Logo Epoch Times
plus-iconErstes Natriumkraftwerk

„Werde noch weitere Milliarden dazugeben“: Bill Gates investiert in moderne Kernenergie

Im Gegensatz zu Deutschland setzen viele Industrieländer weiterhin auf die Kernenergie. So auch die USA. Dort realisiert der Milliardär Bill Gates gerade den Bau moderner Kernreaktoren. Das aktuelle Projekt seines Start-ups setzt dabei auf eine neue Technologie.

top-article-image

Der Multimilliardär und Investor Bill Gates.

Foto: Keld Navntoft/Ritzau Scanpix/AFP via Getty Images

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 5 Min.


Bill Gates gilt mit einem geschätzten Vermögen von 128,6 Milliarden US-Dollar (120 Milliarden Euro) nach wie vor als einer der reichsten Menschen der Welt.
Einen Teil seines Geldes will der einstige Microsoft-Gründer nun in die Errichtung von modernen Atomreaktoren stecken. Das setzt er mithilfe seines eigens gegründeten Start-ups TerraPower um. Dazu sagte Gates nach Angaben von „Fortune“:
„Ich habe mehr als eine Milliarde investiert – und werde noch weitere Milliarden dazugeben.“

Kernenergie ersetzt Kohlekraft

Ein neuer Reaktor soll jetzt im US-Bundesstaat Wyoming entstehen. Die Gesamtkosten dafür liegen nach Angaben von „CBS News“ bei rund zehn Milliarden Dollar. Das US-Energieministerium soll die Hälfte der Kosten davon übernehmen, meldet „AP News“. Der Großinvestor selbst setzte am 10. Juni auf dem Gelände den Spatenstich, wo TerraPower den ersten kommerziellen Kernreaktor zur Stromgewinnung errichten will.

Mit Klick auf den folgenden Button stimmen Sie zu, dass der Inhalt von twitter geladen wird.

Der Standort des neuen Kernreaktors grenzt direkt an das Kraftwerk Naughton, das im Jahr 2026 die Verbrennung von Kohle einstellen soll. Somit soll die Stromgewinnung an dem Standort in Zukunft deutlich sauberer sein.
TerraPower erforscht seit 2008 einfachere, billigere Reaktoren und rechnet mit der Fertigstellung des neuen Reaktors in Wyoming im Jahr 2030. Der vom US-Energieministerium unterstützte Kernreaktor sollte ursprünglich im Jahr 2028 in Betrieb gehen. „Das hätte jedoch bedeutet, dass man auf Brennstoff aus Russland angewiesen gewesen wäre, was jetzt inakzeptabel ist“, teilte Gates mit.

Natrium- statt Wasserkühlung

Das Start-up strebt an, kleinere und günstigere Reaktoren zu errichten als die, die bisher in den USA gebaut worden sind. Der neue Reaktor setzt auf eine Natrium-, statt auf eine Wasserkühlung. Damit verbunden ist ein Energiespeichersystem aus geschmolzenem Salz. Das soll den Stromgewinnungsprozess vereinfachen und gleichzeitig sicherer machen.
Zudem könne die Kernenergie dadurch zu einer kostengünstigen Stromquelle werden und zur Dekarbonisierung beitragen. Das Unternehmen beantragte im März bei der Nuklearaufsichtsbehörde die Baugenehmigung für den Kernreaktor.
Gates erklärte, „es ist wichtig für die Zukunft dieses Landes, dass Projekte wie dieses erfolgreich sind“.
Damit errichtet das erste Mal seit rund vier Jahrzehnten ein Unternehmen in den USA Kernreaktoren für die kommerzielle Stromerzeugung. Ein anderes US-amerikanisches Unternehmen errichtet die ersten modularen Kernreaktoren (Small Modular Reactor, SMR) Europas in Rumänien.
Bei dem Natriumkraftwerk in Wyoming handelt es sich um einen 345-Megawatt-Reaktor. Dieser kann in der Spitze bis zu 500 Megawatt erzeugen, genug für bis zu 400.000 Haushalte. TerraPower erklärte, dass sich seine ersten Reaktoren auf die Stromversorgung konzentrieren werden. Künftige Reaktoren könnten jedoch in der Nähe von Industrieanlagen gebaut werden, um große Hitze zu erzeugen.

Unterstützung von beiden US-Großparteien

Gates betonte, dass die Kernenergie nicht nur für das Klima von Nutzen sei, was zu der parteiübergreifenden Unterstützung geführt habe. „Die Unterstützung von beiden Parteien ist wirklich beeindruckend“, sagte Gates. Dabei seien ihre Motive unterschiedlich. Die Republikaner sind in erster Linie an der Energiesicherheit interessiert, die die Reaktoren bieten, und dass man diese Technologie an die ganze Welt exportieren kann.
Die Demokraten hingegen spricht vielmehr der Aspekt an, dass es sich um eine relativ saubere Energiequelle handelt, die zudem nicht wetterabhängig ist, erklärte Gates. Das bedeutet, dass die Kernenergie auch dann zuverlässig Strom bereitstellen kann, wenn Windkraft- und Photovoltaikanlagen bei Dunkelflaute keine oder fast keine Energie generieren.
Chris Levesque, Präsident und Geschäftsführer von TerraPower sagte: „Die Kernenergiebranche war [in den vergangenen Jahren] nicht sonderlich innovativ. Sie hat eher die Leistung der Vergangenheit wiederholt, ohne sich mit neuen technologischen Innovationen vorwärtszubewegen.“ Das sei immerhin gut für die Zuverlässigkeit gewesen.
Doch nun muss die Branche nach Ansicht des CEO innovativ sein, um eine Antwort auf den wachsenden Strombedarf der kommenden Jahrzehnte zu haben. Ebenso hätten die Kostenprobleme mit der heutigen Kernenergie TerraPower dazu bewegt, einen Schritt nach vorn zu gehen. Derzeit verwenden die meisten fortschrittlichen Kernreaktoren, die sich in den USA in der Entwicklung befinden, höher angereichertes Uran-235.
Das Fachgebiet von Maurice Forgeng beinhaltet Themen rund um die Energiewende. Er hat sich im Bereich der erneuerbaren Energien und Klima spezialisiert. Er verfügt über einen Hintergrund im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik.

Aktuelle Artikel des Autors

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.