Eine Hausfrau und ihr Kaffee

Melitta Bentz, eine zierliche Hausfrau aus Deutschland spielt noch immer eine wichtige Rolle in der Geschichte eines der beliebtesten Getränke der Welt.
Titelbild
Fans von Filterkaffee können sich bei Melitta Bentz bedanken.Foto: istockphoto
Von 2. November 2021

In den letzten 500 Jahren hat sich der Kaffee von einem exotischen Trunk, der auf Ostafrika beschränkt war, zu einem so universellen Getränk entwickelt, wie es außer Wasser kein anderes gibt. Der Historiker Jonathan Morris schreibt in seinem Buch „Kaffee: Eine globale Geschichte“: „Kaffee ist ein globales Getränk. Er wird auf vier Kontinenten kommerziell angebaut und auf allen sieben Kontinenten mit Begeisterung konsumiert. Antarktische Wissenschaftler lieben ihren Kaffee und es gibt sogar eine italienische Espressomaschine auf der Internationalen Raumstation.“

Es ist anzunehmen, dass der Kaffee erstmals im 14. Jahrhundert in Äthiopien angebaut wurde. Doch hundert Jahre später verlagerte sich das Epizentrum des Kaffeehandels in den Jemen, der dann mindestens 200 Jahre lang das Geschäft dominierte.

Mischen Sie gerne etwas Schokolade in Ihren Kaffee? Die heute als Café Mocha oder Mochaccino bezeichnete Mischung trägt den Namen von der Stadt Mocha im Jemen. Vom späten 15. bis zum frühen 18. Jahrhundert war Mocha der wichtigste Hafen der Welt, von dem aus der Kaffee verschickt wurde. Per Schiff gelangte er in Städte im gesamten Nahen Osten, in den Mittelmeerraum und nach Ostafrika.

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In Istanbul wurden 1554 die ersten Kaffeehäuser eröffnet und innerhalb von 40 Jahren stieg ihre Zahl auf 600 an. Das Volk erfreute sich an dem Getränk und tratschte dabei über das Regime. Sultan Murad IV. verachtete die Kaffeehäuser als Lasterhöhlen und ließ sie 1633 in Istanbul und kurz darauf im gesamten Osmanischen Reich schließen. Ähnlich wie das amerikanische Alkoholverbot drei Jahrhunderte später trieb auch dieses Verbot den Kaffeegenuss in den Untergrund. Doch einige Jahre später kapitulierte die Regierung.

In den 1780er Jahren stammten erstaunliche 80 Prozent des weltweiten Kaffees von den karibischen Inseln und der größte Teil davon aus der heutigen Dominikanischen Republik. Erst im 19. Jahrhundert entwickelte sich Brasilien zu einem wichtigen Produzenten, gefolgt von Kolumbien und den mittelamerikanischen Staaten.

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren alle großen Namen, die mit Kaffee in Verbindung gebracht wurden, von Männern geprägt – von Sultanen über Schiffer bis hin zu Industriellen. Dann kam eine zierliche Hausfrau aus Dresden namens Melitta Bentz. In klassischer Unternehmermanier wurde sie auf ein Problem aufmerksam und löste es. Sie ging das Risiko einer Unternehmensgründung ein, vermarktete ihre Erfindung und hatte Erfolg.

Eine alte Schachtel mit Melitta-Kaffeefiltern. Foto: public domain

Melittas Beitrag

Im Jahr 1908 war Melitta Bentz 35 Jahre alt und unzufrieden mit dem Kaffeesatz in ihrem Kaffee. Das war eine weit verbreitete Beschwerde, aber eine, die der Rest der Welt zu tolerieren schien.

Die damaligen Kaffeemaschinen überbrühten den Kaffee und hatten einen unangenehm bitteren Geschmack zur Folge. Leinentücher hielten zwar den Kaffeesatz zurück, mussten aber häufig gereinigt werden. So dachte Melitta über eine einfache und saubere Möglichkeit nach.

Sie experimentierte mit verschiedenen Materialien, war aber nicht zufrieden. Eines Tages nahm sie ein Löschpapier aus dem Schulbuch ihres Sohnes und einen kleinen Messingtopf. Mit Hammer und Nagel schlug sie Löcher in den Topf, dann legte sie das Löschpapier mit dem Kaffee hinein und goss heißes Wasser darüber. Bingo! Kein Kaffeesatz und kein bitterer Geschmack! Auch ihre Freunde waren sofort begeistert. Melittas Geschäftssinn schaltete sich ein.

Im Juli 1908 erhielt sie ein Patent für ihren Filter. Innerhalb weniger Monate war ihr Unternehmen mit seinen anfänglichen vier Mitarbeitern – Melitta selbst, ihr Mann Hugo und die Söhne Willy und Horst – einsatzbereit. Zunächst stellten sie die Filter in ihrem Haus her und verkauften 1909 auf der Leipziger Messe mehr als tausend Stück. Daraufhin explodierte die Nachfrage nach der einfachen, aber innovativen Erfindung.

Im Jahr 1936 überarbeitete Melitta ihren ursprünglichen Entwurf, und es entstand der uns heute bekannte kegelförmige Kaffeefilter.

Melitta und Hugo Bentz. Foto: public domain

Erbe

Die Produktion der Filter wurde durch den Ersten und den Zweiten Weltkrieg kurzzeitig unterbrochen, lief danach aber wieder an. Trotz dieser Unterbrechungen florierte das Familienunternehmen jahrzehntelang, selbst nach Melittas Tod im Jahr 1950. Heute beschäftigt es Tausende Mitarbeiter in Deutschland, Florida und New Jersey. Ein Nachruf in der „New York Times“ aus dem Jahr 2015 zitierte einen Unternehmenssprecher mit den Worten:

Die meisten Melitta-Standorte haben immer noch ein Foto von ihr an der Wand. Jeder Mitarbeiter kennt Melitta Bentz und ihre außergewöhnliche Rolle als Mutter des Unternehmens.“

Melitta Bentz ist eine wichtige Person in der langen Geschichte eines der beliebtesten Getränke der Welt. Sie hatte eine hilfreiche Idee und besaß den Mut, in diese Erfindung zu investieren. Sie beschäftigte Tausende Menschen und verdiente sich die Anerkennung von Millionen zufriedener Kunden. 

Lawrence W. Reed ist Autor des 2020 erschienenen Buches „War Jesus ein Sozialist?“ sowie von „Real Heroes: Incredible True Stories of Courage, Character, and Conviction“ und „Excuse Me, Professor: Challenging the Myths of Progressivism“. Mehr unter LawrenceWReed.com



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