Drastischer Anstieg antisemitischer Übergriffe alarmiert Frankreich

Die Zahl der antisemitischen Übergriffe in Frankreich hat sich im vergangenen Jahr um 74 Prozent erhöht. Es seien 541 Fälle registriert worden, teilte das Innenministerium am Montag mit.
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Die Flagge von Frankreich.Foto: iStock
Epoch Times12. Februar 2019

Ein drastischer Anstieg antisemitischer Übergriffe alarmiert Frankreich: Das Innenministerium verzeichnete im vergangenen Jahr 541 Fälle – ein Anstieg um 74 Prozent im Vergleich zu 2017, und deutlich mehr als im Jahr der islamistischen Anschlagsserie 2015.

„Der Antisemitismus breitet sich aus wie ein Gift“, warnte Frankreichs Innenminister Christophe Castaner. Der jüdische Dachverband (Crif) forderte am Dienstag einen „Ruck“ durch die Gesellschaft.

Der jüdische Dachverband betonte, der Hass sei in der französischen Gesellschaft tief verankert. Die Zahlen spiegelten nur teilweise den „alltäglichen Antisemitismus“ wider, mit dem viele Gemeindemitglieder konfrontiert seien, erklärte Crif-Präsident Francis Kalifat.

Für landesweite Empörung sorgte im vergangenen Jahr die Ermordung der 85-jährigen Jüdin Mireille Knoll. Ihre von Messerstichen übersäte und teilweise verbrannte Leiche wurde in ihrer Pariser Sozialwohnung gefunden. Tatverdächtig ist unter anderem ein muslimischer Nachbar, dem die Ermittler Antisemitismus vorwerfen.

„Lautlose ethnische Säuberung“

Einflussreiche Politiker, Künstler und Intellektuelle prangerten daraufhin in einem Manifest eine „lautlose ethnische Säuberung“ an, die auf eine „islamistische Radikalisierung“ zurückzuführen sei. In Frankreich leben schätzungsweise vier bis fünf Millionen Muslime, so viele wie in keinem anderem Land der EU. Die Zahl der Juden wird auf gut eine halbe Million geschätzt.

Einen vorläufigen Höhepunkt hatten die antisemitischen Übergriffe im Jahr 2015 mit 429 Fällen erreicht. Dazu zählten vier Menschen, die im Januar 2015 bei einer islamistischen Geiselnahme in dem Pariser Supermarkt Hyper Casher getötet wurden. In den beiden Folgejahren sank die Zahl der Übergriffe zunächst, 2017 wurden 311 Fälle registriert.

Jude von Muslimen zu Tode gefoltert

Innenminister Castaner kündigte nun ein hartes Vorgehen gegen Antisemitismus an. Er äußerte sich bei einer Gedenkzeremonie im Pariser Vorort Sainte-Geneviève-des-Bois. Dort war der Jude Ilan Halimi 2006 verschleppt und drei Wochen lang von jungen Muslimen aus seiner Nachbarschaft gefoltert worden. Der 23-Jährige starb, während er in ein Krankenhaus gebracht wurde.

Ein Denkmal für den jungen Mann wurde kurz vor seinem 13. Todestag am Mittwoch geschändet. Ein Baum, der zu Ehren Halimis gepflanzt worden war, wurde abgesägt. „Wir werden noch größere, noch schönere Bäume pflanzen“, sagte Innenminister Castaner an.

Regierungssprecher gibt „Gelbwesten“ die Schuld

Regierungssprecher Benjamin Griveaux machte die Protestbewegung der „Gelbwesten“ mit für den Anstieg der Übergriffe verantwortlich. Am Rande ihrer Kundgebungen tauchten oft „absolut inakzeptable antisemitische Schmierereien“ auf, betonte er.

In Paris waren am Wochenende mehrere solche Schmierereien gefunden worden. Auf das Schaufenster einer Bagel-Bäckerei im Zentrum von Paris sprühten Unbekannte auf Deutsch das Wort „Juden“. Zudem wurden Briefkästen mit dem Porträt der Auschwitz-Überlebenden Simone Veil mit Hakenkreuzen beschmiert.

Auch antisemitische Schmähungen gegen Präsident Emmanuel Macron tauchten auf. Auf einem Garagentor im Zentrum der Hauptstadt wurde Macron als „Judenhure“ bezeichnet. Eine ähnliche Inschrift wurde am Sitz der Zeitung „Le Monde“ in einem Außenbezirk gefunden. Der Präsident arbeitete früher als Investmentbanker bei Rothschild.

Der Antisemitismus-Beauftragte der französischen Regierung, Frédéric Potier, kündigte juristische Schritte an. Er warnte davor, dass sich „der Hass auf Juden mit dem Hass auf die Demokratie paart“. Potier und der deutsche Antisemitismus-Beauftragte Felix Klein hatten im Dezember bei einem Treffen in Paris eine enge Zusammenarbeit und eine Initiative auf EU-Ebene vereinbart. (afp)



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