„Das ist Unsinn“: Ex-E.ON-Aufsichtsrat widerlegt Habecks Aussagen zum Atom-Aus

In der Affäre um die freigeklagten Kernkraft-Akten widersprach jetzt der damalige E.ON-Aufsichtsratsvorsitzende Karl-Ludwig Kley den Aussagen von Habeck und seinem Ministerium.
Titelbild
Der Energiekonzern E.ON.Foto: Ina Fassbender/AFP via Getty Images
Von 8. Mai 2024

Die jüngst freigeklagten Akten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zum deutschen Atomausstieg sorgten für viel Wirbel. Jetzt äußerte sich der damalige Aufsichtsratsvorsitzende des Energiekonzerns E.ON, Karl-Ludwig Kley, zu den Aussagen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und seinem Ministerium.

Bei der Kernkraft-Affäre geht es um mögliche Manipulationen interner Unterlagen zum damaligen Weiterbetrieb der letzten drei deutschen Meiler. Dabei sollen die Staatssekretäre des BMWK offenbar Ratschläge von Fachleuten ignoriert oder teils ins Gegenteil verdreht haben, um die Abschaltung der Kraftwerke zu beschleunigen.

Kley: „Mit Verlaub, beides ist Unsinn“

Zunächst teilte Kley in einem Interview von ntv mit, dass ihn die Enthüllungen nicht überrascht hätten. Bereits vor zwei Jahren habe er die Äußerungen des BMWK kritisch betrachtet.

Der frühere E.ON-Aufsichtsrat nannte hierzu einen Prüfvermerk des Ministeriums, wonach es eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke nicht empfehlen könne. „Zusammengefasst steht da drin, dass erstens deren 4,4 Gigawatt Kraftwerksleistung keinen relevanten Beitrag zur Energieversorgung leisten würden. Und zweitens, dass aufgrund der regulatorischen und technischen Hindernisse die Laufzeitverlängerung gar nicht möglich sei“, schilderte Kley. Direkt darauf urteilte er: „Mit Verlaub, beides ist Unsinn.“

Kley betonte, dass 4,4 Gigawatt im deutschen Stromnetz doch „eine außerordentlich relevante Menge“ darstellen. „Damit hätten zum Beispiel die CO₂-Emissionen der Kohlekraftwerke um mindestens 15 Millionen Tonnen verringert werden können.“

Als weiteren Vorteil nannte er die Stromkosten, die mit einem Weiterbetrieb der Meiler niedriger ausgefallen wären. „Kernkraftwerke produzierten Strom für knapp unter zwei Cent pro Kilowattstunde (kWh), Gaskraftwerke mit gewissen Schwankungen für ungefähr das Zehnfache. Wenn das nicht relevant ist, weiß ich auch nicht weiter“, so Kley.

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Karl-Ludwig Kley war von 2016 bis 2023 Aufsichtsratsvorsitzender bei E.ON (Archivfoto). Foto: Ina Fassbender/AFP via Getty Images

Weiterbetrieb war keine technische Frage

Kley bezeichnete auch den Punkt der technischen Hindernisse als Unsinn, wie die „Welt“ berichtet. „Die Behauptung, zusätzliche Strommengen könnten erst mit frischen Brennstäben produziert werden, stimmte nicht“, sagte der frühere E.ON-Aufsichtsrat. Der Weiterbetrieb nach dem 31. Dezember 2022 konnte mit den damals bestehenden Brennelementen stattfinden. Die Geschichte hat gezeigt, dass dies problemlos möglich war. Neue Brennstäbe kamen während der dreimonatigen Verlängerung nicht zum Einsatz.

Zudem hätten die Kraftwerke nach Angaben von Kley mit neuem Reaktorkern einige weitere Monate am Stromnetz bleiben können, zumindest im Fall von Isar II. Bis dahin hätten die drei Meilerstandorte neue Brennelemente bekommen können.

Im Weiteren widersprach Kley auch der Ansicht, dass eine periodische Sicherheitsprüfung zwingend notwendig sei. Das sei nicht der Fall gewesen. Wäre ein Sicherheitsrisiko aufgetreten, so wäre dies bei den damals bestehenden kontinuierlichen Prüfungen unmittelbar aufgetreten. Dieses Argument habe der TÜV-Verband ebenfalls aufgeführt.

E.ON hatte laut Kley während der Debatte um die Laufzeitverlängerung eine „sehr klare Position“. Bereits vor rund zwei Jahren betrachtete der Energieriese die Entscheidung um den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke nicht als eine technische Frage, sondern als eine politische.

Die Epoch Times hat das BMWK um Stellungnahme zu Kleys Vorwürfen gebeten und einige Fragen dazu gestellt. Derzeit kam noch keine Antwort vom betroffenen Ministerium.



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