Das Wesen der chinesischen Malerei und das Wesen des Menschen

Nur ein edler Mensch kann ein edles Kunstwerk erschaffen
Titelbild
„Wenn ich ein Insekt, eine Blüte oder einen Grashalm sehe, dann wünsche ich sie mir voller Leben. Wie sollte ich es ertragen, all das Gute und solche Schönheit zerstört zu sehen?“ (Zitat von Qi Bai Shi, dem Maler dieses Bildes) Aus der Sammlung von Tony und Mei-ling Dai
Von 30. Juli 2006

Alle großen Künstler haben einen hohen moralischen Standard, und so hängt das Wesen der Malerei und der Dichtung eng zusammen mit dem Wesen des Menschen, der die künstlerischen Werke erschafft. Erst wenn der Künstler einem hohen moralischen Standard entspricht, werden auch seine Bilder oder seine Dichtung ein hohes künstlerisches Niveau erreichen. Die Menschen spiegeln sich in ihren Werken wider.

Der berühmte Maler Huang Bin Hong (1865 – 1955) teilte die Malerei in drei Kategorien ein: in die Malerei von Markt und Strasse, in die Malerei von Berg und See und in die Malerei von Shi Da Fu (der Intellektuellen). Nach seinem Verständnis muss der Maler, der den Anforderungen dieser (höchsten) Kategorie entspricht, über ein hohes Niveau im Sinne der Lehre des Konfuzius verfügen. Er muss ein reiches Wissen haben und in hohem Grad die Technik des Malens beherrschen. Er sollte im Großen die Fähigkeit besitzen, einen Staat zu Frieden und Wohlstand zu führen. Im persönlichen Bereich sollte er gut kultiviert sein und einen eigenen, guten moralischen Maßstab errichten.

Li Ku-Chan (1898 – 1983) hat traditionelle chinesische Malerei von Qi Bai Shi gelernt und ist ebenfalls ein berühmter Maler. Er sagte oft: „Der Mensch muss zu allererst ein edles menschliches Wesen haben, dann erst wird er ein moralisch edles Wesen für die Malerei haben. Ein Mensch mit schlechten menschlichen Zügen bringt keinen einzigen aufrichtigen Strich zustande.“

Li Ku-Chan war in der Zeit der chinesischen Kulturrevolution (1966 – 1976) zehn Tage lang in Haft und wurde in dieser Zeit von seinen eigenen Studenten gequält und fast zu Tode geprügelt, weil er sich weigerte, dem politischen Trend entsprechend zu malen. Um ihm aus der Bedrängnis zu helfen, baten ihn manche, einfach wie die anderen Maler Bilder mit Motiven aus dem Bereich der Landwirtschaft zu malen, zum Beispiel ein Bild von einer großen Ernte. Diesem Vorschlag entgegnete er mit ironischem Lächeln: „Ja, gut, dann male ich solche Bilder! Und ich werde diesen Bildern Titel geben wie: ‚Gewissen billig zu verkaufen’ oder ‚Grosse Ernte von Leichen’.“ (Anm. d. Wegen eklatanter landwirtschaftlicher Fehlplanungen starben 40 Millionen Chinesen vor der Kulturrevolution den Hungertod). Der große Maler wurde zur öffentlichen Selbstkritik kommandiert, in der er sich gegen seinen Lehrer Qi Bai Shi äußern sollte. Er weigerte sich, wurde festgenommen und in eine Arbeitseinheit auf dem Feld integriert, wo er jedoch fortfuhr, Qi Gong zu üben. Aus dieser Zeit ist von ihm die Aussage überliefert: „Denen, die das Vaterland zerstören und das Volk schikanieren, ist die Vergeltung des Himmels sicher. Ich werde bis zu diesem Tage warten!“

Ein Kunstsammler und Börsenprofi – Der Autor Tony Dai

Tony Dai ist in China aufgewachsen und lebt in Australien. Er ist Börsenmakler, aber sein wahres Herz schlägt für die Kunst. Der eingebürgerte Australier Tony Dai ist auch Kunstsammler und Vorsitzender der Australian Traditional Chinese Culture and Art Association. Zusammen mit seiner Mutter Mei-ling Dai ist er in fünfter Generation Besitzer einer der bedeutendsten Sammlungen chinesischer traditioneller Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts. In dieser Kunstsammlung sind Werke von mehr als 40 der bekanntesten chinesischen Maler dieser Periode vertreten sind. Unter ihnen befinden sich neben Qi Baishi, Huang Binhong und Li Ku-Chan auch ein Kaiser und eine Kaiserin. Diese Sammlung ist besonders kostbar, weil nicht viele künstlerische Meisterwerke die barbarischen Jahre der chinesischen Kulturrevolution überlebten. Tony Dai erhielt schon als Kind intensiven Unterricht in chinesischer Malerei und Kalligraphie. Im Alter von acht Jahren gewann er einen nationalen chinesischen Kalligraphie-Wettbewerb. Den Grundstock der privaten Kunstsammlung legte ein Verwandter, der Mandarin am Hofe der letzten chinesischen Kaiser-Dynastie war. Seit 2003 wurde die Sammlung der Familie in Australien, im südostasiatischen Raum und in vielen Städten der USA und Kanadas gezeigt. Sie dokumentiert ein Verständnis der traditionellen chinesischen Malerei, das sich deutlich von dem westlicher Tradition unterscheidet. Das Ziel des chinesischen Malers der traditionellen Schule ist es, die Eindrücke des Künstlers und das Wesen der Dinge in abstrahierter Form wiederzugeben. Die Tuschemalerei ist die Kunst höchster meditativer Konzentration, in der eine nachträgliche Korrektur nicht möglich ist. Jeder Pinselstrich ist eine Aussage der Künstlerpersönlichkeit, ist ein Abbild seiner augenblicklichen Empfindungen.

M.W.



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