Die Geldmenge in China nimmt dramatisch zu

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Pekings Central Business District mit Yuan-Noten nachgestellt.Foto: Teh Eng Koon/AFP/Getty Images
Von 24. Oktober 2012

 

Die Geldmenge in China hat in diesem Jahr die Marke von 94,37 Billionen Yuan (11,48 Billionen Euro) überschritten. Das ist das Zweifache des Bruttoinlandsprodukts Chinas. Experten begannen zu vermuten, dass das aggressive Wachstum Einfluss auf die Inflation und weitere wirtschaftliche Konsequenzen haben wird.

Die neuesten Daten der Chinesischen Volksbank, Chinas Landeszentralbank, weisen darauf hin, dass die Geldmenge M2 (Bargeld und Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren oder mit einer Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten) bei 94,37 Billionen Yuan (11,48 Billionen Euro) liegt. Das bedeutet laut Caijiang, einem bekannten Finanzblatt, zum ersten Mal in diesem Jahr ein Wachstum von über 14 Prozent.

Ökonomen verstehen ein solch hohes Maß an Kreditvergaben als Indikator für eine lockere Geldpolitik, was zur Inflation führen kann.

Zur gleichen Zeit liegt die Geldmenge M1 (laufendes Bargeld und täglich fällige Einlagen bei Banken, also Geld, das kurzfristiger verfügbar ist, als M2) bei 28,68 Billionen Yuan (3,49 Billionen Euro). Das bedeutet eine Jahreswachstumssteigerung von 7,3 Prozent und eine Steigerung von 2,8 Prozent seit Ende letzten Monats.

In manchen Fällen bewerten Ökonomen die Geldmenge in einem System nach dem Verhältnis zwischen der Geldmenge selbst und dem BIP. In entwickelten Ländern im Westen liegt diese Rate zwischen M2 und dem BIP unter eins. In Schwellenländern ist M2 normalerweise zwischen 1 und 1,5 Mal so hoch wie das BIP.

Chinas Geldmenge M2 war Ende September zwei Mal so hoch wie das BIP. Diese Berechnung basiert auf einem BIP von 47 Billionen Yuan (5,72 Billionen Euro) für 2011, wie das Statistische Bundesamt in China angegeben hat.

Selbst, wenn man den Vergleich mit den 10,12 Billionen US-Dollar (7,82 Billionen Euro) M2 in den USA anstellt, ist die Geldmenge M2 in China 1,5 Mal so hoch wie die in den Vereinigten Staaten. Im Gegensatz dazu ist das BIP in China nur halb so hoch wie in den Vereinigten Staaten, basierend auf den Zahlen des IWF.

Zhou Xiaochuan, Präsident der Chinesischen Volksbank, glaubt jedoch, die sich im Umlauf befindende Geldmenge sei nicht angemessen. In der neunten Ausgabe des Journal of Financial Research behauptet Zhou, dass China keine übermäßige Menge an Geld gedruckt und in Umlauf gebracht hat, wie es so oft von chinesischen Medien berichtet wird.

Zahlungsmittel im Umlauf werden durch Geldscheine und Münzen verkörpert und sind Teil der Reserven der Handelsbank. Es ist das sogenannte leistungsstarke Geld, ohne das es keinen Zuwachs bei der Kreditvergabe und bei der Geldmenge M2 geben kann.

Frank Xie, der regelmäßig über Chinas Wirtschaft schreibt, sagte in einem Interview mit der Epoch Times, dass Zhou Yiaochuan versucht, mit seinen Argumenten die Verantwortung für das Drucken des Geldes vom chinesischen Regime zu nehmen.

„Schauen Sie sich Chinas wahre Statistiken über dessen Inflation an. Schauen Sie sich nicht die Zahlen an, die von der Kommunistischen Partei veröffentlicht werden. Schauen Sie sich Zahlen von unabhängigen Forschungsinstituten außerhalb Chinas an. In Wirklichkeit können die offizielle Inflationsstatistiken über die letzten Jahre nur durch den exzessiven Gelddruck erklärt werden, es gibt keinen anderen Grund.“

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Xie sagte, da Chinas Wirtschaft derzeit im Niedergang begriffen ist, die Senkung des Leitzinses nur beschränkten Effekt auf die Stimulierung der Wirtschaft hat. Das liege daran, dass das Land noch keine wirklich funktionierende Marktwirtschaft hat: die Kommunistische Partei hängt laut Xie bei der Ankurbelung der Wirtschaft in erster Linie vom Drucken des Geldes ab.

„Die Menschen spüren jetzt wirklich die Auswirkungen steigender Preise, trotzdem fallen die Werte in den Statistiken der Partei über den Verbraucherpreisindex weiterhin und die Außenwelt kann nicht begreifen, wie diese Statistiken zustande kommen“, sagte Xie. Sich hinter gefälschten Statistiken zu verstecken, um die Wahrheit zu verstecken, ist eine nützliche Tarnung, um das Drucken von Geld zu rechtfertigen, argumentierte er.

Eine weiter oft übersehene Kennzahl, die die Gefahr einer Inflation ankündigt, ist die Höhe der Bilanzsumme einer Zentralbank. Die Bilanz der Chinesischen Volksbank vom Juni 2012 wies 28,6 Billionen Yuan (3,48 Billionen Euro) aus. Das ist mehr als bei der Federal Reserve (2,15 Billionen Euro) und der Europäischen Zentralbank (3,07 Billionen Euro). Chinas BIP liegt aber bei weniger als der Hälfte dieser beiden Werte.

Als Ergebnis sind die Preise in China in den letzten Jahren rapide angestiegen. Laut statistischen Daten hat sich der Preis für Rindfleisch verdreifacht und in einigen Gegenden innerhalb eines Jahres sogar verfünffacht.

Der Preis für Speiseöl hat in diesem Jahr drei Wellen steigender Preise erfahren. Im September stieg der Preis laut den staatlich geführten China News um mehr als 20 Prozent.

Die Mieten sind in diesem Jahr laut dem staatlichen Sprachrohr Xinhua um 20 Prozent gestiegen. Chinas Immobilienblase war für Skeptiker der chinesischen Wirtschaft ein zentraler Punkt und viele wohlhabenden Chinesen versuchen nun, Immobilien im Ausland abzugreifen.

Übersetzung und Mitarbeit von Tobias Hofmann

Artikel auf Englisch: China’s Money Supply Sees Dramatic Increase

Original-Artikel auf Chinesisch: 9月末中国货币量超美国1.5倍 周小川:印得不多

 



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