Fachärztin: Umweltbundesamt begeht einen „entscheidenden Fehler“ bei Windkraftanlagen

Windkraftanlagen stellen ein Gesundheitsrisiko dar – davon geht die Fachärztin Dr. med. Ursula Bellut-Staeck aus. Neben der hörbaren Lärmentwicklung senden die Anlagen auch nicht hörbare Infraschallwellen aus. Diese sollen negativ auf den menschlichen Körper einwirken.
Windkraftanlagen: Für die Gesundheit harmlos – oder doch eine Gefahr?
Neben hörbarem Lärm emittieren Windkraftanlagen auch Infraschall.Foto: iStock
Von 30. Januar 2024

„Wissenschaftlich gesehen sind Tieffrequenzen [Infraschall] nicht kompatibel mit Organismen. Das können wir jetzt zeigen.“ So leitete Dr. med. Ursula Bellut-Staeck ihren Vortrag mit dem Titel „Sind Windenergieanlagen harmlos – oder ein Gesundheitsrisiko?“ im baden-württembergischen Baden-Baden ein.

Die Fachärztin und Wissenschaftsautorin folgte im November 2023 einer Einladung der Bürgerinitiative zum Schutz der Landschaftsschutzgebiete in Baden-Baden und Umgebung e. V. Im Fokus standen die biologischen Auswirkungen von Infraschall auf Lebewesen.

Gesundheitliche Auswirkungen – weltweit

Wenn sich Windkraftanlagen drehen, werden dadurch während des Betriebs akustische Schallwellen ausgesendet. Ebenso entstehen Infraschallwellen. Diese sind für den Menschen nicht nur unsichtbar, sondern auch unhörbar. Die Infraschallwelle verläuft anders als eine normale Sinuswelle. Das hat laut Bellut-Staeck Auswirkungen auf den Menschen und andere Organismen.

Grundlage ihres Vortrages waren verschiedene wissenschaftliche Studien. Darunter etwa eine Ausarbeitung in der medizinischen Zeitschrift „ASU“. Darin heißt es, dass die Einflussnahme von Infraschall, primär bei Windkraftanlagen, in der Öffentlichkeit und Politik erheblich unterschätzt werde. Da die Bundesregierung derzeit die sogenannte Energiewende und den raschen Ausbau der Windkraft fördert, entstehen immer mehr große industrielle Windräder.

In den Studien forschten laut der Fachärztin meist Akustiker dahingehend, warum auffallend viele Menschen erkranken, die in der Nähe von Windkraftanlagen leben. Dabei untersuchten sie hauptsächlich die Ohren. Häufige Symptome waren demnach Störungen der Durchblutung in den kleinen Blutgefäßen, entzündliche Reaktionen und Schwächung des Herzens.

Auch im Gehirn würden durch Infraschall bestimmte Zentren angeregt, die Flucht und Angst signalisieren. Diese und andere Symptome hätten Forscher weltweit bei Menschen nahe Windkraftanlagen festgestellt.

Ein Fehler bei der Definition?

Ein vorherrschendes „Grundproblem“ sei laut Bellut-Staeck die Aussage von öffentlichen Behörden zu der Thematik. Diese definierten, die Schallpegel seien nicht hoch genug, um gesundheitsschädigend zu wirken. Die Ärztin erklärte jedoch: „Die Schallpegel sind allein auf das Hörbare und die Hörschwelle ausgerichtet.“

Das Umweltbundesamt habe den jeweiligen Tieffrequenzen Schallpegel zugeordnet, bei denen eine Tieffrequenz gerade noch hörbar ist. Dementsprechend habe die Behörde die daraus gewonnene Hörschwelle zur „Wirkschwelle“ erklärt. Beispielsweise legte die Behörde im Jahr 2020 bei einer Frequenz von 2,6 Hertz den Schallpegel auf 110 Dezibel fest. Nach Ansicht von Bellut-Staeck ist das der entscheidende Fehler:

Wir müssen begreifen, dass der ganze Körper über viele, viele Rezeptoren Schall und Vibration aufnimmt.“

Ein riesiges Organ in unserem Körper

Der Körper nimmt Infraschall und Vibrationen vorwiegend über die Innenwandzellen (Endothelzellen) der kleinen Blutgefäße, auch Kapillare genannt, auf, erklärte Bellut-Staeck. Sie und andere Kollegen hätten das Umweltbundesamt bereits über diesen Sachverhalt informiert. Allerdings wolle die Behörde diesen Sachverhalt „noch nicht wahrhaben“, so die Wissenschaftsautorin.

Windkraftanlagen: Für die Gesundheit harmlos – oder doch eine Gefahr?

Veranschaulichung der Innenwandzellen der Blutgefäße im menschlichen Körper. Foto: Screenshot YouTube-Kanal BIBAD

Bei den Endothelzellen handelt es sich nach Aussage der Ärztin um ein riesiges Wahrnehmungsorgan – genannt Endothelium. Legt man alle diese Zellen im Körper nebeneinander, würden sie eine Fläche von zwei bis vier Fußballfelder abdecken – je nach Körpermasse. Dieses Organ sei selbst an Universitäten noch weitgehend unbekannt. Der Grund: Die Erkenntnisse dazu wurden erst in den vergangenen 20 Jahren gesammelt.

Treffen nun Infraschallwellen auf dieses sensible System, komme es zu Durchblutungsstörungen. Infolgedessen treten die oben genannten Symptome einer gestörten Feindurchblutung auf, wie es Bellut-Staeck schilderte.

Die medizinischen Ergebnisse sind in den Augen der Fachärztin klar: Tief- und Tiefstfrequenzen von technischen Anlagen sind bei häufigem Auftreten mit den Vitalfunktionen von Organismen nicht kompatibel. Sie wirken gegen die Lebensgrundlagen auf mikrobiologischer Ebene bis zur organischen Schädigung. Dabei gilt: je tiefer die Frequenz, desto gefährlicher. Und: alle Organismen sind davon betroffen – vom Insekt über den Fisch bis zum Menschen.

Liefert der Nobelpreis für Medizin ein Indiz?

Einen starken Hinweis für die Aufnahme von Schall und Vibration über die inneren Organe und die Haut käme mit der Verleihung des Nobelpreises für Medizin im Jahr 2021. Der Forscher Ardem Patapoutian schilderte, wie die PIEZO-Kanäle als Rezeptoren der Endothelzellen und der Haut wirken. Somit hielt Bellut-Staeck fest:

Alle Mehrzeller hören und fühlen auch mit dem Körperinneren.“

Demnach sei nicht mehr nur die Wahrnehmung mit dem Ohr entscheidend. Auch feinste Bestandteile im Körper nehmen Schall und Vibrationen wahr.

Umweltbundesamt erkennt keinen Nachweis

Bisher ging die Behörde davon aus, dass es keinen Zusammenhang zwischen Infraschall und gesundheitlichen Schädigungen gibt. In einem Faktenpapier des Umweltministeriums von Nordrhein-Westfalen vom Mai 2023 heißt es:

Nach derzeitigem Kenntnisstand wurden bislang keine stichhaltigen Nachweise negativer gesundheitlicher Auswirkungen durch von Windenergieanlagen ausgehendem Infraschall erbracht.“

Es habe bereits Studien gegeben, bei denen Probanden mit tieffrequentem Schall aus Lautsprechern bestrahlt wurden. Dabei konnten die Forscher laut MDR keine gesundheitlichen Effekte nachweisen. Jedoch gebe es Hinweise, dass ungute Erwartungen an eine Windkraftanlage die Psyche beeinflussen und dadurch Symptome auftreten. Dann wäre vom sogenannten Nocebo-Effekt die Rede.

Doch hat das Umweltbundesamt die oben genannte Definition inzwischen angepasst? Auf Anfrage der Epoch Times antwortete ein Sprecher des Umweltbundesamtes: „Unser Kenntnisstand entspricht den Aussagen aus Nordrhein-Westfalen. Wie von Windenergieanlagen ausgehender Infraschall auf Endothel-Zellen wirkt, ist bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen worden.“

Bellut-Staeck forderte in ihrem Vortrag das Umweltbundesamt auf, die von der Medizinwelt gesammelten neuen Erkenntnisse zu berücksichtigen. Sie könnten ihrer Ansicht nach die zukünftige Rechtsprechung verändern.

An dieser Stelle wird ein Video von Youtube angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um das Video anzusehen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion