Wolfsburg nicht ausverkauft – «Nuancen entscheiden»
Wolfsburg (dpa) – Die Abhängigkeit des VfL Wolfsburg vom Mutterkonzern Volkswagen wird nicht nur Sportchef Klaus Allofs beim dritten Champions-League-Spiel nochmals deutlich vor Augen geführt.
Auch gegen den niederländischen Meister und Traditionsclub PSV Eindhoven am Mittwoch (20.45 Uhr) dürften wieder etliche Plätze im eigenen Stadion leerbleiben. „Wir werden nicht ausverkauft sein, das steht fest“, bestätigte Allofs der Deutschen Presse-Agentur. Bis Dienstag waren gerade einmal gut 20 000 Karten für das eminent wichtige Vorrundenspiel abgesetzt.
Dabei hängt vom Auftritt gegen Eindhoven mit dem früheren Gladbacher Stürmer Luuk de Jong für den weiteren Verlauf vieles ab. „Unsere Gruppe ist sehr ausgeglichen. Deswegen ist das am Mittwoch schon ein sehr wichtiges Spiel. Zu Hause muss man da die Punkte behalten, wenn du weiterkommen willst“, meinte Nationalspieler Julian Draxler. Nach zwei Spieltagen beginnt die Gruppe B im Prinzip noch einmal neu. Alle Teams haben drei Punkte und die gleiche Tordifferenz. „Es werden Nuancen entscheiden“, prophezeite Trainer Dieter Hecking. Ein Sieg ist daher Pflicht. „Jetzt darf man sich nicht mehr viele Fehler erlauben. Zu Hause sollte man gewinnen“, forderte auch Allofs.
Beim ersten Königsklassen-Auftritt nach sechs Jahren Abstinenz vor einem Monat beim 1:0 gegen ZSKA Moskau waren nur gut 20 000 Zuschauer gekommen – zum Ärger von Allofs, dem klar sein dürfte, dass der luxuriöse Kader so auf Dauer ohne die VW-Millionen nicht zu finanzieren ist. Einige Wochen später inmitten der VW-Krise hört sich das Ganze trotzdem schon anders an. Eine erneute öffentliche Diskussion des Themas will man sich nun offenbar ersparen.
„Richtig ist, dass ich enttäuscht war. Das muss ich jetzt aber relativieren. Mir war nicht bewusst, welche Probleme mit einem Abendspiel um 20.45 Uhr verbunden sind“, meinte Allofs, der auf etliche Maßnahmen verwies, „die wir begonnen haben, die aber natürlich noch nicht sofort greifen können“.
Seit jeher hat der Club bei Partien in der Woche Probleme, das Stadion zu füllen – obwohl bei internationalen Spielen nur gut 26 000 Zuschauer zugelassen sind. Dies liegt offensichtlich vor allem auch am Schichtmodell bei VW, dem Hauptarbeitgeber der Stadt. Beim ersten Champions-League-Auftritt des VfL 2009 wurden die Schichten geändert, um den Arbeitern den Stadion-Besuch zu ermöglichen. Damals waren immerhin zwei Partien ausverkauft.
Gespräche darüber verbieten sich angesichts der VW-Krise diesmal jedoch. „Sie können sich sicher vorstellen, dass wir in der aktuellen Gemengelage keine Veränderungen vornehmen können“, meinte Allofs. Der Mutterkonzern hat nach dem Skandal um manipulierte Abgaswerte zur Zeit andere und vor allem größere Probleme, als sich um sein Verhältnis zum VfL zu kümmern.
Immer noch ist unklar, wie groß die Folgen der VW-Krise für den Club sein werden. VfL-Aufsichtsratschef und VW-Vorstand Francisco Javier Garcia Sanz sagte zwar vor kurzem bereits weiterhin „eine angemessen Unterstützung“ zu. Wie die künftig genau aussieht, blieb aber offen. Der geplante bis zu 40 Millionen Euro teure Neubau eines Nachwuchsleistungszentrums wurde bereits vorsorglich auf Eis gelegt.
Auswirkungen auf die Mannschaft soll der VW-Skandal aber nicht haben. Den im Sommer unter anderem durch den Rekord-Verkauf von Kevin De Bruyne (für gut 76 Millionen Euro zu Manchester City) erwirtschafteten Transfer-Überschuss in Höhe von rund 40 Millionen Euro will Allofs wieder in den Kader investieren. Möglicherweise im Winter schon. „Im Rahmen unserer Zielsetzung, uns erneut für die Champions League zu qualifizieren, werden wir weiterhin sinnvoll investieren“, kündigte Allofs an.
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