch skeptisch gegenüber Impfungen. 44 Prozent der Leistungsorientierten und 40 Prozent der Materialisten wollen sich auf keinen Fall impfen lassen.

Werden Impf-Verweigerer zu Bürgern 2. Klasse?

Was wäre aber dann mit den Millionen Impfskeptikern, wenn in Deutschland das israelische Modell eingeführt würde, bei dem Restaurantbesuche und viele andere Bereiche, die das öffentlichen Leben betreffen, nur mehr mit Impfpass möglich sind? Würden sie zu Bürgern 2. Klasse werden?
Dazu sagte Franz-Josef Bormann, Lehrstuhlinhaber für Moraltheologie an der Universität Tübingen und Mitglied des deutschen Ethikrats, im Gespräch mit „Focus-Online“ zum einen, dass die Aufhebung der Freiheitsbeschränkungen für Geimpfte absolut geboten sei. Vorausgesetzt es gebe genügend Impfstoff, der auch eine Ansteckung verhindere. Dabei würde es sich auch nicht um Privilegien für Geimpfte handeln, sondern um die Normalität.
Zum anderen betonte Bormann, dass Menschen die eine Impfung beispielsweise aus ideologischen Gründen ablehnen – also Impf-Verweigerer – nicht erwarten könnten, dass sich „die gesamte Welt samt den geltenden Reglements“ nach deren Logik richte. Dafür gebe es keinen Grund und deshalb sehe er auch den Fall von Bürgern 2. Klasse nicht gegeben.
Der Ethiker sagte auch, dass es sich bei den Impf-Verweigerern nur um eine kleine Gruppe handeln würde und dies keine negativen Folgen für die Gesellschaft hätte – im Gegensatz zu einem immer wiederkehrenden Lockdown. Aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive müsse deshalb beides immer im Verhältnis zueinander gesehen werden.

Wunsch nach Ende der Pandemie

Indes zeigte die Bertelsmann-Studie auch, dass es über die Wertemilieus hinaus große Übereinstimmungen bei dem Wunsch, nach der Pandemie nicht zur alten Normalität zurückzukehren, gebe. Über 80 Prozent aller Befragten halten der Studie zufolge einen gesellschaftlichen Wandel für wichtig, klare Mehrheiten dafür gibt es in allen Gruppen.
Mit 68 Prozent sind diese bei den Materialisten am geringsten ausgeprägt, mit 88 Prozent bei den Konservativen und Selbstverwirklichern am stärksten. Allerdings wurde nicht abgefragt, wo genau dieser gesellschaftliche Wandel ansetzen soll.
Das Norstat-Institut befragte Ende November für die Bertelsmann-Stiftung 1012 Teilnehmer online. Die Ergebnisse seien repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. (afp/so)

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