Klaus Schwab tritt als Vorsitzender des WEF zurück – Norweger Brende soll Leitung übernehmen

Nach mehr als einem halben Jahrhundert wird der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, seine Leitungstätigkeit bei der Institution abgeben. Der Norweger Børge Brende wird voraussichtlich seinen Posten übernehmen. Das WEF steht vor einer Strukturreform.
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Der Gründer und geschäftsführende Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab.Foto: Fabrice Coffrini/AFP via Getty Images
Von 21. Mai 2024

Der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, wird seinen Leitungsposten bei der 1971 gegründeten Institution zurücklegen. Dies berichtete die Newsplattform „Semafor“ am Dienstag, 21. Mai. Zuvor hatte das Medium aus dem Umfeld des WEF selbst eine E-Mail zugespielt bekommen, die der 86-Jährige an dessen Mitarbeiter gerichtet habe.

Künftig wird Schwab nur noch dem Kuratorium des WEF vorsitzen

Schwab wird demnach als geschäftsführender Vorsitzender des Forums zurücktreten, das sich selbst als eine „führende globale Institution für öffentlich-private Zusammenarbeit“ betrachtet. Nach mehr als 50 Jahren an der Spitze des WEF werde er bis Januar 2025 in die Funktion als nicht-geschäftsführender Vorsitzender des Kuratoriums wechseln.

Der Rückzug aus der Exekutivposition müsse noch von der Schweizer Regierung genehmigt werden, teilte Schwab mit. Dies gilt jedoch als reine Formsache. Ein Sprecher des WEF kündigte an, im Zuge der Entwicklung werde es auch Änderungen in der Führungsstruktur des Forums geben.

Über die Person seines Nachfolgers als Leiter des WEF habe Schwab keine Angaben gemacht, heißt es in dem Bericht weiter. Allerdings habe bereits im Vorjahr der Vorstand unter der Leitung von Präsident Børge Brende „die volle Verantwortung für die Geschäftsführung übernommen“.

Mutmaßlicher Nachfolger an WEF-Spitze gilt ebenfalls als KPC-offen

Brende hatte in der Zeit zwischen 2001 und 2017 in Norwegen insgesamt drei Ministerposten inne. Nachdem er 2017 das Amt des Außenministers verlassen hatte, wechselte er als Präsident zum WEF. Als Vorsitzender der Jugendorganisation der konservativen Partei „Høyre“ setzte er sich für einen Beitritt Norwegens zur damaligen Europäischen Gemeinschaft (EG) ein. Als Außenminister trieb er die Normalisierung der Beziehungen Norwegens zur kommunistischen Partei in China (KPC) voran. Auch Schwab hatte stets großen Wert auf Dialog mit der KPC gelegt.

Ursprünglich hatte die Vereinigung als „Europäisches Managementforum“ begonnen. Mit Fortdauer der Zeit hatten immer mehr Politiker, Konzernmanager, Zentralbanker, Führungskräfte von Wall-Street-Banken und Prominente teilgenommen. Zuletzt hatten sich mehrere Tausend Entscheidungsträger dort eingefunden. Das Forum soll allein 2023 nicht weniger als 500 Millionen US-Dollar eingenommen haben.

Schwab zeigt sich auch regelmäßig auf internationalen Gipfeltreffen – unter anderem in Europa, Asien und Nordamerika. Das WEF ist in der Schweiz als gemeinnützige Stiftung anerkannt und hat vor wenigen Jahren den Status einer internationalen Organisation zugesprochen bekommen.

Schwab baute das Forum zu umfassender Plattform für „Governance“-Fragen aus

Mit Fortdauer der Zeit hatte sich das WEF unter Schwab von einem hauptsächlich auf Wirtschaftsfragen spezialisierten Forum weiterentwickelt. Es wurde zu einer jährlich zusammentretenden Diskussionsplattform mit breitem Themenspektrum. Zunehmend spielten auch Themen wie Geopolitik, Umweltfragen, soziales Unternehmertum und Gesundheit eine Rolle.

Das WEF selbst hat sich zum Ziel gesetzt, eine Art öffentlich-private Partnerschaft mit der UNO zu bilden, um gemeinsam staatliche und nicht staatliche Governance-Systeme zu optimieren. Dazu organisiert man Fachtreffen, finanziert Forschungsberichte und bietet mit dem jährlichen Treffen eine Chance zum informellen Gespräch zwischen globalen Entscheidungsträgern.

Kritiker werfen der Einrichtung hingegen vor, globale Entwicklungen aus elitärer und häufig eurozentrischer Perspektive zu betrachten. Die Organisation sei intransparent und versuche, sich trotz fehlender demokratischer Legitimation mit nicht mehrheitsfähigen Ideen in Angelegenheiten gewählter Regierungen einzumischen. Das WEF selbst sieht sich hingegen als Opfer von „Desinformation“ und Verschwörungstheorien.



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