Harvard-Wissenschaftler staunt nach Selbstversuch: Oreo-Kekse übertreffen Statine

In einem Experiment wurde nachgewiesen, dass Oreo-Kekse den Cholesterinspiegel eines Wissenschaftlers besser senken konnten als herkömmliche Cholesterinmedikamente.
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Ein Teller voller Oreo-Kekse stellt herkömmliche Cholesterin-Medikamente in den Schatten.Foto: Justin Sullivan/Getty Images
Von 7. Februar 2024

In Deutschland haben Expertenschätzungen zufolge rund 4,8 Millionen Menschen eine koronare Herzkrankheit, die wiederum durch Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen (insbesondere hohes LDL-Cholesterin) gefördert wird.

Aktuell wird ein neues Modell zur Interpretation des Fettstoffwechsels im menschlichen Körper immer relevanter. Dieses Modell, bekannt als das Lipid-Energie-Modell, beschäftigt sich mit der Wirkung von Lipid(=Fett)-Senkern, wie zum Beispiel Rosuvastatin aus der Gruppe der Statine. Diese Medikamente, die in Deutschland weitverbreitet sind, werden gemäß internationaler Leitlinien eingesetzt, um Blutfettwerte präventiv gegen Herzinfarkte und Schlaganfälle auf mitunter unnatürlich niedrige Werte zu senken.

Dr. Nicholas Norwitz, Wissenschaftler mit einem Doktortitel im Bereich Stoffwechsel und Ernährung von der Universität Oxford, erkundete in einem innovativen Experiment neue Wege in der Cholesterinsteuerung. Sein Experiment stellt herkömmliche Annahmen über Cholesterin und Fettstoffwechsel infrage und vergleicht die Auswirkungen von alltäglichen Nahrungsmitteln, exemplarisch dargestellt an Oreo-Keksen, mit denen von medikamentösen Behandlungen auf den Cholesterinspiegel.

Dieses innovative Forschungsgebiet hat das Potenzial, die Behandlung und Prävention von Herzerkrankungen grundlegend zu verändern.

Cholesterin: Unverzichtbar, aber auch gefährlich

Im Gesundheitswesen löst das Thema Cholesterin häufig hitzige Diskussionen aus. Cholesterin wird von vielen als Hauptfaktor für Herzkrankheiten angesehen, gleichzeitig ist es aber auch ein wesentlicher Baustein, der für die Körperfunktionen unerlässlich ist.

Im Zentrum dieser Debatte steht das LDL-C, das Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin, oft als „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet. LDL selbst ist jedoch nicht das Cholesterin, sondern dessen Transporter. Die LDL-Partikel agieren wie Lieferwagen, die Fett und Bausteine für die Zellen im Körper verteilen.

Traditionell haben Mediziner einen Überschuss an LDL-„Lastwagen“ mit der Anhäufung von Plaque in den Arterien und einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle in Verbindung gebracht.

Die Behandlung hoher LDL-Cholesterinwerte erfolgt seit geraumer Zeit vorrangig mit Statinen. Diese Medikamente verringern die Cholesterinproduktion in der Leber. Bis 2021 belief sich der weltweite Markt für Statine auf knapp 14 Milliarden Euro und wird voraussichtlich bis 2032 auf etwa 20 Milliarden Euro ansteigen.

Oreo-Kekse senken Blutfette

Dr. Norwitz führte ein Experiment durch, um zu testen, ob Oreo-Kekse in einer kohlenhydratarmen, ketogenen Ernährung das LDL-C, also das „schlechte“ Cholesterin, ähnlich wie Statin-Medikamente senken können. Dieser Ansatz basiert auf dem Phänomen des „Lean Mass Hyper-Responders“ (LMHR), bei dem bestimmte Personen auf kohlenhydratarme Diäten mit einem starken Anstieg des LDL-C reagieren. Dr. William Cromwell, Fachmann auf dem Gebiet der Fettstoffwechselstörungen, erläutert, dass dieser besondere Zustand des Körpers durch hohe Werte an LDL-Cholesterin (dem sogenannten „schlechten“ Cholesterin) und HDL-Cholesterin (dem „guten“ Cholesterin) sowie niedrige Werte an Triglyceriden (einer anderen Art von Fetten im Blut) charakterisiert ist.

Das Lipid-Energie-Modell (LEM) bietet eine Erklärung für diese Veränderungen: Bei kohlenhydratarmer Ernährung verwendet der Körper mehr Fett zur Energiegewinnung, was zu einem Anstieg von LDL-C und HDL-C führen kann. Dr. Norwitz’ Experiment deutet darauf hin, dass das Hinzufügen von Kohlenhydraten, egal ob durch Bananen, Kartoffeln oder Oreos, das LDL-C bei Lean-Mass-Hyper-Respondern senken kann.

Das Experiment

Dr. Norwitz führte ein Experiment durch, bei dem er zunächst seiner gewohnten Ernährungsweise folgte, die er als ketogen und kohlenhydratarm beschreibt. Eine ketogene Diät ist eine Art von Ernährungsplan, der den Verzehr von Kohlenhydraten stark einschränkt. Stattdessen konzentriert sie sich auf den Verzehr von hohen Mengen an Fetten und einer moderaten Menge an Proteinen. Das Ziel dieser Diät ist es, den Körper in einen Zustand namens Ketose zu versetzen. In der Ketose verwendet der Körper Fett statt Kohlenhydrate als Hauptenergiequelle, was zu verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen führen kann. Dr. Norwitz’ Experiment begann also mit dieser Art von kohlenhydratarmer, fettreicher Ernährung.

Dann probierte er etwas Neues aus: Für 16 Tage aß er täglich 12 Oreo-Kekse, was seiner Diät zusätzliche 100 Gramm Kohlenhydrate hinzufügte. Um weiterhin in Ketose zu bleiben, nahm er Ketonsupplemente ein. Nach einer dreimonatigen Pause, um dadurch zu seinem Ausgangszustand zurückzukehren, startete er den zweiten Teil des Experiments. In dieser Phase nahm er täglich ein cholesterinsenkendes Medikament namens Rosuvastatin ein, während er weiterhin seine ketogene Diät beibehielt.

Die Ergebnisse waren deutlich: Vor dem Experiment lag sein LDL-Cholesterin (das „schlechte“ Cholesterin) bei 384 mg/dl. Nach dem Hinzufügen der Oreo-Kekse zu seiner Diät fiel dieser Wert auf 111 mg/dl, was einer Reduktion von 71 Prozent entspricht. Nach der Pause und unter der Statin-Behandlung sank sein LDL-Cholesterin von 421 mg/dl auf 284 mg/dl, was einer Verringerung von 32,5 Prozent entspricht.

Dr. Cromwell erläuterte, dass diese Ergebnisse zeigen, wie effektiv eine Erhöhung der Kohlenhydratzufuhr bei bestimmten Personen sein kann, um das LDL-Cholesterin schnell zu senken. Er empfiehlt für schlanke Menschen, die auf eine ketogene Diät mit einem Anstieg des LDL-Cholesterins reagieren, zuerst eine Änderung der Ernährung in Betracht zu ziehen, bevor sie zu Medikamenten greifen.

Weitere neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass nicht die gesättigten Fette, sondern ein niedriger Body-Mass-Index der Schlüsselfaktor für den Anstieg des LDL-Cholesterins bei einer kohlenhydratarmen Ernährung sein könnte.

Einschränkungen des Oreo-Experiments

Das Experiment von Dr. Norwitz stößt auf Interesse, doch ist es wichtig, seine Grenzen zu erkennen. Die Studie von Dr. Norwitz beruht einzig auf seinen eigenen Erfahrungen als jemand, der auf eine bestimmte Art und Weise auf eine fettreiche und kohlenhydratarme Ernährung reagiert, bekannt als „Lean Mass Hyper-Responder“. Dies bedeutet, dass sein Körper anders als der Durchschnitt reagiert, indem er bei dieser Ernährungsweise ungewöhnlich hohe Cholesterinwerte aufweist, obwohl er schlank und muskulös ist. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Ergebnisse dieser Studie spezifisch für seine persönliche Situation sind und nicht unbedingt auf die breite Öffentlichkeit übertragbar sind.

Dr. Norwitz betont, dass das Experiment nicht darauf hindeutet, dass Oreo-Kekse herzgesund sind, sondern eher unbequeme wissenschaftliche Fragen aufwirft.

Das zugrundeliegende Lipid-Energie-Modell seiner Studie ist noch in Entwicklung und hat noch keinen allgemeinen wissenschaftlichen Konsens erreicht. Es bietet Einblicke, wie kohlenhydratarme Diäten den Cholesterinspiegel in speziellen Fällen beeinflussen können, erfasst aber nicht alle Faktoren, die den LDL-Cholesterinspiegel bei verschiedenen Diäten und Bevölkerungsgruppen beeinflussen.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Harvard Scientist Stunned: Oreos Surpass Statins in Lowering His Cholesterol“. (deutsche Bearbeitung kr)



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