Eine neue Generation unter alten Vorzeichen

4. Juni 2005 - 16 Jahre nach dem Tiananmen-Massaker
Von 29. Mai 2005

Eine der bekanntesten Tragödien in der jüngeren Geschichte ist das Tiananmen-Massaker vom 4. Juni 1989 in der VR China. Was zunächst als Trauerkundgebung für Hu Yaobang, den als Reformer bekannten und dann 1987 abgesetzten Chef der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) begann, führte rund sechs Wochen lang zu Kundgebungen für mehr Demokratie und Reformen auf Chinas geschichtsträchtigem Platz. Die Demonstrationen zogen bis zum Ende mehr als 1Million Menschen aus allen Gesellschaftsschichten an. Um die Kundgebung aufzulösen, schoss die Volksarmee in der Nacht auf den 4. Juni auf und um den Tiananmen-Platz wahllos sogar mit Artillerie auf alles, was sich bewegte, berichteten westliche Journalisten vor Ort. Die Anzahl der Toten wird auf zwei- bis und dreitausend geschätzt.

Teilnehmer der Demonstrationen auf dem Platz des Himmlischen Friedens sitzen noch immer hinter Gittern und alljährlich zum Jahrestag kommt es zu Repressalien gegen sogenannte „Elemente“. Dem Arzt Dr. Jiang, der die Verschleierungstaktik der chinesischen Behörden während der SARS-Epidemie aufdeckte, schützte nicht einmal seine Popularität, als er international bekannt gab, dass 1989 unter seinen Händen etliche Studenten verbluteten. Er forderte eine Neubewertung der Geschehnisse von damals. Am 1. Juni letzten Jahres wurde er deshalb verhaftet und anschliessend unter Hausarrest gestellt. Unbekanntere werden nach wie vor in die berüchtigten Zwangsarbeitslager gesteckt um sie im Sinne der Partei „umzuerziehen“.

Die jetzige Führung der VR China ist eine neue Generation, aber der amtierende Staats- und Parteichef Hu Jintao profilierte sich schon früh bei der Niederschlagung Tibets als Hardliner. In China wird von den Geschehnissen im Juni kaum gesprochen, sie wurden von der Regierung als „konterrevolutionäre Rebellion einer kleinen Gruppe“ abgetan. Viele Studenten wagen nicht darüber zu sprechen oder mussten ins Ausland fliehen. Dort jedoch wird jährlich der Opfer gedacht und die Hoffnung auf ein demokratisches Land nicht aufgegeben. Auch in diesem Jahr werden weltweit am 3. Juni Kerzenlicht-Mahnwachen stattfinden.

Über die Haltung des Westens zu China meinte kürzlich der Herausgeber der „Zeit“, Josef Joffe, im Berliner Tagesspiegel, der Westen sollte Peking „die Unterdrückung Tibets und der Falun Gong nicht erlauben“. Man tue es aber doch, da der chinesische Markt wichtig ist. „Im Leben von Menschen wie Staaten gibt es Ideale, die mit Interessen kollidieren, und der Preis ist die Doppelmoral. Trotzdem ist Idealpolitik häufig gute Realpolitik“.

 

 

 

 



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