Erdöl: 100 Dollar sind erst ein Vorgeschmack

Kommantar
Titelbild
Händler in New York. Der Ölpreis überstieg erstmals die 100-Dollar-Marke. (AP Photo/Kathy Willens)
Von 7. Januar 2008

100 Dollar kostet jetzt ein Barrel Öl (159 Liter) – bald könnten es 200 Dollar sein – das Wehgeschrei ist groß. Vor 40 Jahren waren es noch vier Dollar pro Barrel, vor einem Jahr noch 67 Dollar.

Das können doch nur die bösen Spekulanten sein oder der Winter oder einige Anschläge auf Ölfelder in Nigeria, wird argumentiert. Viele Gründe werden jetzt wieder genannt und mit der irrigen Hoffnung verbunden, der Ölpreis möge doch bitte bald wieder sinken. Der Trugschluss zeigt, wie wenig Ahnung die meisten Ökonomen über die Gesetze des Marktes haben. Wunschbilder statt marktwirtschaftliches Denken!

Entscheidend für den hohen und immer höheren Ölpreis ist hauptsächlich die Endlichkeit des Erdöls. Etwa die Hälfte aller Vorkommen ist verbraucht. Und der Energiehunger steigt noch immer. Deshalb wird die 200 Dollar-Grenze viel schneller erreicht sein als die meisten vermuten. Und danach geht es auf 300 Dollar zu.

Das aber heißt:
Alles wird teurer: Benzin, Heizöl, Lebensmittel, Chemie, Pharmazie, Kunststoffe, Bauen, Reisen, Autos und Stahl. Das sind keine Hirngespinste, sondern marktwirtschaftliche Gesetze. Ein Stoff, den noch immer alle brauchen, der aber zu Ende geht, kann nur teurer werden. Die 100-Dollar-Grenze, die jetzt fiel, ist nur ein harmloser Vorgeschmack.

Ist der ökonomische Kollaps also unser Schicksal?
Jede Erhöhung des Ölpreises um 100 Dollar kostet die USA 100.000 Arbeitsplätze – aber für die Armen in den Ländern des Südens ist die Katastrophe viel dramatischer. Jeder Zehn-Dollar-Sprung bedeutet 1,5 Prozent Minus beim Bruttosozialprodukt. Solange die Welt am Öltropf hängt, kann es keine Vollbeschäftigung und kein Entkommen aus der Armutsfalle geben.

Seit Jahren stagniert die Fördermenge von täglich etwa 85 Millionen Barrel Erdöl. Bald wird sie weiter zurückgehen. Denn das meiste, was heute gefördert wird, wurde vor dem Jahr 1980 gefunden. Damals konnten die Ingenieure irgendwo in Arabien einige Rohre in den Boden rammen und schon sprudelte das Erdöl. Heute ist die Förderung von Öl zehnmal so teuer. Allein in den letzten zwei Jahren stieg der Förderpreis um 50 Prozent. Und auch das ist erst der Anfang.

Was also tun?
Die Antwort ist längst bekannt, aber sie wird noch immer bekämpft und verdrängt: Energie effizienter nutzen, Energie sparen und auf erneuerbare Energien umsteigen. Je früher ein Land und eine Gesellschaft diese Notwendigkeit als unaufschiebbar begreift, desto größer sind die Chancen für ein neues Wirtschaftswunder mit 100 Prozent erneuerbaren Energien als Basis.

Jeder Tag, an dem diese Erkenntnis in dem wirtschaftlichen Alltag umgesetzt wird, ist ein gewonnener Tag. Und jedes Jahr ein gewonnenes Jahr für die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Wahr ist die Erkenntnis von Hermann Scheer: „Die Mehrkosten für erneuerbare Energien von heute sind vermiedene Umweltschäden und niedrigere Energiekosten von morgen.“

Umweltschutz und Klimaschutz kosten, aber kein Klimaschutz kostet die Zukunft. (Franz Alt 2008)

Weitere Informationen: Sonnenseite von Franz Alt



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