China: Japanische Autohersteller zahlen für Schäden nach Anti-Japan-Demonstrationen

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Bei den Anti-Japan-Demonstrationen wurden die japanischen Autos zum Angriffsziel wütender Demonstranten.Foto: AFP/Getty Images
Von 25. Oktober 2012

 

Einige Chinesen, die ein japanisches Auto besitzen, fühlten sich in letzter Zeit unsicher wie bei einer Achterbahnfahrt. Ende September brachen überall in China Anti-Japan-Demonstrationen wegen des Konfliktes um die Senkaku-Inseln aus. Dabei wurden sowohl die japanischen Autos als auch die „verräterischen“ Autobesitzer zum Angriffsziel wütender Demonstranten.

Nachdem sich die Lage wieder beruhigt hatte, wussten die Autobesitzer nicht, wer ihnen den Schaden ersetzen sollte. Während sich die Regierung und die meisten Versicherungen zurückhielten, fanden sie ausgerechnet bei den verhassten japanischen Autoherstellern Unterstützung, obwohl diese nach den Demonstrationen ebenfalls große Schäden zu verzeichnen hatten. Sie erklärten sich bereit, für die Schäden aufzukommen. Diese großzügige Geste weckt Sympathie bei den Chinesen und das in der Vergangenheit so liebevoll gepflegte Feindbild Japan könnte vorübergehend auf Eis gelegt werden.

Großzügige Gesten japanischer Autohersteller wecken die Sympathie der Chinesen

Die Webseite auto.163.com berichtete, dass die japanischen Autohersteller beabsichtigen, ihren Kunden in China bei der Bewältigung der Schäden zu helfen und die Belastung für die Kunden möglichst gering zu halten. Bisher haben Honda und Toyota erklärt, dass sie für alle Schäden an Autos ihrer Marke, die durch die Demonstrationen verursacht worden seien, aufkommen werden. Nissan ging noch einen Schritt weiter. Nach Berichten der Webseite zj.xinhuanet. com erklärte Nissan am 18. Oktober, dass das Unternehmen auch zukünftig für die Schäden solcher Demonstrationen bezahlen werde.

Diese Art von Kundenservice ist keine billige Angelegenheit für die ohnehin von den Auswirkungen der Demonstrationen belasteten japanischen Autohersteller. Nach Angaben der Webseite auto.sohu.com habe der Absatz von japanischen Autos auf dem chinesischen Markt im September nur 16.000 Stück betragen. Damit sei er im Vergleicht zum August um 29,49 Prozent und im Vergleich mit dem Vorjahresmonat um 40,82 Prozent gesunken. Unter den Top-Ten der bestverkauften Autos im September sei kein einziges japanisches Modell gewesen.

Obwohl sich die Anti-Japan-Demonstrationen so verheerend auf den Absatz ausgewirkt hatten, war den japanischen Autoherstellern eine Wiederherstellung ihres Images den Preis wert. In Forenbeiträgen auf der Webseite tianya.cn ist zu erkennen, dass die Marketingstrategie der Japaner Wirkung zeigt. So äußerten sich viele Chinesen positiv zu den Maßnahmen der japanischen Unternehmen und bescheinigten ihnen ein großes Verantwortungsbewusstsein, während die chinesische Regierung in die Kritik rückte.

Der Benutzer „richenn1″ schrieb beispielsweise: „Gut gemacht, Japaner!“  „Fuchouqimei“ kritisierte, dass die Regierung Steuern kassiere, aber das Volk nicht beschütze. Im Gegensatz zu den Japanern sei sie verantwortungslos. „ken1111″ meinte, dass die japanischen Autohersteller sympathischer als die chinesische Regierung seien. „fuchouqimei“ verglich das Vorgehen japanischer Unternehmen und das der chinesischen Regierung im Milchpulverskandal und meinte, dass einige Verwandte der Opfer von giftigem Milchpulver immer noch im Gefängnis säßen (weil sie sich beschwert hatten). Von Schadensersatz könne gar keine Rede sein.

Auf der Webseite tianya.cn wurde ebenfalls über die Erfahrungen eines Autobesitzers berichtet. Sein japanisches Auto sei während der Demonstration beschädigt worden. Er habe keine Hoffnung gehabt, von der Regierung Schadensersatz zu bekommen. Verzweifelt sei er zu seinem Autohändler gegangen. Der Verantwortliche des japanischen Autohändlers habe sich tief vor ihm verbeugt und gesagt: „Es tut mir leid, dass wir ihnen Schwierigkeiten gebracht haben. Wir tauschen ihr Auto gegen ein neues um.“ Der Autobesitzer sei in Tränen ausgebrochen und habe geantwortet: „Es tut mir leid, dass ich Ihnen Umstände gemacht habe.“

Wird ein neues Feindbild benötigt?

Die Welle der Anti-Japan-Demonstrationen, die für diese schweren Schäden verantwortlich war, wurde nach Einschätzung der chinesischsprachigen Epoch Times, Dajiyuan, von der chinesischen Regierung angezettelt.  Die Aufmerksamkeit des Volks sollte von den aktuellen politischen Skandalen der Partei ablenken. Außerdem eignen sich jedwede Konflikte mit dem „alten Feind“ Japan, um den Patriotismus der Chinesen anzukurbeln und sie unter dem Banner der KPCh zu vereinen.

Allerdings schafften es die japanischen Unternehmen durch ihre großzügige Geste, den Plan der Partei zu durchkreuzen und ihr Ansehen bei den Chinesen zu steigern. Es scheint so, dass manche Chinesen nach diesem Ausbruch von militantem Patriotismus ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Regierung gelenkt haben. Da stellt sich die Frage, ob demnächst ein neues Feindbild benötigt wird. In den Foren der Webseite jfdaily.com, die zu der parteieigenen Zeitung Jiefang Daily gehört, wurden andere Länder ins Visier gerückt. „niuyou“ meinte in einem phantasievollen Beitrag, dass die USA den Konflikt um die Senkaku-Inseln inszeniert haben. Außerdem habe Südkorea ebenfalls einen Territorialkonflikt mit China und Deutschland kontrolliere seinen Technologie-Transfer nach China am strengsten von allen europäischen Ländern. „niuyou“ meinte: „Wie kann das patriotisch sein, wenn wir denen keine Schwierigkeiten machen?“

 



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