Wolfsgruß auch im Olympiastadion – Erdogan verfolgt Spiel vor Ort

Zahlreiche türkische Fans haben vor dem EM-Viertelfinale ihrer Mannschaft gegen die Niederlande im Berliner Olympiastadion den sogenannten Wolfsgruß gezeigt. Der türkische Präsident Erdogan verfolgte das Spiel vor Ort.
Recep Tayyip Erdogan (2.v.r), Präsident der Türkei, und seine Frau Emine Erdogan winken vor dem Spiel auf der Tribüne.
Recep Tayyip Erdogan (2.v.r), Präsident der Türkei, und seine Frau Emine Erdogan winken vor dem Spiel auf der Tribüne.Foto: Marcus Brandt/dpa
Epoch Times6. Juli 2024

Während der Nationalhymne war der Wolfsgruß vermehrt auf den Tribünen zu sehen, berichtete der Sportinformationsdienst am Samstagabend. Zuvor hatte die Berliner Polizei den türkischen Fanmarsch wegen des wiederholten Zeigens der umstrittenen Geste beendet.

Einsatzkräfte hatten den Marsch der Fans der türkischen Nationalmannschaft zunächst wegen des „massiven“ Zeigens des Wolfsgrußs angehalten und die Fans aufgefordert, „das Zeigen dieses Zeichens zu unterlassen“, wie die Polizei im Onlinedienst X schrieb. „Ein Fanwalk ist keine Plattform für politische Botschaften“, hieß es.

Später teilte die Polizei bei X mit, den Marsch wegen „fortgesetzter politischer Botschaften“ erneut angehalten und dann beendet zu haben. Die türkischen Fans seien per Lautsprecherdurchsagen aufgefordert worden, sich individuell zum Olympiastadion zu begeben, falls sie eine Karte hätten.

Die Partie wurde im Vorfeld wegen der Wolfsgruß-Debatte von Sicherheitsbedenken und diplomatischen Verstimmungen zwischen Deutschland und der Türkei überschattet. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei rief die Fans in Deutschland auf, auf das Zeigen des Wolfsgrußes zu verzichten. Dieser gilt als Symbol der rechtsextremen türkischen Organisation Graue Wölfe. Der Gruß ist gleichwohl in Deutschland nicht verboten.

Der türkische Abwehrspieler Merih Demiral hatte die Geste nach seinem zweiten Tor im Achtelfinalspiel gegen Österreich gezeigt und wurde dafür für die nächsten beiden Partien gesperrt.

Wegen Kritik aus der Bundesregierung an der Geste bestellte Ankara den deutschen Botschafter in der Türkei ein. Das Auswärtige Amt in Berlin bestellte seinerseits tags darauf den türkischen Botschafter ein. Der türkische Präsident Erdogan verfolgte das Spiel am Samstag gemeinsam mit seiner Frau Emine im Stadion.

Vor Beginn der Partie England gegen die Schweiz um 18 Uhr in Düsseldorf hatte die Berliner Polizei bei X die Schließung der Fanzonen in der Hauptstadt wegen der Wettervorhersage mitgeteilt. Noch vor dem Beginn der Partie Türkei gegen die Niederlande um 21 Uhr wurden die Fanzonen am Brandenburger Tor und am Reichstagsgebäude aber wieder geöffnet. „Die starken Sturmböen und potenziellen Gewitter sind über Berlin hinweggezogen und die Wetterlage hat sich deutlich entspannt“, erklärte der Veranstalter.

Erdogan in Berlin

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist wie angekündigt nach Berlin gereist, um nach dem Wolfsgruß-Eklat seinem Team im EM-Viertelfinale gegen die Niederlande den Rücken zu stärken. Im dunklen Anzug und mit roter Krawatte saß der 70-Jährige zusammen mit Ehefrau Emine im Berliner Olympiastadion auf der Tribüne.

Erdogan war erst kurz vor Anpfiff in der Hauptstadt gelandet und sollte unmittelbar nach dem Spiel wieder zurückfliegen. Für den Kurzbesuch hatte er extra seine geplante Reise nach Aserbaidschan abgesagt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus informierten Kreisen erfahren hatte.

Laut Teammanager Hamit Altintop hat der Besuch allerdings nichts mit der Wolfsgruß-Debatte zu tun. „Das war schon vorher abgesprochen, dass unser Staatschef zu diesem Spiel kommen wollte. Das hat mit dem Vorfall oder der Entscheidung der UEFA gar nichts zu tun“, sagte der ehemalige Bundesligaprofi bei MagentaTV.

Erdogan hält Kritik für übertrieben

Der türkische Nationalspieler Merih Demiral hatte am Dienstag beim 2:1 im Achtelfinale gegen Österreich nach seinem zweiten Tor in Leipzig den sogenannten Wolfsgruß gezeigt, der unter anderem einer rechtsextremistischen Bewegung zugeordnet werden sollte. Die UEFA sperrte den 26-Jährigen daraufhin für zwei Spiele.

Erdogan hält die Kritik an der Wolfsgruß-Geste des türkischen Nationalspielers offenbar für übertrieben. Der Spieler habe lediglich seine „Begeisterung“ gezeigt, sagte Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. (dpa/red)



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