Sind wir alle Truman?

30 Jahre lang läuft die „Truman Show“ im Fernsehen mit den höchsten Einschaltquoten, weltweit rund um die Uhr. Alles ist inszeniert, alle Figuren sind Schauspieler, nur Hauptdarsteller Truman Burbank weiß nichts von alledem. Als ihm jedoch eines Tages ein Scheinwerfer vom Himmel vor die Füße fällt, beginnt er zu ahnen, dass etwas in seinem Leben nicht stimmt.
Titelbild
Truman Burbank verlässt wie jeden Morgen sein Haus, um zur Arbeit zu eilen. Dabei begegnen ihm immer die gleichen Leute und es werden täglich dieselben Floskeln ausgetauscht.Foto: Screenshot paramount-pictures
Von 3. November 2021

Der Film „The Truman Show“ ist ein Meisterwerk der besonderen Klasse. Entstanden vor mehr als 20 Jahren, kann man der Symbolik, die den Film facettenreich durchtränkt, durchaus prophetischen Charakter zuschreiben. Truman Burbank, im Film dargestellt von Jim Carrey, ist ein Mensch, der in einer von Medienlügen gesteuerten Welt lebt, am Ende jedoch die Täuschung erkennt und sich aus ihr befreien kann. Laut dem YouTuber Charles Fleischhauer entspricht das dem Prozess, der im Höhlengleichnis von Platon beschrieben ist. Der stufenweise Aufstieg aus der Täuschung hin zur Erkenntnis – mit all seinen Hindernissen und Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt. Epoch Times sprach mit ihm über den Film.

Epoch Times: Herr Fleischhauer, Sie haben den Klassiker „The Truman Show“ ausführlich analysiert. Was fasziniert Sie am meisten an dem Film?

Charles Maurice Fleischhauer: Was mich an dem Film so fasziniert, ist, dass man ihn auf verschiedenen Ebenen deuten kann und dass die eine Ebene die andere nicht ausschließt, sondern alles ineinandergreift. Die offenkundigste, erste Ebene, die einem sofort ins Auge fällt, ist die Medienkritik. Dieser große Konzern, der einen Menschen wie einen Sklaven hält und missbraucht, um Profit aus ihm zu schlagen.

Die zweite Ebene ist die philosophisch-religiöse, die sich auf Platon bezieht. Diese beiden Ebenen existieren parallel. In Bezug auf Platon oder die Gnosis kann man hier einen Zusammenhang mit Platons Höhlengleichnis erkennen. Dieses zeigt den Erkenntnisweg des Menschen aus der Unwissenheit, aus der Gefangenschaft, die mit der Höhle als Schattenreich erklärt wird, bis hin zum Höhlenausgang, dem Licht, wo er das Schöne, das Wahre, das Gute erkennt und letztendlich befreit ist.

ET: Ich glaube, der Begriff „Gnosis“ ist nicht jedem geläufig. Können Sie ihn bitte etwas genauer erklären?

Fleischhauer: Die Gnosis ist eine religiöse Strömung, die zur Zeit des Frühchristentums entstand. Ihr Grundgedanke war, dass die gesamte Welt, in der wir leben, schlecht ist und von einem Demiurgen, einem Schöpfergott geschaffen wurde, der aber nicht der wahre Gott ist, sondern nur eine Spiegelung dessen.

Der Gnostiker versucht ähnlich wie in Platons Höhlengleichnis durch einen Erkenntnisprozess das wahre Wesen der Welt zu erkennen. Im Film wird das analog dargestellt mit Christoff, dem Produzenten der Fernsehserie „Die Truman Show“, welcher der Demiurg, der falsche Gott ist, der eine künstliche Welt erschaffen hat, in der Truman gefangen ist.

ET: In Ihrem Filmbeitrag „Platon und die Truman Show – Eine gnostische Reise“ sagen Sie: „Wir alle sind Truman“. Wie ist das zu verstehen?

Fleischhauer: Zum einen, wenn wir diese Ebene der Medienkritik anschauen, dann sind wir alle Truman, weil wir mittlerweile durch die sozialen- und die Massenmedien in einer Trumanshow-artigen Welt leben. Ein Beispiel dafür ist seine Frau, die in der Sendung ständig Schleichwerbung betreibt. Das entspricht meiner Meinung nach dem heutigen Influencer, der beispielsweise auf Instagram sein eigenes Leben dokumentiert und dabei Schleichwerbung für allerlei Produkte macht. Also unsere Welt hat sich der Truman Show schon ein Stück weit angenähert.

Wenn wir das auf der philosophisch-religiösen Ebene wieder auf die Gnosis beziehen, dann zeigt uns der Film symbolisch, dass wir alle eigentlich in einer Täuschung leben – in der materiellen Welt der Täuschung. Um das zu verstehen oder annehmen zu können, muss man natürlich auch ein wenig Esoteriker sein.

ET: Die Truman Show ist ein Hollywood-Film, der 1998 erschien. Im Jahr darauf, 1999, erschien der Film „The Matrix“, wo es darum geht, dass die Menschen in einer von Maschinen programmierten Scheinwelt leben – also auch hier wieder das Thema Täuschung. War das eine besondere Zeit damals so kurz vor der Jahrtausendwende? Oder was glauben Sie, warum diese Filme damals erschienen sind?

Fleischhauer: Das ist eine sehr interessante Frage, weil sie damit zusammenhängt, was die Traumfabrik Hollywood eigentlich ist. Entstehen dort Filme als Kunstwerke zufällig? Kommen da ein paar kreative Köpfe zusammen, die Fantasiegeschichten erfinden und umsetzen, oder gibt es eine Art politischer Agenda dahinter? Sollen die Filme uns in gewisse Richtungen manipulieren oder „framen“, wie man es heute auch nennt?

Ich meine damit, dass uns Bilder gezeigt werden sollen, die unser Unterbewusstsein aufnimmt und die uns in eine bestimmte Richtung lenken. Oder, und das wäre eine weitere Frage, sind dort Regisseure und Künstler am Werk, die uns vielleicht warnen wollen oder Entwicklungen aufzeigen wollen, also einen gewissen pädagogischen Charakter haben. Aber das ist schwierig zu erklären, weil wir natürlich in den geheimen Zirkeln in Hollywood nicht mitmischen können.

Auf jeden Fall kann man sagen, dass die Truman Show und der Film The Matrix ein ähnliches Thema behandeln. Sie tun das am Vorabend der Jahrtausendwende. Sie tun das auch am Vorabend des Siegeszuges des Internets. Natürlich gab es Ende der Neunziger schon Computer und Internet, aber nicht in dem Ausmaß, wie wir es heute erleben. Insofern haben die Filme einen gewissen prophetischen, warnenden Charakter, den man zu der Zeit, als sie erschienen sind, noch gar nicht so einordnen konnte.

Das kann man jetzt erst 20 Jahre später und muss feststellen, wie genial das eigentlich war. Gerade bei der Truman Show weiß man nicht so genau, wird uns da ein Programm gezeigt, von dem wir ein Teil sind, weil wir alle irgendwie Truman sind, oder ist das eine Warnung: Leute schaut doch mal, das seid ihr, passt auf.

ET: Die Figur des Christoff stellen Sie in Ihrer Analyse auch als eine Art Antichrist dar. Sie leiten das von den zwei Bestandteilen seines Namens her: Christ – off. Gibt es ihrer Meinung nach Parallelen zu Personen, die es tatsächlich gibt oder gab?

Fleischhauer: Er ist eine Figur, die so ein bisschen an Steve Jobs oder Bill Gates erinnert. Von dem, was er tut, wahrscheinlich eher an Bill Gates, aber von dem, wie er sich medial inszeniert und wie er so als Visionär dargestellt wird, eher an Steve Jobs. Ich fand das witzig, dass der Film uns eine Figur präsentiert, die es dann so ähnlich einige Jahre später auch gibt. Da kann man natürlich schon überlegen, ist das gewollt, ist das Zufall?

ET: Gegen Ende des Films, wenn Truman eigentlich schon kurz davor steht, die Wahrheit zu erfahren, wird er mit allen Mitteln aufgehalten. Da kommen einmal die Personen in den Katastrophenanzügen, die ihn zwar wegen eines angeblichen nuklearen Unfalls aufhalten wollen, aber es könnte natürlich auch jede Art von Katastrophe sein. Ganz zum Schluss, als Truman mit einem Segelboot endgültig der Täuschung entfliehen will, veranlasst Christoff per Knopfdruck einen gewaltigen Sturm und nimmt in Kauf, dass Truman dabei ums Leben kommt. Übertragen auf unsere Welt: Sind wir jetzt am Ende der Truman Show angelangt?

Fleischhauer: Das ist ein interessanter Gedanke. Wenn ich mir allerdings anschaue, wie die Mehrheit der Bevölkerung in den letzten Jahren alle Narrative der Regierung geglaubt hat, dann bezweifle ich, dass die Menschheit am Ende der Truman Show angelangt ist. Da glaube ich eher, dass die meisten noch im Dämmerschlaf sind.

Auf der materiellen Ebene gibt es natürlich ganz klar eine Anspielung an den Themenkomplex der Corona-Pandemie und der Wettermanipulation. Interessant ist, dass der Film 1998 schon all die Dinge aufgreift, die jetzt aktuell sind. Als Truman mit dem Auto fliehen wollte, wird er von Männern in Katastrophenanzügen aufgehalten. Das kann man durchaus mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie assoziieren, oder zumindest mit den Bildern, die uns da geliefert worden sind.

Zum Schluss, als Truman mit dem Boot flieht, gibt es die Szene, wo sie an ihren Computern sitzen und den Sturm erzeugen und steuern, sie manipulieren das Wetter sozusagen. Psychologisch gesehen gibt es auch die Anspielung an das Milgram-Experiment, als Christoff seinen Angestellten auffordert, den Sturmpegel am Computer immer höher zu drehen, dieser dann aber an einem bestimmten Punkt aussteigt und Christoff selbst Hand anlegt.

Wenn man es philosophisch-symbolisch deutet, könnte man sagen, wenn man im Erkenntnisprozess kurz davor steht, Gott zu erfahren – in dem Fall die Truman Show, die Täuschung zu verlassen – muss man sich noch einer Nahtod-Erfahrung stellen. Das ist ja etwas, das in manchen Initiationsriten und Mysterienkults durchaus gängige Praxis war. Es gibt Geschichten, dass bei den Frühchristen das Taufritual, bei dem der Kopf unter Wasser gedrückt wurde, eine Nahtod-Erfahrung symbolisieren soll. So könnte man das auch deuten. Sprich, die letzte Stufe auf dem Weg zur Erkenntnis ist die Begegnung mit dem Tod.

Charles Maurice Fleischhauer ist Hypnosetherapeut, psychologischer Berater, Seminarleiter und YouTuber. Er lebt in Hamburg. Seinen Film über die Truman Show sehen Sie HIER.



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