„Energiewende als abschreckendes Beispiel“ – internationale Topmanager fassungslos über Standort Deutschland

Anlässlich des Weltwirtschaftsforums (WEF) 2024 haben sich internationale Topmanager gegenüber PwC über den Zustand des Standorts Deutschland geäußert. Die Einschätzungen sind dabei mehr als kritisch, der Ausblick düster.
Deutschland
Quo vadis Industrie? Der Wirtschaftsstandort Deutschland schwächelt.Foto: iStock
Von 16. Januar 2024

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Die global tätige Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) hat im Umfeld des diesjährigen Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos eine Umfrage unter 4.700 internationalen Topmanagern durchgeführt. Thema war die Qualität von Wirtschaftsstandorten und deren Entwicklung. Ein Standort bereitete den Befragten dabei besondere Sorge – nämlich Deutschland.

Standort Deutschland wird zunehmend uninteressant

Der langjährige Exportriese und Wirtschaftsmotor der EU befindet sich in der Krise, und das nicht nur, weil das deutsche BIP im Vorjahr um 0,3 Prozent im Minus lag. Bereits im Corona-Jahr 2020 hatte es einen Abschwung bei der Wirtschaftsleistung gegeben – 2024 könnte es auch ohne Pandemie in dieser Tonart weitergehen. Immerhin rechnen 60 Prozent der deutschen CEOs selbst mit einer erneuten Schrumpfung im Jahr 2024.

Außerdem betrachten immer weniger der befragten Topmanager den Standort Deutschland überhaupt noch als wichtig. Im Vorjahr hatten immerhin noch 18 Prozent der Befragten angegeben, dieser sei bedeutsam für das Wachstum ihres Unternehmens in den kommenden zwölf Monate. Mittlerweile ist der Anteil auf 15 Prozent gesunken.

Zwar steht Deutschland hinter den USA und China noch auf Platz 3 der wichtigsten Auslandsmärkte, die befragte Top-Manager erwähnten. Allerdings sei das Land „dabei, den dritten Rang zu verlieren“, äußerte PwC-Deutschlandchefin Petra Justenhoven gegenüber dem „Handelsblatt“. Großbritannien und Indien seien kurz davor, das Land von seiner Position zu verdrängen.

Deutsche Manager optimistisch bezüglich Weltkonjunktur – doch auch hier Fragezeichen

Der Umfrage zufolge rechnen zwar 42 Prozent der deutschen Manager für das eigene Unternehmen 2024 mit einem Wachstum, dies müsse jedoch zum einen nicht zwingend in Deutschland selbst stattfinden, zum anderen liegt diese Hoffnung in jener auf die Entwicklung der Weltwirtschaft begründet.

Zwei Drittel der deutschen Manager rechnen mit einem Anziehen der Weltkonjunktur. Allerdings ist auch diese Hoffnung von zwei entscheidenden Faktoren abhängig. Zum einen vertraut man auf ein Ende der Zinserhöhungspolitik großer Notenbanken wie der US-amerikanischen Fed oder der EZB.

Zum anderen rechnet man mit einem Wachstum in China. Dass diese Erwartung zu optimistisch sein könnte, davon gehen jedoch mehrere Ökonomen in den USA aus. US-Ökonom Mohamed El-Erian traut dem vom KP-Regime regierten Staat maximal drei bis vier Prozent Wachstum zu, Kenneth Rogoff aus Harvard rechnet sogar nur mit zwei bis drei.

Beides wäre nicht nur deutlich unterhalb der Wachstumsraten der 2010er-Jahre. Vor allem angesichts des Schadens für Chinas Wirtschaft durch Corona wäre ein solches Ergebnis katastrophal. IWF-Chefin Kristalina Georgieva erklärte jüngst auf „CNBC“, nur tiefgreifende Strukturreformen könnten eine solche Entwicklung verhindern.

Ampelkoalition wird keine Problemlösungskompetenz zum Standort Deutschland zugetraut

Christoph Schweizer von der Unternehmensberatung BCG berichtet unterdessen aus den USA, dass auch dort die deutsche Wirtschaft immer weniger ein Gesprächsthema sei:

Wenn überhaupt, dann über das aus der Sicht der Amerikaner abschreckende Beispiel Energiewende.“

Sogar Frankreich schaffe es besser, seine technologischen und forschungstechnischen Potenziale in Szene zu setzen. Deutschland hingegen sei hauptsächlich für hohe Energiepreise, Inflation und sogar mangelhafte Cybersicherheit bekannt.

Dazu komme, dass es den Führungskräften an Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit der Politik fehlt. Die Ampelkoalition, so ein weitverbreiteter Eindruck, sei so stark mit sich selbst beschäftigt, dass sie zu Lösungen nicht in der Lage sei.

Energiekrise schadet Industrie – Protektionismus dem Transport

Allianz-CEO Oliver Bäte fordert eine Entlastung und Entbürokratisierung zugunsten der Wirtschaft in Deutschland. Auch der Themenkomplex der Migration lasse sich auf diese Weise besser bewältigen. Gelänge es den Behörden, ukrainische Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren, würde „aus der Migrationsfrage eine Talentfrage werden“.

Zudem zähle der Fachkräftemangel dem Allianz Risk Barometer zufolge zu den fünf größten Geschäftsrisiken in Deutschland. Die Energiekrise schade Deutschland aufgrund seiner energieintensiven Industrie zusätzlich. Dazu komme eine weltweite Renaissance des Protektionismus, die vorwiegend dem exportorientierten deutschen Wirtschaftsmodell schade.

 



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