Chinas Trinkwasser: Allerorts knapp und oft vergiftet

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In China sind 40 Prozent der Flüsse und 80 Prozent aller Süßwasserseen schwer verschmutzt, weil das industrielle Wachstum zu schnell ging.Foto: Peter Parks / AFP / Getty Images
Von und 15. Mai 2014

Chinas „Finanztageszeitung Nr. 1“ veröffentlichte dieser Tage einen alarmierenden Bericht zum Thema Wasser. Das Ergebnis: Chinas Wasserressourcen sind knapp – und in vielen Fällen stark verschmutzt.

Nach internationalem Standard liegt Wassermangel vor, sobald pro Einwohner eines Landes jährlich unter 3000 Kubikmeter Wasser zur Verfügung stehen. Bei unter 2000 Kubikmeter wird von mittelschwerem Wassermangel gesprochen, bei unter 1000 liegt schwerer Wassermangel vor. Stehen jedem Menschen nur 500 Kubikmeter pro Jahr oder weniger zur Verfügung, ist der Wassermangel extrem.

In China herrscht demnach in 16 Provinzen schwerer und in sechs Provinzen extremer Wassermangel. Insgesamt stehen jedem Chinesen jährlich nur 2100 Kubikmeter Wasser zur Verfügung, in etwa ein Viertel dessen, was Menschen im weltweiten Durchschnitt zur Verfügung haben. Die sechs Provinzen mit der extremen Wasserknappheit sind Ningxia, Hebei, Shandong, Henan, Shanxi und Jiangsu.

Wo wertvolles Wasser verloren geht

Zur Wasserknappheit gesellt sich außerdem die Wasserverschwendung, unter anderem bedingt durch eine unzureichende Wiederverwertung des benutzten Wassers. Diese liegt in China zwischen 60 und 65 Prozent. Höher entwickelte Industrienationen schaffen eine Wiederverwertungsrate von 80 bis 85 Prozent.

Undichte Rohrleitungen sind der zweite Verschwendungsfaktor: Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichte neulich einen Bericht, wonach allein durch undichte Stellen in Chinas städtischen Wasserversorgungsnetzwerken 15 Prozent des dort eingespeisten Wassers verloren gehen. Könnte diese Zahl durch Renovierung und Wartung auf 5 Prozent gedrückt werden, würden bereits 5,2 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr gespart werden.

[–Industrie-Gifte sind allgegenwärtig–]

Ein weiterer belastender Faktor für Chinas Wasserversorgung sind Industrie-Unfälle, durch die es immer wieder zu schweren Verschmutzungen und Vergiftungen des Trinkwassers kommt. In manchen Städten musste nach Pipelineproblemen von Chemiefabriken das gesamte Wasserversorgungsnetz gesperrt werden, wie zum Beispiel zuletzt in Lanzhou am 11. April. Hier kam es nach einem Unfall in eines Öl- und Chemiekonzerns zu Benzol-Werten von 100 bis 200 Milligramm pro Liter, der Grenzwert liegt bereits bei 10 Milligramm pro Liter.

Erschwerend kam hinzu, dass durch Lanzhou auch der Gelbe Fluss fließt, der eine Hauptader der chinesischen Wasserversorgung ist, inwieweit er bei dem Unfall kontaminiert wurde, ist jedoch nicht bekannt.

Zwei Drittel des Trinkwasser kontaminiert

Als Trinkwasser dient in China meist das Grundwasser, 70 Prozent der Chinesen sind darauf angewiesen. Auch wenn es aus der Leitung kommt, muss es aus hygienischen Gründen noch abgekocht werden – das eigentliche Problem sind jedoch die vielen chemischen Giftstoffe darin, gegen die auch Abkochen nicht mehr hilft. Im Februar erklärte das chinesische Geographieamt offiziell, das 70 Prozent von Chinas Grundwasser kontaminiert seien, 60 Prozent davon schwer. In Chinas Städten sind demnach nur 30 Prozent des Grundwassers sauber.

Im März 2014 hat das chinesische Umweltministerium öffentlich erklärt, dass in ganz China das Trinkwasser von 280 Millionen Menschen kontaminiert sei. Das heißt, rund ein Fünftel aller Chinesen sind direkt von Wasserverschmutzung durch Chemikalien betroffen.

Umweltprobleme nahezu unlösbar

2013 erschien im chinesischen „Wissenschaftsmagazin“ ein Bericht über Chinas Wasserressourcen, der besagte, dass in den rund 700 Städten Chinas nur zwei Drittel der benötigten Wassermengen zur Verfügung stehen. Außerdem seien 40 Prozent der Flüsse und 80 Prozent aller Süßwasserseen schwer verschmutzt.

Der in den USA lebende chinesische Umweltexperte Dr. He sagte dazu: „Die Wasserverschmutzung der chinesischen Flüsse und Seen ist extrem schwer zu beseitigen. Die Entwicklungsgeschwindigkeit der Industrie ist zu schnell und die Umwelt hat nicht das nötige Regenerationsvermögen, um den biologischen Ausgleich zu schaffen. Sie kann die ständig fortschreitende Verschmutzung nicht einholen.“



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