Umfrage: Mehrheit hält Rente langfristig nicht für sicher – Arbeitgeber „fassungslos“ über Pläne der Ampel

Die Deutschen blicken laut einer Umfrage skeptisch auf die Sicherheit der Rente. Arbeitgeberpräsident Dulger warnt vehement vor dem von der Bundesregierung geplanten Rentenpaket II. Er sei „fassungslos“ über die Pläne der Regierung.
Einer Umfrage zufolg hält eine klare Mehrheit die deutsche Rente langfristig nicht für sicher.
Einer Umfrage zufolg hält eine klare Mehrheit die deutsche Rente langfristig nicht für sicher.Foto: Marijan Murat/dpa
Epoch Times7. April 2024

Eine klare Mehrheit hält die Rente in Deutschland einer Umfrage zufolge langfristig nicht für sicher. Nach der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts INSA für die „Bild am Sonntag“ sind 72 Prozent der Auffassung, dass die Rente auf lange Sicht eher unsicher ist. 21 Prozent halten die Rente eher für sicher, sieben Prozent äußerten sich nicht.

83 Prozent sprachen sich in der Umfrage dafür aus, dass auch Beamte, Freiberufler und Politiker in die allgemeine Rentenversicherung einzahlen.

Eine weitere Erhöhung des Rentenalters über die bislang beschlossene Anhebung auf 67 Jahre hinaus wollen demnach nur acht Prozent – 53 Prozent sprachen sich für eine Absenkung aus. 75 Prozent der Befragten vertraten die Auffassung, die Renten in Deutschland seien zu niedrig. INSA hatte für die Erhebung am 4. und 5. April insgesamt 1045 Personen befragt.

Das „teuerste Sozialgesetz des Jahrhunderts“

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger warnt vehement vor dem jüngsten Rentenpaket der Bundesregierung. Er sei „fassungslos, dass der Bundesarbeitsminister jetzt noch einmal massiv die Rentenausgaben erhöhen will, obwohl wir vor dem größten Alterungsschub stehen, den es jemals in Deutschland gegeben hat“, sagte Dulger der „Bild am Sonntag“.

Das Rentenpaket II wäre das „teuerste Sozialgesetz des Jahrhunderts“, warnte Dulger. Das Vorhaben müsse daher „umgehend gestoppt werden“.

Es sei „unfair und ungerecht, in den nächsten 20 Jahren 500 Milliarden Euro mehr für die Rente auszugeben“. Im Referentenentwurf zum „Rentenniveaustabilisierungs- und Generationenkapitalgesetz“ rechnet die Bundesregierung dem Bericht zufolge mit Rentenausgaben von 802 Milliarden Euro im Jahr 2045.

Reformpaket umstritten

Die Bundesregierung will das Rentenniveau stabilisieren und den erwarteten Anstieg der Rentenbeiträge abbremsen. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatten ein Reformpaket präsentiert, mit dem das Rentenniveau von 48 Prozent auch für die Zukunft garantiert werden soll.

Das Rentenniveau sagt aus, wie viel Prozent des aktuellen Durchschnittslohns jemand als Rente erhält, der exakt 45 Jahre lang immer zum Durchschnittslohn gearbeitet hat.

Laut Gesetzentwurf würden die Rentenausgaben bis 2045 ohne Reform von derzeit 372 Milliarden Euro im Jahr auf 755 Milliarden steigen – durch die geplante Festschreibung des Rentenniveaus auf 48 Prozent dürften sie sogar auf rund 800 Milliarden steigen.

Um den erwarteten Anstieg der Beitragssätze etwas abzudämpfen, soll die Finanzierung auf ein zusätzliches Standbein gestellt werden. Mit der Gründung eines milliardenschweren Kapitalstocks auf dem Aktienmarkt will die Ampel-Regierung der Rentenversicherung eine neue Finanzierungsquelle erschließen.

Rentenversicherung: „Aktuell sehr gut aufgestellt“

Die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach, macht sich derzeit über die Entwicklung der Rentenkosten keine Sorgen. „Aktuell ist die Rentenversicherung finanziell sehr gut aufgestellt“, sagte sie der „BamS“. Die Gesellschaft altere nicht erst seit heute, sondern bereits seit Jahrzehnten. „Bisher ist es gut gelungen, den Beitragssatz entgegen allen Prognosen stabil zu halten“, hob Roßbach hervor.

Deutschlands Ausgaben für die Rente gemessen an der Wirtschaftsleistung liegen laut Roßbach nach wie vor unter dem EU-Durchschnitt – in den vergangenen Jahren vor allem wegen der gestiegenen Erwerbstätigkeit von Frauen.

Aus Roßbachs Sicht sind ein stabiler Arbeitsmarkt und die Zuwanderung weiterer Arbeitskräfte zentrale Elemente, um die gesetzliche Rente für nachfolgende Generationen krisenfest aufzustellen. Für eine „verlässliche Rente“ müssten aber auch „der Beitragssatz und auch der Zuschuss des Bundes zur Rentenversicherung in den nächsten Jahren ansteigen“.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, hält die Finanzierung eines Rentenniveaus von 53 Prozent für möglich, wie sie der „Bild am Sonntag“ sagte. Sie fordert unter anderem eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und die Einbeziehung von Beamten, Selbstständigen und Abgeordneten in die gesetzliche Rentenversicherung. (dpa/red)



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