WEF warnt vor „Fake News“ – und sieht sich selbst als Teil der Lösung

Das WEF hat „Fake News“ und andere Formen der Desinformation als besonders große Gefahr im Wahljahr 2024 identifiziert. In diesem Zusammenhang wirbt man für eine selbst gegründete Initiative, die im Jahr 2021 das Licht der Welt erblickt hatte.
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Der Begriff „Fake News“ hat eine eher kurze, doch wechselvolle Geschichte hinter sich.Foto: iStock
Von 21. Januar 2024

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Das Weltwirtschaftsforum sorgt sich um den Einfluss sogenannter Fake News. Im jüngst veröffentlichten Weltrisikobericht sieht das WEF die „Desinformation“ kurzfristig sogar auf Platz 1 der Risiken. Dies liegt vor allem an zahlreichen Wahlen in bevölkerungsreichen Staaten, die dadurch beeinflusst werden könnten. Auf Platz 3 landete die gesellschaftliche Polarisierung, zu der diese beitragen kann.

Auch längerfristig sieht man beim WEF beide miteinander verwobene Phänomene als risikoträchtig an. Vor allem die zunehmende Bedeutung von KI eröffne nach Einschätzung der für die Erhebung Befragten neue Gefahrenpotenziale.

Befragte sehen in Fake News eine Gefahr für Integrität der Wahlen

In einem Beitrag anlässlich der diesjährigen Veranstaltung verweist das WEF auf eine Ipsos-Umfrage im Auftrag der UNESCO. Dieser zufolge sorgen sich 85 Prozent der Befragten bezüglich des Einflusses von Fake News auf ihre Mitbürger. Sogar 87 Prozent erklären, Desinformation und Falschnachrichten seien eine Gefahr für die Politik in ihrem Land.

Obwohl 68 Prozent die sozialen Medien für die am wenigsten zuverlässigen Nachrichtenquellen ihres Landes halten, stellen diese mittlerweile für 56 Prozent die Hauptnachrichtenquelle dar. Die Umfrage fand in 16 Ländern statt, in denen 2024 eine Parlamentswahl stattfinden wird.

Von den Befragten selbst erklärten 94 Prozent, im Vorjahr mindestens einmal von Falschdarstellungen in sozialen Medien in die Irre geführt worden zu sein. Mehr als 90 Prozent der Befragten haben zudem angegeben, es sei eine Verpflichtung politischer Entscheidungsträger, besonders in Wahljahren etwas gegen die Fake News zu unternehmen. 75 Prozent hätten dabei der UNO Kompetenz beigemessen.

WEF hat eigenes Programm gegen „schädliche Online-Inhalte“ gestartet

Das WEF macht in diesem Kontext Werbung für die von ihm 2021 ins Leben gerufene „Global Coalition for Digital Safety“. Diese ziele darauf ab, die „öffentlich-private Zusammenarbeit bei der Bekämpfung schädlicher Online-Inhalte zu beschleunigen“.

Sie werde „dazu dienen, bewährte Verfahren für neue Regelungen zur Online-Sicherheit auszutauschen, koordinierte Maßnahmen zur Verringerung des Risikos von Online-Schäden zu ergreifen und die Zusammenarbeit bei Programmen zur Verbesserung der digitalen Medienkompetenz voranzutreiben“.

Das WEF will in diesem Zusammenhang die führenden Köpfe der digitalen Konzerne dazu bewegen, ein „Industriemanifest“ zu entwickeln. Zudem wolle man Bewusstsein für die „besondere Rolle des kritischen Journalismus“ wecken und die Nutzer sozialer Dienste durch die „Stärkung der Mündigkeit im Umgang mit Medien“ stärken.

Begriff fiel im Zusammenhang mit der Trump-Wahl auf die Urheber zurück

Der Begriff „Fake News“ hat eine eher kurze, doch wechselvolle Geschichte hinter sich. Ursprünglich kam er auf im Kontext der Brexit-Abstimmung in Großbritannien und im Präsidentschaftswahlkampf 2016. Damals hatten vor allem über soziale Medien inhaltlich falsche, aber stark emotionalisierende Nachrichten Verbreitung gefunden.

Im Vorfeld des Brexit-Referendums ging es eher um Behauptungen wie ein angeblich geplantes Teekesselverbot der EU oder übertriebene Angaben zu finanziellen Vorteilen. Diese sollten vor allem Wähler aus der Arbeiterschaft mobilisieren, die eher für als gegen den Brexit waren, aber keine regelmäßigen Wahlteilnehmer sind. Auch Brexit-Gegner hatten damals mit Falschinformationen operiert, beispielsweise über den Grad der Abhängigkeit des Vereinigten Königreichs vom Handel mit der EU.

Tatsächlicher Verbreitungsgrad im Vorfeld der US-Wahlen 2016 gering

Falschnachrichten, die sich in sozialen Medien verbreiteten, trugen zum Narrativ der Demokraten und ihnen nahestehender Medien bei, Donald Trump habe sich damit den Wahlsieg gesichert. Dies und die Behauptung, die Regierung der Russischen Föderation habe die Desinformation gefördert, sollten Trump als illegitimen Präsidenten erscheinen lassen.

Allerdings richtete sich der Begriff „Fake News“ schon bald gegen dessen Urheber. Dies lag zum einen daran, dass Präsident Trump selbst wiederholt liberale Medien damit bedachte. Zum anderen verbreiteten auch diese nachweislich falsche Behauptungen über Trump, wie sie etwa im berüchtigten „Steele Dossier“ zu finden waren.

Studien bezüglich der Verbreitung der Fake News im Kontext der US-Wahlen zeigten, dass es sich um ein aufgebauschtes Problem handelte. Demnach hätten diese nur sechs Prozent des gesamten Nachrichtenaufkommens mit Wahlbezug ausgemacht.

1,1 Prozent aller Nutzer in ihren Feeds seien gleich 80 Prozent aller verbreiteten Fake News ausgesetzt gewesen. Ebenso wurden 80 Prozent aller Fake News dieser Art von 0,1 Prozent der Nutzer geteilt. Eine überwältigende Mehrheit der Amerikaner sei demnach keinen Fake News ausgesetzt gewesen.

Fake News verbreiten sich nun auf anderem Wege – und verstärken Filterblaseneffekt

In zahlreichen Ländern wurden Rufe nach stärkerer staatlicher Kontrolle der sozialen Medien laut. Deutschland verabschiedete beispielsweise das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG), das Social-Media-Konzernen harte Strafen androhte, sollten diese strafbare Inhalte nicht unterbinden.

Um die Verbreitung von Falschnachrichten zu unterbinden, die nicht die Schwelle der Strafbarkeit erreichen, installierten die Konzerne auf politischen Druck hin sogenannte Faktenchecker. Von diesen beanstandete Inhalte werden seither gekennzeichnet und im Feed zurückgestuft. Nutzer, die mehrfach beanstandete Beiträge verbreiten, müssen mit Sanktionen der Betreiber rechnen.

Kritiker sprechen von Zensur und von Versuchen, missliebige Meinungen zu unterdrücken. Außerdem zweifeln sie die Effizienz solcher Maßnahmen an. An die Stelle von Facebook-Gruppen oder dortigen Posts sind Gruppen in Onlinedienste getreten, die als Messengerdienste gelten. Die Möglichkeiten, in Filterblasen von mehreren zehntausend Personen Inhalte zu verbreiten, sind häufig noch weitreichender, als sie bei Facebook waren.

Vertrauensverlust in etablierte Medien kein Thema

Die Folge ist, dass Gleichgesinnte an Personen Nachrichten verschicken, deren Inhalt geglaubt wird, weil die Empfänger ihn glauben wollen. Widerspruch oder Hinterfragung findet dort kaum statt. Das Echokammerphänomen trägt zur gesellschaftlichen Polarisierung bei, wie sie der WEF-Risikobericht gleich neben den Fake News selbst als besondere Gefahr benannt hat.

Einen Beitrag etablierter Medien zum Rückgang des Vertrauens in deren wahrheitsgemäße und ausgewogene Berichterstattung thematisiert der WEF-Bericht nicht.



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