Fitch-Analystin: „Chinas Finanzmarkt ist zum Crash verurteilt“

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Wegen der Schattenbanken steckt Chinas Finanzsystem in der Sackgasse der Überschuldung.Foto: WANG ZHAO/AFP/Getty Images
Von 4. Februar 2014

“Die Schattenbanken haben China an den Rand des Abgrunds gebracht”, ist die Kernaussage eines Artikels, den die britische Zeitung The Telegraph am 1. Februar als Exklusiv-Bericht brachte: Die langjährige China-Analystin der Ratingagentur Fitch erläuterte darin ihre Einschätzung der aktuellen Lage am chinesischen Finanzmarkt.

Die Frau, die für Chinas "Downgrade" sorgte

Charlene Chu arbeitet acht Jahre lang für Fitch und hatte 2013 mit ihren Analysen dafür gesorgt, dass die Ratingagentur als einzige der drei großen Agenturen erstmals in 14 Jahren die Kreditwürdigkeit Chinas herunterstufte. Für ihre Arbeit und die damit eingehenden Crash-Prognosen war Chu deshalb weder beim Regime noch bei Chinas Investoren beliebt – andere wiederum feierten die Amerikanerin chinesischer Abstammung als Heldin.

Chu geht davon aus, dass „die chinesische Kreditblase alles übersteigt“, was die Welt vor der Finanzkrise 2008 gesehen hat – und dass sie zum Platzen verurteilt ist: “Der Bankensektor ist in den vergangenen fünf Jahren um 14 bis 15 Billionen US-Dollar gewachsen. Massive Probleme werden deshalb in China unvermeidlich sein”, wurde Chu vom Telegraph zitiert.

Hinter dem Problem stecke eine Masse an „Trusts”, „Vermögensmanagement-Produkten” und Fremdwährungs-Darlehen, die der Verschuldung erlaubt haben weiterzuwachsen, obwohl die Behörden bereits versucht haben, das „normale“ Kreditgeschäft der Banken durch Regulation einzudämmen.

Warum die Schattenbanken die Banken gefährden

Der befürchtete Ausfall des milliardenschweren “Gold #1”-Fonds, der vergangene Woche durch “anonyme Retter” abgewendet wurde, zeigt laut Chu das ganze Ausmaß der unheilvollen Liason, die zwischen Chinas etablierten Banken und dem neu entstandenen Schattenbankensektor besteht:

“Hinter den Kulissen sind die Banken stark in diese Schattenbanken-Produkte involviert“, sagte Chu zum Telegraph. Der Idee, die chinesische Ökonomen und Akademiker immer propagiert hätten, stimme sie nicht zu: Diese hätten immer behauptet, die Schattenbanken und die etablierten Banken seien voneinander getrennte Systeme und wenn der Schattenbankensektor wegfiele, würde das nichts ausmachen.

Chu schätzt, dass im Fall einer Krise auch Chinas auf 4 Billionen US-Dollar geschätzte ausländische Währungsreserven das Finanzsystem nicht retten können. Solchen Optimismus nannte sie „Wunschdenken“.

"Chinas Finanzkrise läuft anders als bei uns ab"

Chu bezweifelt, dass Chinas Regierung langfristig in der Lage sein wird, mit Geld zu intervenieren. Ihrer Ansicht nach wird eine chinesische Finanzkrise auch völlig anders ablaufen als im Westen, weil ständig die Regierung eingreife und „die Kräfte des Marktes in China gar nicht ihre Rollen spielen dürfen“.

Deshalb blieben Zahlungsausfälle längere Zeit unbemerkte Einzelfälle, mit denen man auch eine Zeit lang fertig wird.

Die kritische Frage ist nur, ob diese Einzelfälle nicht eines Tages in eine große Welle von Ausfällen umschlagen“, so Chu zum Telegraph, und „diese wird dann für die Regierung nur sehr schwer behandelbar sein“ , weil das Einzelfall-Schema nicht mehr angewendet werden kann.



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