„Taktik der verbrannten Erde“ – Energiewende ist ein Krieg gegen das deutsche Volk

Deutschland schaltet ab, Finnland und andere Nationen schalten ein. Darüber, wie es nun weitergeht, sprach Epoch Times mit einem, der früher selbst Kernkraftwerke steuerte und es anderen beibrachte.
Eines der letzten sechs Kernkraftwerke, Gundremmingen (Bayern), im Abendlicht.
Das Kernkraftwerk Gundremmingen (Bayern) im Abendlicht.Foto: iStock
Von 18. Mai 2023

Die deutschen Kernkraftwerke sind aus, ob diese Entscheidung sinnvoll und vernünftig war oder dem Klimaschutz dient, steht auf einem anderen Blatt. Epoch Times sprach mit dem Kernenergietechniker und ehemaligen Oberschichtleiter des Kernkraftwerks Greifswald, Manfred Haferburg, über die Zukunft der (deutschen) Energieversorgung.

Herr Haferburg, bitte stellen Sie sich kurz vor. Wie kamen Sie zur Kernenergie? Welche Rolle nahm/nimmt Sie in ihrem Leben ein?

Ich habe an der Technischen Universität Dresden Kernenergetik studiert. Das war damals eine Unterfachrichtung vom Maschinenbau. Anfang der 70er-Jahre war die große Hochzeit der Kernenergie, wo man große Hoffnungen darauf setzte – und ich natürlich auch. Es war auch irgendwie schick, Kernenergie zu studieren. Man konnte bei den Mädchen punkten, wenn man sagte, was für ein toller Physiker man ist.

Danach habe ich im Kernkraftwerk Rheinsberg ein Jahr lang Reaktorfahrer gelernt und bin Mitte der 70er-Jahre nach Greifswald gegangen. Dort wurde ich Blockleiter für die Inbetriebsetzung des ersten Blockes. Kurze Zeit später haben wir einen Block nach dem anderen in Betrieb genommen und Greifswald wurde – von der Ausdehnung des Maschinenhauses her – das weltweit größte Kernkraftwerk. Fünf Jahre später war ich schon Oberschichtleiter im Kraftwerk. Das sind die Leute, die das Kraftwerk wirklich bedienen können, die alle Zeiger ablesen und im richtigen Moment die richtigen Knöpfchen drücken können.

Allerdings konnte man eigentlich nicht in einer solchen Führungsposition bestehen, wenn man nicht in der Sozialistischen Einheitspartei war. Und dazu hatte ich keine Lust, was dann zu einer heftigen beruflichen und persönlichen Kollision führte. Nachdem sie mich aus politischen Gründen rausgeschmissen hatten, bin ich Leiter des Ausbildungszentrums und Simulator-Ausbilder geworden. Dann haben sie mich „zersetzt“ und ich bin im Stasigefängnis in Hohenschönhausen gelandet. In meinem Buch „Wohnhaft“ beschreibe ich diese ganzen Vorgänge, die schon sehr, sehr spannend waren.

Nach der Wende habe ich für einen großen deutschen Energieversorger gearbeitet und mich 16 Jahre lang in einer Pariser Watchdog-Organisation mit nuklearer Sicherheit für Kernkraftwerke beschäftigt. In dieser Zeit habe ich mehr Kernkraftwerke von innen gesehen, als sich die meisten Leute vorstellen können. Ich habe eigentlich mein ganzes berufliches Leben im Kernkraftwerk verbracht. Ich habe das von der Pike auf gelernt.

Kommen wir von vor einigen Jahrzehnten zu Mitte April 2023. Wie schätzen Sie die Energiesicherheit hierzulande aktuell ein?

Der Kernkraftausstieg hat die Energiesicherheit noch ein wenig weiter verschoben – in Richtung unsicher. Die Verunsicherung der Energieversorgung geht ja schon seit Jahren: Wir schalten seit Jahren Kraftwerkskapazitäten ab und versuchen sie zu ersetzen durch volatile Energiequellen wie Wind, der ab und zu mal schlafen geht, und Sonne, die abends in der Regel untergeht.

Wenn man ein Netz sicher betreiben will, muss man Margen haben, Reserven sozusagen. Zum Beispiel, wenn in der Halbzeitpause eines Fußballspiels gleichzeitig ein paar Millionen Leute den Kaffeekessel anschalten. Das muss ein Netz abkönnen und dazu brauchen sie Netzreserven, die systematisch von den grünen Maschinenstürmern zerstört werden.

Mit der Abschaltung dieser 4,5 Gigawatt sind wir jetzt über die Margengrenzen hinaus. Wenn Sie die Lastkurven in jener Nacht betrachten, sehen Sie, dass sie die drei Kernkraftwerke ab 22 Uhr mit zusammengenommen 30 Megawatt (MW) pro Minute runtergefahren haben und in gleichem Maße mussten andere Kraftwerke hochgefahren werden.

Im Wesentlichen stieg in diesem Fall aber der Import. Sprich, dieses Abschalten der Kernkraftwerke konnte schon nicht mehr durch eigene Kohle- oder Gaskraftwerke ausgeregelt werden. Wenn wir vom maximalen Verbrauch ausgehen und dann noch etwas Reserve einkalkulieren wollen, wird es dunkel. Wenn wir jetzt 70 Gigawatt verbrauchen, können wir selbst diese Leistung nicht mehr zu jeder Zeit sichern.

Deutschland ist mit der Abschaltung der drei letzten großen Anlagen zum Strom-Nettoimporteur geworden. Wir können ab jetzt nur noch Strom exportieren, wenn wir viel Sonne und Wind haben. Dann füllen die Österreicher und Schweizer ihre Pumpspeicherwerke und wir bezahlen sie noch dafür, dass wir ihnen Strom geben dürfen. Zwei Stunden später, wenn die Sonne unter- und der Wind schlafen geht, bezahlen wir sie wieder. Dann kaufen wir ihnen den Pumpspeicherstrom für sehr viel Geld ab.

Wenn wir den Strom, den wir bräuchten, nicht mehr haben, welche Auswirkungen hat das?

Schauen Sie sich die Aluminiumindustrie an, die Hütten wurden im letzten Jahr über 200 Mal abgeschaltet. Stundenweise. Das heißt, das Lastmanagement greift jetzt durch auf den Verbrauch. Das ist die „angebotsorientierte Stromversorgung“. Das kann man mit den Aluhütten mal zwei Stunden machen. Wenn das allerdings mal ein paar Stunden länger geht, können sie die Schmelzöfen wegschmeißen, weil die Schmelzen dann erstarren. Die kriegen sie auch nicht wieder erwärmt, die müssen sie aufstemmen. So geht es vielen Industriezweigen, auch die BASF wird runtergefahren.

Dazu kommen die geplanten Abschaltungen von Kohlekraftwerken in diesem und nächsten Jahr – was sich nicht verträgt, denn es wurden erst 14 Kohlekraftwerke wieder aus der Reserve geholt. Wenn das so weitergeht, wenn die geplante Abschaltung kommt, dann wird sich diese „angebotsorientierte Stromversorgung“ sicher auch auf die Verbraucher ausdehnen.

Das fängt bei der Abschaltung von E-Autos und Wärmepumpen an. Wenn das nicht reicht, dann gehts auf Städte. Dann bekommen wir südafrikanische Verhältnisse, wo Sie jeden Tag zwei mal zwei Stunden den Strom abgestellt bekommen.

Nachts oder tagsüber, wenn man nicht zu Hause ist, kann man damit leben …

Ja, die Verbrauchsspitzen sind aber, wenn alle zu Hause sind – zum Frühstück und am Abend. Da werden sie nicht gefragt. Diese rollenden Brownouts werden im besten Fall vorher bekannt gegeben und darauf können sie sich dann einrichten.

Gibt es weitere Bereiche, die mit Problemen rechnen müssen? Wie ist es mit der Abwasserbehandlung, der Lebensmittelindustrie oder der Medizin?

In der Strahlenmedizin, in der Radiologie brauchen sie Molybdän, um Technetium-99 herzustellen. Das kommt aber nicht aus den Druckwasserreaktoren, die wir in Deutschland betrieben haben. In Deutschland ist die Wiederaufbereitung gesetzlich verboten. Das heißt, das Molybdän, welches während der Spaltprozesse entstanden ist, steht in den Zwischenlagern und wartet dort auf bessere Zeiten.

Nach meinem Kenntnisstand bekommen sie das Molybdän nur aus einer Handvoll kleiner spezieller Reaktoren, die dafür gebaut sind. Oder aus ein paar CANDUs [Anm. d. Red.: eine kanadische Reaktorbauart], die damit einen kleinen Nebenverdienst haben, aus Russlands RBMKs oder aus [den Aufbereitungsanlagen im britischen] Sellafield oder La Hague [Frankreich], wo es extrahiert wird.

Es gibt derzeit schon eine Technetium-99-Knappheit, weil die Reaktoren, die Molybdän herstellen können, alle über 40 Jahre alt sind. In Garching bei München gibt es seit 2022 einen Forschungsreaktor, der das auch herstellen kann. Unsere großen Kernkraftwerke Isar, Neckarwestheim und Lingen sind dafür nicht vorgesehen und geeignet gewesen, weil wir eben den Brennstoff nicht aufbereiten.

Auch in Bereichen wie der Lebensmittelsterilisierung und Werkstoffprüfung spielten die Kernkraftwerke keine Rolle. Das sind andere Produkte, die aus meiner Sicht mit der kommerziellen Stromerzeugung nichts zu tun haben.

Zurück zur Stromerzeugung ohne Kohle- und Kernkraftwerke. Welche sicheren, bezahlbaren und vernünftigen Alternativen hat die Stromversorgung?

Eine sichere, bezahlbare Energieversorgung zu gewährleisten, halte ich unter den aktuellen politischen Bedingungen für ein Ding der Unmöglichkeit. Gas hat zwar einen geringeren CO₂-Ausstoß als Kohle, aber eben nicht keinen. Jedoch können sie die Grundlastkraftwerke nicht abschalten, wenn sie kein Gas mehr haben, um das alles zu ersetzen.

Hinzu kommt, dass uns nicht nur das Gas fehlt, sondern auch die Gaskraftwerke. Wir müssten bis zum Jahr 2030 ungefähr 50 Gaskraftwerke à 300 MW bauen. Die sollen dann auch gleich „H₂-ready“ sein – sich also auf Wasserstoff umstellen lassen. Derartige Kraftwerke sind noch nicht mal erfunden. Und selbst wenn – die Projektierung und Bauzeit eines Gaskraftwerks schätze ich auf minimal sechs bis sieben Jahren. Sie müssen einen Standort finden und erschließen, die Finanzierung sichern, das Kraftwerk projektieren und dann müssen sie 50 Hersteller finden, die Ihnen gleichzeitig 50 Gaskraftwerke bauen.

Das ist, glaube ich, ganz vorsichtig ausgedrückt, sehr ambitiös. Auch wenn es gelingen sollte, hätte es enorme ökonomische Folgen. Dann kostet die Energiewende tatsächlich so viel wie eine Kugel Eis – und zwar pro Kilowattstunde Strom.

Die vernünftigen Lösungen fallen also weg. Was wäre denn technisch denkbar?

Technisch denkbar ist, dass man die Kohlekraftwerke weiterlaufen lässt. Die Kernkraftwerke, die letzten drei, die Mitte April abgeschaltet wurden, könnte man reaktivieren. Bei den anderen bin ich mir nicht mehr so sicher. Die haben, soweit ich weiß, die Dekontaminierungsphase hinter sich und sind demzufolge unbrauchbar geworden. Ein paar Gaskraftwerke. Import. Das ist das, was Ihnen jetzt noch bleibt.

Die Energiewende ist bereits gescheitert, würde ich sagen.

Ist es möglich, dass ein Kraftwerk sagt, wir sind systemrelevant, wir können nicht ausschalten?

Das ist kein gangbarer Weg. Das deutsche Netz wird von vier großen Lastverteilern gesteuert, nicht von den Kraftwerken. Die Jungs in den Leitwarten machen einen hervorragenden Job, sonst hätten wir längst einen Blackout gehabt.

Die Zahl der Handeingriffe im Jahr 2000 konnte man (fast) an einer Hand abzählen. Es waren sechs Maßnahmen im ganzen Jahr. Jetzt sind wir bei über 1.000 pro Monat.

Ich habe die Zahlen nachgeschaut. Allein vom 1. Januar bis zum 30. April dieses Jahres waren 5.653 regulierende Eingriffe nötig. Das sind fast 50 pro Tag.

Genau, das ist eine große Leistung, die die Kollegen dort vollbringen. Die sagen den Kraftwerken, was sie machen sollen. Wenn der Lastenverteiler sagt, ihr müsst die Leistung senken, dann wird das Kraftwerk das machen. Es ist also nicht denkbar, dass eine Kraftwerksschicht sagt, wir fahren jetzt das Kraftwerk nicht ab.

Andersherum ist es natürlich durchaus möglich, dass das Kraftwerk sagt, ich muss jetzt abfahren, weil ich einen technischen Grund habe. Das habe ich in meiner Karriere schon zigmal gemacht. Dass die Revolution sozusagen aus der Kraftwerkswarte kommt, das sehe ich nicht. Das ist undenkbar.

Das heißt also, unsere Kraftwerke sind aus und werden es vermutlich bleiben. Gibt es einen Unterschied zwischen den deutschen und etwa französischen KKW?

Natürlich gibt es Unterschiede. Weltweit gibt es etwa 450 Kernkraftwerke, 120 habe ich persönlich von innen gesehen. Das schönste Kraftwerk, was ich je in meinem Leben gesehen habe, ist Olkiluoto 3. Dieses finnische Kraftwerk ist praktisch zeitgleich mit dem Abschalten in Deutschland ans Netz gegangen. Dieser EPR-Reaktor ist der Gipfel der Ingenieurskunst, was heute an Verfügbarkeit und Sicherheit geleistet werden kann. Das ist so toll gebaut, dass es schon wieder schön ist.

Die Väter dieser Anlage waren unsere drei Kernkraftwerke. Ich kenne sie alle von innen und mir fehlen die Worte angesichts der Zerstörung, wenn wir diese verschrotten. Auch das waren supertolle Kraftwerke. Aus diesen sogenannten Konvoi-Kraftwerken ist der Europäische Druckwasserreaktor (EPR) hervorgegangen.

Die französischen Anlagen, die russischen und anderen Anlagen auf der Welt erfüllen ihren Zweck. Es sind Industrieanlagen, mit einer standardisierten Sicherheit. Das heißt also, drei Sicherheitsstränge, Notstromdiesel und Batterien, Noteinspeisung, Notkühlsysteme, Sicherheitseinschlusssysteme für die radioaktiven Stoffe. Das ist alles weltweit vergleichbar, allerdings in Schattierungen.

Die deutschen Anlagen waren denen überlegen. Wir hatten nicht drei Sicherheitsstränge, wir hatten vier und dazu noch einen großen transportablen Diesel. Wenn Sie dann nach Pakistan kommen und sich das Kernkraftwerk Karatschi (KANUPP) ansehen, dann ist das natürlich eine andere Hausnummer. Das Gleiche in Kakrapar (Indien), das sind alles Industrieanlagen, die ausreichend sicher betrieben werden.

In solchen Anlagen kommt es auch mal zu Ereignissen. Bei weltweit 450 Kernkraftwerken können Sie eigentlich darauf warten, dass wieder mal was passiert.

Robert Habeck sagte kürzlich über Kernkraftwerke in der Ukraine: „Das ist auch in Ordnung, solange die Dinger sicher laufen. Sie sind ja gebaut“. Wie sehen Sie das?

Da hat sich der Minister ein schönes Eigentor geschossen. Einerseits stehen die deutschen Kraftwerke auch – noch. Andererseits ist diese Aussage von einer frappierenden Unkenntnis geprägt.

Ich bin der Überzeugung, dass ein Kernkraftwerk in einem Kriegsgebiet – sobald es in einen solchen Konflikt gerät – runtergefahren und abgekühlt werden muss. Es muss außer Betrieb genommen werden. Am besten, man entlädt den Reaktor noch. So kann man es dann stehen lassen.

Eine Bombe richtet dann kaum Schaden an. Um in den Reaktor zu gelangen, müssten sie schon eine bunkerbrechende Rakete darauf schießen. Im entladenen Zustand kann selbst dann nicht viel passieren, es würde jedenfalls nicht zu einem katastrophalen Unfall wie in Tschernobyl kommen.

Lassen wir die Kernkraftwerke hinter uns und gehen dem Wunschtraum der Kernenergie nach: Kernfusion. Sehen Sie darin eine Alternative?

Die Kernfusion ist natürlich eine sehr interessante Energiequelle, an der man unbedingt weiterforschen muss. Gleichwohl ist es für Ingenieure eine Herausforderung, dieses zappelnde Plasma zu halten. Das ist der Sonnenprozess und hat eine Temperatur von 120 bis 150 Millionen Grad Celsius.

Es gibt auf der Erde keinen Werkstoff, der diesen Temperaturen standhalten kann. Also müssen sie das in ein Magnetfeld einschließen. Das Magnetfeld muss aber so schlau und so schnell sein, dass es diese Zappler immer ausgleichen kann. Das können Sie sich vorstellen, wie bei einem Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung. Die nehmen die Geräusche von außen in Echtzeit auf und erzeugen eine Gegenfrequenz, um sie zu dämpfen. Ungefähr so müssen sie sich dieses Magnetfeld um die Kernfusion vorstellen – nur viel, viel schneller und viel komplizierter.

Sagen wir, sie haben es geschafft und können das Plasma zuverlässig halten, dann müssen sie diese 120 Millionen Grad Celsius auskoppeln. Das heißt, Sie müssen die Wärme da irgendwie herausbekommen – kontrolliert – und in etwas Nutzbares umwandeln.

Also, die Kernfusion ist eine tolle Sache. Ich war in Cadarache und habe mir das [südfranzösische Kernforschungszentrum] angeschaut. Ich bewundere die Ingenieure, die dort mit Optimismus arbeiten und für ihre Enkelkinder (vor)arbeiten. Aber da gibt es die Haferburgsche Kernfusionskonstante, die besagt, dass es immer noch genau 50 Jahre bis zur Industriereife dieser Technologie dauert – unabhängig vom Zeitpunkt der Betrachtung. Diese Konstante habe ich schon während meines Studiums als Spaß geprägt.

Auf Kernfusion würde ich zur Rettung der Energiewende nicht bauen.

Ich würde bauen auf die neuen Reaktortechnologien, die derzeit entwickelt werden: die Thoriumflüssigsalzreaktoren, den Kugelhaufenreaktor, den Dual-Fluid-Reaktor. Letzterer könnte die Energiewende retten, wenn man ihn innerhalb der nächsten zehn bis 15 Jahre gebaut bekommt.

Diese Technologien, die wir bereits haben und die wir momentan weltweit entwickeln, werden das Energieproblem für die nächsten 300 Jahre lösen. Bis dahin haben wir dann wahrscheinlich auch die Fusion im Griff.

Aber in Deutschland ist das alles nicht möglich. Stattdessen zerstören sie die Kraftwerke. Sie schalten die Forschung ab, indem sie ihnen keine Gelder mehr geben, sie schaffen die Studienrichtungen ab. Das nennen sie vornehm Fadenriss. Was es in Wirklichkeit ist, ist eine altbekannte deutsche Taktik im Krieg, die Taktik der verbrannten Erde.

Wie lange würde es dauern, diese Erde wieder fruchtbar zu machen?

Wenn eine neue Regierung käme und sich umentscheiden würde: ‚Wir machen wieder Kernenergie‘ –, dann dauerte es mindestens 15 Jahre, vielleicht 20 Jahre. Sie müssen erst mal wieder Leute ausbilden. Für das Studium brauchen Sie fünf Jahre, für den Kernenergetiker noch mal fünf Jahre, bis Sie ein Kernkraftwerk überhaupt bedienen können. Sie brauchen die Physiker, Sie brauchen die Werkstoffe, Sie brauchen die Behörden, die so etwas auch führen können. Das gibt es alles nicht mehr. Das geht alles den Bach runter.

Siemens konnte mal das beste Kernkraftwerk der Welt bauen – den Konvoi-Block. Die können heute nicht mal mehr die Pumpen dafür bauen. Also der Fadenriss oder die verbrannte Erde hat schon gewirkt. Für mich sieht das alles aus wie ein Krieg, den die aktuelle Regierung und auch schon die vorhergehende Große Koalition gegen die eigene Bevölkerung führt.

Wenn doch entschieden wird, ein neues Kernkraftwerk zu bauen, welche Genehmigungen sind nötig, damit es funktioniert?

Das kann man nicht beschreiben, weil das unbeschreiblich ist. Ich weiß nicht, ob Sie mal etwas von der „Kalkarisierung“ gehört haben. In Kalkar am Unterrhein hatte man 1986 den ersten Schnellen Brüter der Welt gebaut. Dann hat die SPD die Wahl verloren und wollte diesen Reaktor zu Fall bringen. Das hat man gemacht mittels behördlicher Obstruktion, mit dem Anschein der Legalität. Man hat das Kraftwerk totgenehmigt.

Am Ende hatte man 800 Meter nebeneinandergestellte Aktenordner mit vielen Millionen Seiten, ein paar Millionen Stempeln und ein paar Millionen Unterschriften – der Reaktor ging nie in Betrieb. Wenn Sie jetzt ein neues Kernkraftwerk bauen wollen, dann brauchen Sie wieder einen solchen Papierberg.

Wir haben bei den Kernkraftwerkern einen Witz: Kommt ein Lkw ans Betriebstor. Der Fahrer steigt mit einem kleinen Paket aus, bringt das in die Wache und sagt: „Hier, das ist eure Pumpe. Die Unterlagen habe ich hinten auf dem Truck.“

Herr Haferburg, was würden Sie sich für die zukünftige Stromversorgung wünschen?

Vernunft. Menschliche Intelligenz. Bezüglich der Technologie, wenn ich was zu sagen hätte, wenn ich der König von Deutschland wäre, würde ich den Dual-Fluid-Reaktor zurück nach Deutschland holen und sagen: „Hier sind zehn Milliarden Euro, wir wollen in zehn Jahren einen funktionsfähigen Prototyp sehen mit 500 MW“.

Das ist ein Viertel von dem, was derzeit pro Jahr für die Energiewende ausgeben wird.

Damit könnte die Energiewende gerettet werden, weil es die einzige Technologie ist, die billig genug Strom herstellen kann, um eine Wasserstoff-Wirtschaft aufzubauen. Mit Wind und Sonne geht das nicht. Wir leben so schon in einer Industriebrache mit diesen Windrädern.

Mit dem Dual-Fluid-Reaktor könnten sie Wasserstoff in den erforderlichen ungeheuren Mengen generieren. Dann könnten sie alternative Kraftstoffe produzieren. Und sie könnten in diesen Reaktoren auch die Abfälle, die derzeit in den Zwischenlagern stehen, verbrennen. Nur aus diesen Abfällen haben wir für die nächsten 300 Jahre genug Strom für Deutschland.

Was würden Sie der Bundesregierung gern mit auf den Weg geben?

Ab und zu mal mit jemandem reden, der was davon versteht. Wenigstens ab und zu mal zuhören. Aber nicht den Lobbyisten, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben und die Karre gegen die Wand fahren. Sie können ja auch mal jemanden fragen, der was davon versteht, Professor Thess oder Professor Vahrenholt zum Beispiel. Das sind alles Leute, die sich auskennen, aber sie werden verunglimpft und ausgegrenzt und sind nicht wichtig genug.

Würden Sie der Bundesregierung für solch ein Gespräch zur Verfügung stehen?

Natürlich. Das habe ich auch schon gemacht. Das ist für mich unvergesslich.

Die AfD hatte im Sächsischen Landtag einen Antrag gestellt, die Kernkraftwerke weiterzubetreiben. Da waren noch sechs in Betrieb. Eine solch absurde Veranstaltung habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt.

Da gab es zwei Experten, die pro Kernenergie waren und drei Experten, die dagegen waren. Schon damals hat tatsächlich einer der Redner gesagt, die Energiewende wäre dadurch zu stemmen, dass die Leute kälter duschen. Zugehört wurde da überhaupt nicht. Da wurden nur ideologische Reden geschwungen. Es ist, glaube ich, hoffnungslos. Da habe ich gesagt, wenn das Politik ist, dann „lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“

Gibt es auch noch etwas, das sie den Bürgern mitteilen möchten?

Sie sollen ab und zu mal auf Agora Energiewende schauen, um zu sehen, wie viel Strom, Kernenergiestrom aus Frankreich, der Schweiz und Belgien importiert wird und sich dann eine Meinung bilden. Es kann ja auch sein, dass ich nicht recht habe.

… und den CO₂-Ausstoß des Energiemixes vergleichen.

Sich nur auf CO₂ zu stürzen und ein ganzes Volk, eine ganze Volkswirtschaft zu ruinieren, das erscheint mir sehr fragwürdig.

Ich weiß nicht, ob der Krieg gegen ein Spurengas ein gerechter Krieg ist. Da bin ich von Natur aus skeptisch, weil ich mir vorstellen kann, dass es nicht nur das CO₂ gibt. Es gibt andere Gase, Wasserdampf, die Sonnenaktivität und was da alles eine Rolle spielt.

Nur eine einzige Ursache der globalen Erwärmung herbeizureden, ist aus meiner Sicht ein sehr einfältiger Ansatz. Das ist genauso einfältig, wie nur eine einzige Energiequelle nutzen zu wollen.

Es gibt drei Energiequellen auf der ganzen Welt: Die Kernenergie, das ist die mit der höchsten Energiedichte. Die Zweite sind die „Fossilen“ – Gas, Kohle, Öl – mit der zweithöchsten Energiedichte. Und dann gibt es die sogenannten Erneuerbaren – wobei das auch Unfug ist. Energie kann nicht erneuert werden, sie kann nicht mal verbraucht werden, nur umgewandelt –, das sind die, die am wenigsten Energiedichte bieten. Dennoch hat man die beiden ersten Energiequellen verteufelt, möchte sie abschaffen und nur noch mit einer leben. Das wird nicht gehen. Wenn sie das weltweit machen wollen, müssten sie die Anzahl der Menschen auf ein Drittel reduzieren.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Würden Sie sich wieder für Ihre Karriere entscheiden, für die Kernenergie, für den Oberschichtleiter?

Ja, das würde ich machen. Ich denke, es ist eine tolle Technologie, eine, die herausfordernd ist. Eine Technologie, die zum Wohle der Menschheit billig und sicher das Rückgrat der Wirtschaft herstellen kann. Man kann dabei auch interessante Arbeit machen und anständig Geld verdienen. Was will man mehr?

Vielen Dank

Das Interview führte Tim Sumpf.



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