Bücher bewirken Wunder: Lesen fördert die Empathie

Regelmäßiges Lesen von Geschichten stärkt die zwischenmenschlichen Fähigkeiten wie die Empfindung von Empathie – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen, so das Forschungsergebnis von der niederländischen Linguistin Lynn Eekhof. Ein einzelnes Buch helfe jedoch nicht, im Gegenteil.
Wie Sie mit Lesen ihr Mitgefühl fördern können
Eine niederländische Linguistin erklärt, wie Lesen das Mitgefühl verändert.Foto: iStock
Von 24. Januar 2024

Es ist egal, ob Sie sich mit jemandem unterhalten, ein Buch oder einen Zeitungsbericht lesen: In all diesen Fällen sollten Leser in der Lage sein, sich in die jeweilige andere Person einzufühlen. Nur so könne man verstehen, was der Gegenüber denkt und fühlt, erklärte die Sprachwissenschaftlerin Lynn Eekhof von der Radboud-Universität (Niederlande).

Diese Eigenschaft wird als sozial-kognitive Fähigkeit bezeichnet. Dazu gehören neben dem Einfühlungsvermögen auch das „Lesen“ der Gedanken seiner Mitmenschen. Genau dies könne durch vermehrtes und häufigeres Lesen geschult werden, so die Linguistin. Weiter sagte sie:

„Obwohl in Geschichten meist Menschen vorkommen, die nicht real sind oder die man nicht sehen kann, nutzen alle Leser höchstwahrscheinlich die gleichen Fähigkeiten, um diese Charaktere zu verstehen.“

Empathie wie Liegestütze trainieren

Um einen Zusammenhang zwischen dem Lesen von Geschichten und sozial-kognitiven Fähigkeiten zu untersuchen, ließ Eekhof Hunderte Probanden verschiedene Geschichten lesen. Währenddessen beobachtete Eekhof die Reaktionen der Leser und zeichnete sie auf. Auch die Bewegungen der Augen wurden erfasst.

„Dies zeigte, dass es eine sich gegenseitig verstärkende Beziehung zwischen sozialer Kognition und Geschichten gibt. Da wir unsere sozial-kognitiven Fähigkeiten nutzen, um Geschichten zu verstehen, werden diese Fähigkeiten durch regelmäßiges Lesen immer besser. Und das wiederum sorgt dafür, dass wir uns beim Lesen besser und schneller in die Figuren einfühlen können“, erklärte die Linguistin.

Früher nahmen Forscher an, dass das Lesen einer einzigen Geschichte nicht die Lösung für einen Mangel an Empathie ist. Tatsächlich könne das Lesen von nur einer einzigen Geschichte jedoch schon die sozial-kognitiven Fähigkeiten leicht beeinflussen. Ein deutlicher, positiver Effekt stelle sich jedoch erst mit dem wiederholten Lesen ein. Die Linguistin vergleicht dies mit regelmäßigem Krafttraining.

„Genauso wie zehn Liegestütze unsere Armmuskeln vorübergehend ermüden, erschöpft das Lesen einer Geschichte vorübergehend unsere sozial-kognitiven ‚Muskeln‘. Langfristig wirkt sich jedoch eine Reihe von Liegestützen, die wir täglich oder wöchentlich machen, positiv auf unsere Muskeln aus. In ähnlicher Weise hat das regelmäßige und ausgiebige Lesen von Geschichten eine stärkende Wirkung auf die soziale Kognition“, so Eekhof.

Egal ob Asterix-Comic oder Roman

Was bei Erwachsenen möglich ist, ist es auch bei Kindern – wobei bei ihnen die Wirkung des Lesens noch größer sei. Dauerhaftem und regelmäßigen Lesen komme daher eine entscheidende Bedeutung zu – nicht nur für schulische Erfolge. „Meine Forschung unterstreicht daher einmal mehr, wie wichtig es ist, Kinder zum Lesen zu bringen.“

Wie in Deutschland geht auch in der Niederlande die Lesekompetenz bei Jugendlichen und Kindern immer weiter zurück. „Ich denke, wir müssen das Wunder, das Geschichten bewirken, stärker in den Vordergrund rücken, anstatt das Lesen nur als eine praktische Fähigkeit zu betrachten. Es ist so wichtig, eine Liebe zum Lesen zu entwickeln“, so die Niederländerin.

In welcher Form die Geschichten verpackt sind, spiele dabei keine Rolle. Sowohl Märchen als auch Romane wie „Harry Potter“ und „Der Herr der Ringe“ oder Comics wie jene über Asterix und Obelix oder Donald Duck steigern das Empathie-Empfinden.



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