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Wie sich der Strompreis zusammensetzt – und was ihn steigen lässt

Der Strompreis steigt und steigt. Vor allem private Stromabnehmer sind betroffen. Sie bezahlen zum großen Teil die EEG-Umlage - die Industrie ist fast vollständig befreit. Auch die neue Offshore-Netzumlage, die die bisherige Offshore-Haftungsumlage ersetzt, müssen sie bezahlen.

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Ein Formular für eine Banküberweisung und Euro Geldscheine.

Foto: iStock

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Der Strompreis ist seit dem Jahr 2000 fast durchgängig gestiegen. Der Preis pro Kilowattstunde ist im bundesweiten Schnitt nach Angaben von Vergleichsportalen auf jetzt mehr als 29 Cent geklettert. Das ist mehr als doppelt so viel wie die 14 Cent im Jahr 2000, als die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingeführt wurde. Dass derzeit viele Versorger ihre Preise weiter erhöhen, hat verschiedene Gründe.

Die Energieversorger: Die CO2-Rechte treiben die Preise

Die Anbieter beklagen einen deutlich höheren Kostendruck durch gestiegene Beschaffungskosten. Das bedeutet, dass sie an den Großhandelsmärkten deutlich mehr für den Einkauf von Strom bezahlen müssen. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind diese Kosten für die Versorger binnen zwei Jahren um mehr als die Hälfte gestiegen.
Das wiederum liegt vor allem an den gestiegenen Kosten für CO2-Verschmutzungsrechte, die Betreibern einen Anreiz geben sollen, ihre Emissionen zu verringern. Kraftwerksbetreiber in der EU müssen für jede Tonne CO2, die sie in die Luft blasen, solche Verschmutzungsrechte vorweisen. Der Preis für diese Zertifikate ist im vergangenen Jahr kräftig nach oben geklettert.
Außerdem sind auch Brennstoffe wie Kohle und Erdgas, die zur Erzeugung von Strom verwendet werden, teurer geworden.

Steuern, Abgaben, Umlagen, Netzentgelte

Die Versorger können grundsätzlich nur rund 20 Prozent des Strompreises selbst beeinflussen. Einen deutlich größeren Anteil machen Steuern, Abgaben und Umlagen aus – nach Angaben des BDEW im vergangenen Jahr insgesamt 54 Prozent. Darunter fallen beispielsweise die EEG-Umlage oder die Mehrwertsteuer.
Hinzu kommen die Netzentgelte, also die Kosten für die Netzinfrastruktur, die auf die Netznutzer und damit auch auf die Verbraucher umgelegt werden. Sie machen rund ein Viertel des Strompreises aus.

Die EEG-Umlage

Die Ökostrom-Umlage, die alle Stromkunden zahlen und die die Energiewende finanzieren soll, macht insgesamt knapp ein Viertel des Strompreises aus. Die Umlage ist in diesem Jahr von knapp 6,8 Cent um 5,7 Prozent auf rund 6,4 Cent pro Kilowattstunde gesunken.
Eine Familie mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden Strom zahlt damit – inklusive Mehrwertsteuer – 18 Euro weniger im Jahr, wie das Vergleichsportal Verivox ausrechnete.

Die neue Offshore-Netzumlage zahlen vor allem Privathaushalte

Zu Buche schlagen wird auch die neue Offshore-Netzumlage, die die bisherige Offshore-Haftungsumlage ersetzt. Sie enthält die Kosten für den Ausbau des Offshore-Netzes in der Nord- und Ostsee und wird rund 0,4 Cent pro Kilowattstunde betragen. Zuvor war es etwa ein Zehntel: rund 0,04 Cent.
Diese Umlage wird wie die EEG-Umlage vor allem von den Verbrauchern getragen – die Industrie ist fast vollständig befreit. Laut Verivox ergibt sich eine Zusatzbelastung von rund 18 Euro – die Entlastung bei der EEG-Umlage ist also vollständig kompensiert.
Verivox rechnet damit, dass die Strompreise in den kommenden Monaten weiter klettern. Angesichts der großen Herausforderungen, vor denen das deutsche Stromsystem angesichts des Atom- und Kohleausstiegs, des Themas Elektromobilität, sowie des Netzausbaus müssten sich Verbraucher auch mittel- bis langfristig auf weiter steigende Strompreise einstellen.
Check24 erklärte bereits im vergangenen Jahr, dass es ohne spürbare Entlastung bei staatlichen Bestandteilen oder bei den Netzentgelten für Privathaushalte 2019 wenig Hoffnung auf niedrigere Strompreise gebe. (afp)

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