„Datensicherheit“ – Das wissen Google, Facebook und Microsoft wirklich über Sie

Schnell etwas googlen, dann hier und da etwas liken und anschließend mit Cortana etwas im Internet bestellen: Alltag für viele Menschen, doch mit jeder Aktion geben wir bereitwillig unsere Daten preis. Wie viel das Internet über jeden einzelnen von uns weiß, ist erschreckend.
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Ist ein süßes Katzenvideo es wert, dass Google, Facebook und Co. alles über uns wissen?Foto: iStock | ts/Epoch Times
Epoch Times18. Mai 2019

Google weiß alles? Ja, und noch viel mehr! Und manchmal weiß Google sogar Dinge, die wir selbst nicht wissen, bestes Beispiel: Was Google tatsächlich über uns weiß. Dieter Bohn, Chefredakteur von „The Verge“, formulierte es sehr elegant:

Unsere fortschrittlichen KI-Algorithmen können vorhersagen, welches Auto Sie mieten möchten, und dann das Webformular für Sie ausfüllen. Es weiß, was Sie wollen und tut es einfach.“

Mark Vang vom World Community Computing Grid, einem IBM-Projekt, bei dem Menschen der Forschung ihre PCs und Rechenleistung zur Verfügung stellen, ergänzte:

Alle diese Daten, die wir gesammelt haben und weiterhin sammeln, bleiben direkt auf unseren Servern, wo wir sie an jeden verkaufen können … Aber zögern Sie nicht, Ihr Konto jederzeit zu ‚löschen‘.“

Wenn Sie einen kostenlosen Service nutzen, sind Sie das Produkt

Doch Google ist nicht der einzige Internet-Riese, der es auf unsere Daten abgesehen hat. Microsoft und Facebook, autonome Fahrzeuge und Smart Homes sammeln ebenso Daten in beträchtlichem Umfang. Wieso? Weil wir, zumindest im Fall Facebook, ihnen bereitwillig alles erzählen, was sie gar nicht wissen wollen – und weil es Geld bringt.

Sie wollen auch wissen, was das Internet über Sie weiß? Die Antwort ist erschreckend.

Wir haben Sie gewarnt! Weiterlesen auf eigene Gefahr.

Dylan Curran, Datenschutzberater für Presearch.org und ehemaliger Berater der Amerikanischen Bürgerrechtsunion ACLU, hat die Daten, die die großen Firmen über ihn gesammelt haben, genauer untersucht. Dies sind seine Ergebnisse:

Bewegungsprofil

Google speichert alle Orte, an denen Sie in den letzten Wochen, Monaten und Jahren waren, wann Sie dort waren und wie viel Zeit Sie benötigt haben, um von einem Ort zum Nächsten zu kommen.

Auch wenn Sie die Geolokalisierung deaktivieren, sammelt Google Ihre Ortsdaten und kann sie grafisch darstellen. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

Auch wenn Sie die Geolokalisierung deaktiviert haben, speichert Google die Ortsdaten, die aus anderen Quellen stammen. Dazu zählen unter anderem Information, welches W-LAN-Netz sie nutzen oder Suchanfragen auf Google Maps.

Unter https://www.google.com/maps/timeline?pb können Sie Ihr eigenes Bewegungsprofil abrufen.

Google weiß alles, was sie je gesucht – und gelöscht – haben

Neben Ihrem Bewegungsprofil erstellt Google ein geräteübergreifendes persönliches Suchprofil aus all Ihren Suchanfragen. Das bedeutet, selbst wenn Sie Ihren Suchverlauf auf einem Gerät löschen, sind die Daten noch immer vorhanden.

Unter https://myactivity.google.com/myactivity können Sie Ihr Aktivitätsprotokoll abrufen und -einstellungen ändern.

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Google speichert nicht nur Daten, sondern kombiniert diese auch auf verschiedene Art und Weise. Sie haben nie nach „Wie nehme ich 10 kg in 2 Wochen ab“ gesucht? Brauchen Sie auch nicht. Google genügt es zu wissen, dass Sie weiblich, Anfang dreißig sind und nach Bioläden in Ihrer Umgebung gesucht haben.

Die Kombination von Ortsdaten, Geschlecht, Alter, Hobbys (Suchanfragen), Karriere, Interessen, Beziehungsstatus und ungefähres Gewicht sowie Einkommen führt zu einem einzigartigen Marketingprofil, auf dessen Grundlage Sie Werbung erhalten.

Unter https://www.google.com/settings/ads/ können Sie Ihr Werbeprofil einsehen.

App-Nutzung

Sie nutzen einen Ad-Blocker? Google weiß es. Sie übersetzten oft Texte? Google weiß es. Sie nutzen eine Doodle-Liste, um ein internationales Geschäftsmeeting zu planen. Google weiß es, denn es speichert sämtliche Daten über Apps und Erweiterungen die Sie nutzen.

Diese Informationen umfassen, welche Apps Sie nutzen, wann und wo Sie sie benutzen, wie oft, wie lange und mit wem Sie damit kommunizieren, einschließlich mit wem sie auf Facebook chatten, wo diese Person lebt und wann Sie schlafen gehen.

Unter https://myaccount.google.com/permissions können Sie die Apps mit Zugriff auf Ihr Konto abrufen.

Google kennt alle YouTube Videos, die Sie je angeschaut haben

Google speichert alle Videos, die Sie je auf YouTube gesucht und angeschaut haben – auch wenn Sie es nach Sekunden geschlossen haben.

Dementsprechend weiß Google, ob Sie in Kürze Eltern werden, welche politische Einstellung Sie haben, welcher Religion Sie angehören, ob sie depressiv oder sogar selbstmordgefährdet sind.

Mehr: https://www.youtube.com/feed/history/search_history

Drei Millionen Word-Dokumente Daten

Das Gute an Google ist, Sie können all diese Daten anfordern und einsehen. Dylan Curran hat genau das getan und erhielt eine Archive-Datei mit 5,5 GB. Das entspricht etwa drei Millionen Seiten Fließtext.

Wenn Sie neugierig sind: Unter dem Motto „Ihr Konto, Ihre Daten“ kann man unter https://takeout.google.com/settings/takeout „eine Kopie der Inhalte aus Ihrem Google-Konto exportieren, wenn Sie sie mit einem Dienst eines anderen Anbieters sichern oder nutzen möchten“ so Google.

Diese Daten umfassen alle zuvor genannten Informationen, hinzu kommen noch Lesezeichen, E-Mails, Kontakte, Google Drive Dateien, Fotos, die mit Ihrem Handy aufgenommen wurden, die Geschäfte, bei denen Sie etwas gekauft haben und die Produkte, die Sie über Google gekauft haben.

Außerdem Ihren Kalender, Hangout-Konversationen, Musik, Bücher, Gruppen, Webseiten, die sie erstellt haben, Telefone, die sie besessen haben, geteilte Seiten, wie viele Schritte Sie pro Tag gemacht haben – eine nahezu endlose Liste.

Wie Google an Ihre Daten kommt

Auch wenn Sie diese Antwort vermutlich nicht gern hören: Sie geben Ihre Daten freiwillig. Das Google-Archiv der gesammelten Daten zeigt Ihnen, wie.

1. Suchverlauf

Der Suchverlauf von Dylan Curran umfasste mehr als 90.000 Einträge und zeigt unter anderem, welche Bilder er heruntergeladen und welche Webseiten er besucht hat. Natürlich bietet der Suchverlauf auch alle Suchanfragen zu Webseiten für das illegale Herunterladen von Programmen, Filmen und Musik, sodass diese Daten bei einer Gerichtsverhandlung durchaus gegen Sie verwendet und einen großen Schaden anrichten können.

Ihr Suchverlauf zeigt alle Suchanfragen, die Sie je eingegeben haben – auch die, die Sie vor Gericht belasten könnten. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

2. Kalender

Ihr Kalender verrät mehr über Sie, als Sie vielleicht wahrhaben wollen und zeigt alle Termine, die Sie jemals hinzugefügt haben. Egal ob Sie sie letztendlich wahrgenommen haben oder nicht.

In Kombination mit Ihren Standortdaten weiß Google, ob sie dort waren, wann sie angekommen sind – und im Falle eines Bewerbungsgespräches – wie Ihr Termin verlaufen ist. Sind Sie sehr schnell wieder auf dem Rückweg, haben Sie den neuen Traumjob vermutlich nicht bekommen.

Ihr Kalender verrät mehr über Sie, als Sie denken. Wenn Sie von einem Bewerbungsgespräch zu schnell zurückkehren, war es vermutlich nicht erfolgreich. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

3. Google Drive

Das Google-Archiv der gesammelten Daten umfasst außerdem das komplette Google Drive-Laufwerk, einschließlich aller Daten die Sie vor langer Zeit gelöscht haben. Dylan fand dort unter anderem seinen Lebenslauf, monatliche Finanzübersichten, Programmcode von Webseiten und einen „dauerhaft gelöschten“ PGP-Sicherheitsschlüssel, den er zum Verschlüssen seiner E-Mails verwendet hatte.

Einmal Cloud, immer Cloud: Das Google-Drive Archiv umfasst alle Dateien, die sie jemals hochgeladen haben, egal ob „dauerhaft gelöscht“ oder noch aktiv. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

4. Google Fit

Auch die kleinen Wearables wie Smartwatch oder Fitnesstracker leisten einen Beitrag zur Datensammelwut der großen Konzerne. Obwohl Dylan Curran diese Daten vor Monaten gelöscht und den Apps sämtliche Berechtigungen entzogen hat, fand er, im wahrsten Sinne des Wortes, eine Liste aller seiner Schritte.

Google Fit hatte fleißig alle Schritte gezählt, die er je gemacht sowie wann er wohin gegangen ist. Natürlich auch alle Zeiten von Entspannungs-, Yoga- oder Fitnessübungen.

Fitnesstracker überwachen wortwörtlich jeden Ihrer Schritte. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

5. Fotos

Sollten Sie aus Versehen all Ihre Fotos gelöscht haben, keine Sorge, Google hat sie noch alle – einschließlich der Metadaten, wann, wo und mit welchem Gerät Sie die Fotos (und Videos) aufgenommen haben. Selbstverständlich gut geordnet nach Jahr und Datum.

Sie haben aus Versehen ein Foto gelöscht? Google hat es noch! Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

6. E-Mails

Falls man Google-Mail oder Gmail nutzt, hat Google auch alle E-Mails, die Sie je gesendet oder bekommen haben. Das gleiche trifft auf alle E-Mails zu, die Sie gelöscht haben und auch die, die Sie nie erhalten haben (weil sie als Spam kategorisiert worden sind).

Jede E-Mail, jeder Kontakt, jeder Unterhaltung. Alles wird gespeichert. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

7. Aktivitätenprotokoll

Das Aktivitätenprotokoll umfasst wiederum Tausende Dateien und könnte Ihnen vermutlich auf Tag und Sekunde genau sagen, wie Sie sich gefühlt haben. Aufgrund der Fülle dieser Daten konnte Dylan Curran nur eine kurze Auswahl vorstellen:

Google speichert alle Werbeanzeigen, die Sie jemals gesehen oder angeklickt haben, jede App, die sie geöffnet, installiert oder gesucht haben und alle Webseiten, die sie je besucht haben.

Jedes Bild, das Sie gesucht oder gespeichert haben, jeden Ort, den Sie gesucht oder angeklickt haben, jede Nachricht und jeden Zeitungsartikel, jedes Video, das Sie angeklickt haben und jede einzelne Suchanfrage die Sie seit Ihrer ersten Google-Suche gemacht haben – egal ob Sie ein Google-Konto haben oder nicht!

Besser als ein Tagebuch: Ihr Aktivitätenverlauf zeigt, wo sie waren, wann sie dort waren, was sie gemacht und natürlich alles was Sie an Ihrem Computer oder Handy gemacht haben. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

Datensicherheit bei Facebook

Auch Facebook bietet die Option, seine privaten Daten herunterzuladen. Für Dylan Curran umfasste diese Datei „nur“ 600 MB oder etwa 400.000 Seiten Text.

Darin befanden sich alle Nachrichten, die er je gesendet oder empfangen hat, alle Kontakte seines Telefons, und alle Sprachnachrichten.

Auch Facebook speichert alle Nachrichten, Fotos und Dateien, sowie … Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

… alle Kontakte und alle Sprachnachrichten – einschließlich des Zeitpunkts, wann Sie sie empfangen oder gesendet haben. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

Zusätzlich speichert Facebook all Ihre (möglichen) Interessen, basierend auf den Beiträgen, die sie geliket oder verborgen haben und – für den Datenschutzbeauftragten eher sinnlos – alle Sticker, die Sie je gesendet oder bekommen haben.

Facebook erstellt anhand Ihrer Interaktionen ein Interessenprofil, auf dessen Grundlage Sie Beiträge und Werbung erhalten. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

Logbuch

Darüber hinaus speichert Facebook – ähnlich wie Google – alle Daten Ihre Aktivitäten, wann Sie sich einloggen. Dazu gehört das von-wo und welches Gerät gerade genutzt wurde.

Jedes Mal, wenn Sie sich einloggen, speichert Facebook Zeit, IP-Adresse (und damit Gerät und Ort). Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

Außerdem speichert das Unternehmen ebenfalls Daten aus allen jemals mit Facebook verbunden Apps, sodass Facebook Ihre politische Einstellung und Interessen kennt. Facebook weiß vielleicht auch, dass Sie Single waren (denn Sie haben Tinder installiert/deinstalliert) und ab November ein neues Smartphone hatten.

Facebook erkennt alle Apps, die Sie mit dem sozialen Netzwerk verbinden und kann anhand dieser mehr über Sie erfahren. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dylan Curran

Datensicherheit wird bei Windows groß geschrieben 😉

Im Prinzip ja, denn wer Windows 10 nutzt, hat unzählige Möglichkeiten seine Privatsphäre „zu schützen“. In der Tat sind es so viele, dass es unübersichtlich wird. Die wenigsten Menschen nehmen sich tatsächlich die Zeit, alle 16 (!) Menüpunkte und ihre jeweiligen Optionen und weiterführenden Einstellungen durchzulesen und individuell zu entscheiden. Kategorisch alle Schalter zu deaktivieren bringt weder den optimalen Schutz, noch das optimale Nutzungserlebnis.

Sie haben die Wahl – aber niemand erklärt Ihnen, was dahinter steht: Datensicherheit bei Windows 10. Foto: ts/Epoch Times

Ganz ähnlich funktioniert auch das neue Sicherheitskonzept von Google, unter dem Motto: „Sie haben die Wahl“ – nur dass Ihnen niemand erklärt, was Sie dort eigentlich auswählen können.

Fremdsteuerung von Webcam und Mikrofon

Die Daten, die Windows standardmäßig speichert, umfassen erneut die Standortdaten, welche Programme Sie installiert haben und wann und wofür Sie sie nutzen. Hinzu kommen: Kontakte, E-Mails, Kalender, Anrufliste, Kurznachrichten, Lieblingsrezepte, Spiele, Downloads, Fotos, Videos, Musik, on- und offline-Suchverlauf und sogar welchen Radiosender Sie hören. Außerdem hat Windows ständigen Zugriff auf Ihre Kameras und Mikrofone.

Dies stellt jedoch gleichzeitig eines der größten Paradoxen der modernen Gesellschaft dar. Wir würden nie im Leben der Regierung erlauben, Kameras oder Mikrofone in unseren Häusern oder Bewegungstracker in unserer Kleidung zu platzieren, stattdessen tun wir es freiwillig, denn – seien wir ehrlich – wir wollen unbedingt dieses süße Katzenvideo sehen. (ts)



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