COVID-19: Virus kann 18 Monate unentdeckt in der Lunge verweilen

SARS-CoV-2, das Virus, das COVID-19 auslöst, kann bis zu 18 Monate nach der Infektion unentdeckt in der Lunge überleben, und zwar in sogenannten „viralen Reservoirs“. Das fand eine Studie aus Frankreich heraus. Eine Verbindung zu Langzeit-COVID ist möglich.
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SARS-CoV-2 kann sich unerkannt in sogenannten Reservoiren verstecken. Symbolbild.Foto: istock
Von 28. Dezember 2023

Ein Forscherteam des Instituts Pasteur in Frankreich ermittelte, dass SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2) bis zu 18 Monate nach der Infektion in der Lunge unerkannt überleben kann. Dies gelingt ihm in sogenannten „viralen Reservoiren“. Rezeptfreie Tests können die Viren dort nicht entdecken. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Immunology“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftler entdeckten diese sogenannten viralen Reservoire durch die Analyse von Proben aus nichtmenschlichen Primaten-Versuchstieren (wie zum Beispiel Affen und Makaken), die mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert waren. Vorläufige Ergebnisse der Studie zeigten, dass das Virus sechs bis 18 Monate nach der Infektion in den Lungen einiger Versuchstiere gefunden wurde, obwohl es im Blut oder in den oberen Atemwegen wie Nase, Rachen oder Kehlkopf nicht nachgewiesen werden konnte.

Schlafende Geysire

Die Forscher gehen davon aus, dass diese Virenreservoire ähnlich wie schlafende Geysire funktionieren. Sie können jederzeit ausbrechen, insbesondere wenn sie durch einen bestimmten Reiz aktiviert werden. Ob das Virus reaktiviert wird, kann auch von der angeborenen Immunität einer Person abhängen, also von der Abwehrfähigkeit gegen Erreger, mit der jemand geboren wird.

Um zu verstehen, wie die angeborene Immunität gegen Virenreservoire funktioniert, untersuchte das Team, wie Makrophagen und natürliche Killerzellen gegen das COVID-19-Virus vorgehen und suchte nach Hinweisen auf die Bildung von Virenreservoiren.

Makrophagen (Fresszellen) und natürliche Killerzellen sind Arten von weißen Blutkörperchen. Während natürliche Killerzellen für die Zerstörung infizierter oder kranker Zellen zuständig sind, haben Makrophagen die Aufgabe, absterbende oder tote Zellen und Zelltrümmer zu entfernen. In Bezug auf COVID-19 sind die Makrophagen für den Großteil der Arbeit in der Lunge verantwortlich, so das Forscherteam, da sie 70 Prozent der weißen Blutkörperchen in der Lunge ausmachen.

Natürliche Killerzellen, auch Lymphozyten genannt, sind ein wichtiger Baustein des angeborenen Immunsystems des Menschen. Bei einigen Studienteilnehmern konnten sich die natürlichen Killerzellen anpassen und das Virusreservoir unter Kontrolle bringen; im Wesentlichen arbeiteten die Zellen daran, das Reservoir auszutrocknen. Die Forscher stellten fest, dass mit der Zunahme der natürlichen Killerzellen im Blut die Viruslast zurückging. In anderen Fällen konnten sich die natürlichen Killerzellen nicht anpassen, sodass das Reservoir anschwoll. Je niedriger die Zahl der natürlichen Killerzellen ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine Person an einem persistierenden COVID-19-Virus erkrankt oder einen Rückfall der Symptome erleidet, schlussfolgerten die Forscher.

Mögliche Verbindung zu Langzeit-COVID

Die Entdeckung der Virenreservoire könnte ein Hinweis darauf sein, warum manche Menschen lange COVID haben, so Michaela Müller-Trutwin, Leiterin der HIV, Inflammation and Persistence Unit des Institut Pasteur, in einer Pressemitteilung.

Vor der Veröffentlichung der Studie des Institut Pasteur glaubten die Forscher, dass die Reaktivierung eines ruhenden COVID-19-Virus Langzeit-COVID verursacht. Das Konzept der Virenreservoire bestätigt diese frühere Forschung. Darüber hinaus bestätigen die neuen Forschungsergebnisse die frühere Annahme, dass Langzeit-COVID durch überaktive Immunzellen verursacht werden könnte, die hohe Mengen an Entzündungsstoffen in den Körper freisetzen.

Eine Umfrage der Kaiser Family Foundation vom Januar 2023 ergab, dass 28 Prozent der Personen, die zuvor an COVID-19 erkrankt waren, an Langzeit-COVID litten. Dies entspricht einem Rückgang gegenüber der Vorjahresumfrage von sieben Prozent.

Während sich die meisten Menschen, bei denen COVID-19 diagnostiziert wird, innerhalb weniger Tage bis Wochen nach der Infektion erholen, können bei einigen die Symptome noch vier Wochen oder länger nach der Erstinfektion auftreten. Die häufigsten Symptome sind Müdigkeit oder Abgeschlagenheit, die das tägliche Leben beeinträchtigen, Symptome, die sich nach körperlicher oder geistiger Anstrengung verschlimmern, und Fieber. Die Betroffenen können auch unter verschiedenen Atemwegs-, Herz-, neurologischen und Verdauungssymptomen leiden. Die Umfrage der Kaiser Family Foundation ergab, dass eine Langzeit-COVID-Erkrankung den Alltag der Betroffenen erheblich einschränkt: 79 Prozent der Betroffenen gaben an, in ihren täglichen Aktivitäten eingeschränkt zu sein.

Es gibt noch keine Heilung oder spezifische Behandlung für Langzeit-COVID. Die Behandlungspläne sind von Person zu Person verschieden und hängen von den jeweiligen Symptomen ab.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „The COVID-19 Virus Can Remain Undetected in Lungs for 18 Months: Study“. (deutsche Bearbeitung jw)



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