In Südchina protestieren Tausende gegen Müllverbrennungsanlagen

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Wo bleibt der Müll von Chinas wachsenden Millionenstädten? (Frederic J. Brown/AFP/Getty Images)
Von 28. Oktober 2009

Am 21. Oktober protestierten Zehntausende von Bewohnern der Stadt Pingwang in der südlichen Provinz Jiangsu gegen den Bau von Müllverbrennungsanlagen, die zu nahe am Wohnbereich liegen. Die örtlichen Behörden entsandten 3.000 bewaffnete Polizisten, um die Menge zu zerstreuen.

Die Verbrennungsanlagen der Müllverbrennungsgesellschaft Wujiang sind nur einen Kilometer von Pingwang entfernt und nur 50 Meter vom nächsten Wohngebiet. Dort befinden sich Tageskliniken, Grund- und Mittelschulen innerhalb eines Radius von einen Kilometer. Die am nächsten gelegene Tagesklinik ist nur 500 Meter von der Verbrennungsanlage entfernt.

Die Anlage sollte am 21. Oktober in Betrieb gehen. Die Angst vor der Umweltverschmutzung und den damit verbundenen Gesundheitsrisiken trieb die protestierenden Bewohner an diesem Tag auf die Straße.

Schon beim ersten Probelauf am 19. Oktober hatte die Anlage nach Aussagen der Bewohner Gestank und Rauch in Pingwang verbreitet.

Die staatliche Lokalzeitung Yangtse Evening News brachte am 22. Oktober eine Meldung der örtlichen Regierungsbeamten, dass die Anlage aufgrund öffentlichen Interesses geschlossen worden sei. Die Meldung besagte auch, dass die Anlage den Umweltbestimmungen der „Verbrennungsstandards für den täglichen Abfall“ entspräche. Die offizielle Meldung erwähnte keinerlei Proteste.

Ein Anwohner, den The Epoch Times angerufen hatte, stellte sich nur als Xu vor und berichtete: „Seit acht Uhr morgens versammelten sich Tausende von Menschen am 21. Oktober vor dem Eingang der Verbrennungsanlage und zogen dann in die State Road 318. Am 22. Oktober erschienen 3.000 mit Schlagstöcken bewaffnete Polizisten. Am Abend des 22. Oktober schlugen die Polizisten vor der Polizeistation von Pingwang auf viele Menschen ein. Sie setzten ihre Schlagstöcke gegen Menschen ein, die nichts hatten, um sich zu verteidigen.“

Die Bewohner erklärten, dass die Regierung sie nicht um ihre Meinung gefragt habe, bevor die Anlage gebaut wurde.

Eine andere Bewohnerin namens Chu, die von The Epoch Times kontaktiert wurde, sagte: „Natürlich bin ich gegen diese Verbrennungsanlage. Mein Haus ist nur fünf Kilometer von ihr entfernt. Die Luftverschmutzung ist enorm und schadet unserer Gesundheit. Der Rauch, der beim Verbrennen des Mülls entsteht, enthält giftige krebserregende Substanzen. Die Regierung hat sich nicht um die öffentliche Meinung gekümmert, bevor sie beschloss, diese Anlage zu bauen. Dabei haben viele Leute schon protestiert, als die Anlage gebaut wurde.“

„Die örtlichen Regierungsbeamten wohnen alle in Wuijang. Sie kümmern sich nicht im Geringsten darum, wie wir leben. Erst sieben Tage vor Inbetriebnahme der Anlage haben sie uns nach unserer Meinung gefragt“, sagte Chu.

Die Bewohner erklärten, sie glaubten nicht daran, dass die örtlichen Regierungsbeamten den Betrieb der Verbrennungsanlage einstellen würden.

Xu sagte außerdem: „Die Regierung hat mitgeteilt, dass die Anlage vom Komitee des Politischen Beirats, vom Volkskongress und den Vertretern der örtlichen Bewohner genehmigt worden sei. Ich glaube nicht, dass die Vertreter der örtlichen Bewohner dem zustimmen würden. Wir sollten die Leute in geheimer Abstimmung wählen lassen. Unter notarieller Aufsicht und in Live-Sendungen wird man dann sehen, wie viele für diese Anlage und wie viele dagegen sind. In dieser Angelegenheit muss man auf die Stimme des Volkes hören.“

Infolge gesundheitlicher Probleme gab es auch schon ähnliche Proteste gegen Müllverbrennungsanlagen in Peking, Nanjing, Guangzhou und anderen Städten.

Müllverbrennungsanlagen erzeugen die größten Emissionen von Dioxin, das zu schweren gesundheitlichen Schäden führt wie zum Beispiel Krebs. Die Standards für den Umweltschutz der Anlagen, die im ganzen Land gebaut werden, sind sehr unterschiedlich. Während die offiziellen Behörden über strengere Emissionsvorschriften diskutieren, sind nur wenige konkrete Schritte unternommen worden.

In einem Bericht der Weltbank aus dem Jahre 2005 wird davor gewarnt, dass der weltweite Dioxingehalt sich verdoppeln könnte, wenn China weiterhin so rasch Verbrennungsanlagen baue, ohne ihre Emissionen zu begrenzen.

Chinesische Umweltexperten weisen auch darauf hin, dass Chinas gegenwärtige Umweltverschmutzung gravierend ist. Kommunen mit vielen Müllhalden und Verbrennungsanlagen sind hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt.

Artikel auf Englisch: Thousands Protest Trash Incinerators in Southern China

Originalartikel auf Chinesisch: 反垃圾焚烧厂投产 江苏吴江万人街头抗议

 

 



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