Kälte und Alarmstufe 2 in Peking: Haushalte mussten auf Gasheizung umstellen – jetzt wird das Gas knapp

Wer in Peking und Umgebung wohnt, für den könnte es diesen Winter unter Umständen kalt werden. In einem Fünf-Jahresplan der Pekinger Regierung mussten die Bürger seit 2013 ihre Kohleöfen abbauen und auf Gasheizung umstellen. Nun wird das Gas knapp.
Titelbild
Winter in Peking.Foto: GREG BAKER/AFP/Getty Images
Von und 15. Dezember 2017

Gas statt Kohle

Peking ist seit Jahren bekannt für extreme Luftverschmutzung und daraus resultierenden Smog. Man kennt die Bilder aus Peking, wo alles im Nebel zu versinken scheint und die Menschen sich nur mit Atemschutz im Freien bewegen.

Die Regierung hat die Schuld an der verdreckten Luft schon lang den Kohleöfen in die Schuhe geschoben. Schon immer heizen die Chinesen ihr Zuhause mit Holz und Kohle, kochen selbst ihr Essen zum Großteil noch auf Kohleöfen, zumindest außerhalb der modernen Metropolen.

2013 hatte die Pekinger Regierung dann zur Energiewende aufgerufen. Es hieß „Gas statt Kohle“. In einem Fünf-Jahresplan gegen Luftverschmutzung waren alle Haushalte in dem Gebiet um Peking herum aufgerufen, ihre Kohleöfen abzubauen und eine Gasheizung zu installieren. Der Umfang der Aktion sollte „2+26“ beinhalten, sprich die zwei großen Metropolen der Provinz – Peking und Tianjin, sowie 26 umliegende Städte in der Provinz Hebei.

Um die Kampagne wirksam in den Köpfen der Menschen zu verankern, griff man auf Methoden zurück, wie sie schon zur Zeit der Kulturrevolution üblich waren. Man beschmierte Wände mit Slogan und hängte überall Banner auf, wie hier auf dem Bild.

Auf dem roten Banner steht: Sieht man Kohlen, wird der Ofen abgerissen. Sieht man Rauch, wird das Haus abgerissen.

Auf der Wand steht: Wer Kohlen verkauft, wird verhaftet. Wer Kohlen verbrennt, wird auch verhaftet.

Alarmstufe zwei

Auf diese Weise wurde in den letzten Jahren schrittweise auf Gasheizung umgestellt und zwar so erfolgreich, dass Anfang dieses Winters plötzlich das Gas knapp wurde, es fehlen fast 20 Prozent. Ende November wurde in der Provinz Hebei der Gasnotstand ausgerufen, es gilt Alarmstufe zwei.

Nun hat die Pekinger Regierung erst einmal die Notbremse gezogen. Damit die Menschen zu Hause nicht frieren müssen, wurden zuerst die Lieferungen an die Industrie eingestellt.

Das Umweltministerium hat dann am 4. Dezember eine Eilmeldung herausgegeben, in der es hieß, dass in alles Gegenden, wo noch nicht vollständig auf Gas umgestellt worden ist, die Bürger wieder auf Kohle zurückgreifen sollten.

Doch wie sollte das gehen, empörten sich die Anwohner, wenn sie nicht mehr dafür ausgerüstet waren? Die „Gas statt Kohle“-Kampagne war gescheitert.

Atomenergie statt Gas

Um das Problem zu lösen, dachte sich die Regierung etwas Neues aus und propagiert nun eine andere Technik. Das staatliche Unternehmen „China National Nuclear Corporation“ erklärte Ende November auf einer Pressekonferenz, man habe jetzt statt einem Atomkraftwerk einen kleinen Atomreaktor aufgebaut, durch den man Wärme liefern könne. 

Man habe diesen Reaktor auch schon 168 Stunden lang getestet und es habe sich als erwiesen herausgestellt, dass die Art der Wärmeerzeugung zuverlässig und sicher sei. Auch die Radioaktivität sei nicht so hoch wie bei einem herkömmlichen Atomkraftwerk, es handele sich nur um zwei Prozent des sonst üblichen Wertes.

Das wird teuer

Die chinesische Epochtimes befragte dazu den Umweltexperten He Anquan in China: Dieser hatte vor Jahren eine NGO gegründet – „Informationszentrum für Atomsicherheit in China“. Er hat bereits viele Forschungen im Bereich Luftverschmutzung durch Radioaktivität betrieben.

Er sagt: „Früher war es in Nordchina üblich, mit Kohle zu heizen, dann wollte man plötzlich Gas und nun fordert die Regierung Atomenergie. Es komme dabei die berechtigte Frage auf, ob man mit der Aktion nicht nur schon wieder den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen will.“

Denn: Der Preis der Atomenergie sei definitiv höher als der der vorangegangenen Varianten, der Regierung sei es aber völlig egal, ob die Bürger sich das auch leisten können.

Zudem gebe es ein Problem mit der Sicherheit. Das Unternehmen, das die neue Technik entwickelt hat, hat diese in einem kleinen Institut für 168 Stunden laufen lassen. He sagt: „Um die Alltags-Tauglichkeit eines neuen Reaktors zu testen, braucht man Jahrzehnte. Erst dann kann man davon ausgehen, dass er sicher ist und keine Radioaktivität ausstrahlt. 168 Stunden sind dabei zu kurz.“

Auch die Behauptung des Unternehmens, dass der Reaktor nur zwei Prozent Radioaktivität eines konventionellen Atomkraftwerks ausstrahlt, sei fahrlässig. Selbst das kann schon zur Gefahr werden, sagt der Experte.

„Man kann mit fernem Wasser den Durst des Auges nicht löschen“

Auch ein Einwohner von Peking, Herr Xu, äußerte sich gegenüber Epochtimes zu dem Vorgang. Er sagte: „Man kann mit fernem Wasser den Durst des Auges nicht löschen.“ Damit meint er, dass der kleine Atomreaktor die akuten Probleme dieses Winters nicht lösen kann.

„Wie sollen die Menschen den kalten Winter überstehen“?, fragt er. „Die Leute in Peking haben drei Möglichkeiten – aber Elektrowärme und Gas können sich viele nicht leisten. Die Kampagne hat schon zwei Millionen Haushalte betroffen, jetzt gibt es nicht mehr genügend Gas.“

Weiter sagt er, dass er in Peking aufgewachsen sei und früher habe jede Familie mit Kohle geheizt. Trotzdem war der Himmel immer blau und man wusste nichts von Smog.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion