Bill Gates lobt pflanzlichen Fleischersatz – Berliner Start-up arbeitet an „Steak“

Microsoft-Gründer Bill Gates glaubt an das Potenzial von pflanzlichem Fleischersatz. Mehrheitsfähig dürfte dieser jedoch im Weltmaßstab nicht werden.
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Bill Gates.Foto: Jemal Countess/Getty Images for TIME
Von 19. Januar 2023

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US-Milliardär Bill Gates ist überzeugt davon, dass veganer Fleischersatz weltweit ein beachtliches Potenzial haben könnte. Im Rahmen seiner jährlichen „Ask Me Anything“-Sitzung auf Reddit äußerte er sich unter anderem zu Themen wie Klima oder Ernährung. Dabei kam die Rede auch auf die Zukunft von Fleischalternativen.

„Nicht die meisten Menschen“ werden Fleischersatz essen

Gates äußerte sich optimistisch über deren Potenzial – auch im weltweiten Maßstab. Er habe auch selbst zur Finanzierung von Start-ups in diesem Bereich beigetragen. So habe er beispielsweise Beyond Meat, Impossible Foods und Upside Foods (früher bekannt als Memphis Meats) durch Investitionen unterstützt. Qualitativ werden sie seiner Einschätzung nach weiter zulegen:

Ich glaube, dass diese Produkte irgendwann sehr gut sein werden, auch wenn ihr Anteil heute noch gering ist.“

Allerdings dürfe man sich auch keinen Illusionen hingeben, was deren Anklang in der breiten Bevölkerung anbelangt. Gates fügte hinzu:

Für Menschen, die sich vegan ernähren wollen, ist das großartig, aber ich glaube nicht, dass die meisten Menschen das tun werden.“

Gates: Klimaschutz nur bei geringeren Kosten weltweit konsensfähig

Wie der „Business Insider“ berichtet, hält der Microsoft-Gründer das aber für keine entscheidende Frage mit Blick auf den Klimaschutz. Es mache keinen wesentlichen Unterschied, ob „Rindfleisch“ auf die „neue“ Art und Weise hergestellt werde, oder weiterhin mit Kühen – solange es gelinge, die Methanemissionen zu reduzieren.

Dafür müsse man auf Innovation setzen und vor allem darauf, dass die Kosten für klimafreundliche Produktion gesenkt würden. Ob es um Fleisch, Beton oder Flugzeuge gehe: Die „sauberen“ Produkte müssten so günstig werden wie die emissionsintensiven. Erst dann werde klimafreundliche Produktion auch weltweit konsensfähig, betont Gates:

Das ist der einzige Weg, wie wir alle Länder der Welt dazu bringen können, sich zu ändern. Wenn es viel mehr kostet, werden wir keinen Erfolg haben.“

„Durch Regulierung die Nachfrage ändern“?

Bereits im Jahr 2021 hatte Gates gegenüber „TechnologyReview“ des Massachusetts Institute of Technology (MIT) erklärt:

Ich glaube nicht, dass die ärmsten 80 Länder synthetisches Fleisch essen werden. Ich denke aber, dass alle reichen Länder zu 100 Prozent auf synthetisches Rindfleisch umsteigen sollten.“

Die Menschen könnten sich an den Geschmacksunterschied gewöhnen. Der Preisaufschlag sei in den reichen Ländern moderater. Auf diese Weise erscheine es als realistischer, dass man „das Verhalten der Menschen ändern oder durch Regulierung die Nachfrage“ völlig umstellen könne.

In Ländern wie den Niederlanden sei es schwieriger, auf dem natürlichen Weg Methanemissionen zu senken. Die Bakterien im Verdauungssystem der Rinder sei ein notwendiger Bestandteil des Grasabbaus. Effizienter könnte hier der Umstieg auf Ersatzprodukte sein.

Gates: „Investiere in Farmen, um sie produktiver zu machen“

Allerdings sei es zum einen politisch unpopulär, die Haltung von Kühen erschweren oder reduzieren zu wollen. Zum anderen bestehe in den westlichen Ländern immer noch ein Produktivitätsvorteil in der Viehzucht. Dies bewirke, dass die dadurch bedingten Emissionen in den USA „pro Pfund Rindfleisch dramatisch geringer als die Emissionen pro Pfund in Afrika“ seien.

Dass Gates selbst 275.000 Hektar Ackerland besitzt, sei kein Teil irgendeines sinistren Vorhabens. Er besitze „weniger als 1/4.000 der landwirtschaftlichen Nutzfläche in den USA“, so der Milliardär.

Ich habe in diese Farmen investiert, um sie produktiver zu machen und mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Es handelt sich dabei nicht um irgendeinen großartigen Plan – tatsächlich werden alle diese Entscheidungen von einem professionellen Investmentteam getroffen.“

Gesundheitlicher Nutzen sogenannter „Vleisch“-Produkte umstritten

Was den gesundheitlichen Wert veganer Fleischersatzprodukte wie Tofu, Seitan und Soja-Fleisch betrifft, gehen die Einschätzungen auseinander. Sie können einerseits eine gute Quelle für Protein, Eisen und andere Nährstoffe sein. Sie können zudem helfen, den Verzehr von rohem Fleisch zu reduzieren und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken.

Es gibt jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Verarbeitung von einigen dieser Produkte. Dies bezieht sich unter anderem auf ein potenzielles Risiko von Schadstoffen wie Phytinsäure und von Goitrogenen.

Was eine ausreichende und emissionsreduzierte Versorgung der Weltbevölkerung anbelangt, könnte die gentechnische Weiterentwicklung traditioneller Landwirtschaft effizienter sein. Gentechnisch modifizierte Nahrungsmittel können dazu beitragen, die Ertragskapazität der Landwirtschaft zu erhöhen.

Außerdem können sie die Anfälligkeit von Pflanzen gegenüber Umweltbedingungen und Schädlingen reduzieren. Auf diese Weise könne es zu geringeren Schadstoffemissionen durch Pestizide und weniger Bodenerosion kommen. Allerdings sind noch nicht alle potenziellen Auswirkungen von gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf die Umwelt untersucht. Ähnliches gilt für jene auf die menschliche Gesundheit – obwohl es bis dato keine Anhaltspunkte für schädliche Wirkungen gibt.

Erstes Steak aus Fleischersatz soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen

Einen Meilenstein bei der Entwicklung von Fleischersatz möchte unterdessen ein Berliner Start-up setzen. Wie „Top Agrar“ berichtet, darf sich das Anfang 2022 gegründete Unternehmen Project Eaden über Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe freuen.

Die große Ambition von Project Eaden: Die Gründer wollen die große Herausforderung meistern, kostengünstig ein pflanzliches Steak zu entwickeln. Dieses soll optisch, geschmacklich und in seiner Konsistenz an das traditionelle Rindersteak heranreichen.

Zu diesem Zweck habe man eine „proprietäre Fasertechnologie“ entwickelt, heißt es vonseiten der Gründer. Der Fleischersatz solle in einer Art und Weise hergestellt werden, die an das Spinnverfahren der Textilindustrie erinnere. Die Faserstruktur der tierischen Muskulatur ähnele der pflanzlichen, sodass Faser für Faser ein Produkt aufgebaut werden könne.

Bereits in diesem Jahr solle die erste vegane Steakalternative auf den Markt kommen. Geschmack und Look sollen dem Tierfleisch bis ins Detail ähneln. Auch die Herstellung sei günstiger als die vieler anderer Fleischersatzprodukte. Die große Herausforderung sei es, die Struktur des Steakersatzes in der Pfanne zu erhalten, und dabei eine „krosse Kruste bei saftigem Geschmack“ zu erhalten.



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