Studie: Geboosterte Menschen häufiger infiziert als ungeimpfte

Eine neue Studie zeigt, dass Personen, die einen bivalenten COVID-19-Impfbooster erhalten haben, eine statistisch signifikant höhere Infektionsrate aufweisen als ungeimpfte. Die Studie wirft Fragen zur Effektivität der angepassten Impfstoffe auf – insbesondere im Hinblick auf verschiedene Altersgruppen und die schnell mutierenden Virusvarianten.
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Bivalente COVID-19-Impfstoffe: wirksam oder nicht?Foto: iStock
Von 16. September 2023

Menschen, die einen COVID-19-Impfbooster erhalten haben, erkranken häufiger an COVID-19 als Ungeimpfte. Dies ergab eine neue Studie, die bei Häftlingen in staatlichen Gefängnissen in Kalifornien durchgeführt wurde.

Forscher haben von Januar bis Juli 2023 Daten aus 33 staatlichen Gefängnissen untersucht. Ihr Ziel war es herauszufinden, wie gut die Impfstoffe wirkten, die im Herbst 2022 angepasst an die damalige Omikron-Variante auf den Markt kamen und gegen zwei verschiedene Corona-Varianten schützen sollen (bivalente Impfstoffe).

Unter den 96.201 Häftlingen mit Daten zu COVID-19-Impfungen und -Tests gab es im Untersuchungszeitraum 2.835 positiv getestete Fälle.

Die Forscher stellten fest, dass im Vergleich 1.187 der Fälle bei Personen auftraten, die einen bivalenten Impfstoff erhalten hatten, zu 568 Fällen bei ungeimpften Personen. Die Infektionsrate in der Gruppe, die bivalente Impfstoffe bekam, betrug 3,2 Prozent gegenüber 2,7 Prozent bei den Ungeimpften.

Der Rest der Fälle trat bei Menschen auf, die nur die ursprünglichen Impfstoffe erhalten hatten. Diese Gruppe wurde aus der weiteren Analyse ausgeschlossen.

„Die Gruppe der mit bivalentem Impfstoff Geimpften hatte eine geringfügig, aber statistisch signifikant höhere Infektionsrate als die ungeimpfte Gruppe“, schrieben Dr. Robert Mayes vom California Correctional Healthcare Services und Kollegen.

Die Autorengruppe vermutete, dass die Lücke zwischen Geimpften und Ungeimpften auf natürliche Immunität oder den Schutz, den Menschen nach der Genesung von COVID-19 haben, zurückzuführen sein könnte. Sie konnten eine natürliche Immunität nicht in ihre Berechnungen einbeziehen. Sie sagten auch, dass Häftlinge Symptome möglicherweise nicht meldeten, was die Ergebnisse verzerren könnte.

Die Studie wurde im Fachjournal „Cureus“ veröffentlicht.

Geringer Einfluss des Alters – andere Faktoren noch unklar

Bei einer genaueren Betrachtung der Altersgruppen fiel den Forschern auf, dass ältere Gefangene eine größere Diskrepanz in den Infektionsraten zeigten. Unter den Häftlingen, die 65 Jahre oder älter waren, hatten 6,4 Prozent der Geimpften COVID-19, während es bei den Ungeimpften 4,5 Prozent waren. Bei den 50- bis 64-jährigen Häftlingen waren die Infektionsraten für Geimpfte und Ungeimpfte mit 4 Prozent beziehungsweise 3 Prozent näher beieinander.

Die Forscher merkten an, dass der Unterschied in der Altersgruppe ab 50 Jahren statistisch nicht aussagekräftig war.

„Weitere Forschungen sind notwendig, um die Gründe für diese Ergebnisse zu verstehen und andere Faktoren wie zugrunde liegende Gesundheitszustände zu berücksichtigen. Diese Studie unterstreicht die Bedeutung der Entwicklung von Impfstoffen, die auf auftretende COVID-19-Infektionen abzielen, insbesondere im Hinblick auf sich entwickelnde COVID-19-Varianten“, fügten die Forscher später hinzu.

Der korrespondierende Autor der Studie antwortete einschließlich der Frage, warum sie die Daten von geimpften Personen, die keinen bivalenten Schutz erhalten haben, ausgeschlossen haben, auch nicht auf weitere Fragen.

Forscher zweifeln an der Effektivität von bivalenten COVID-19-Impfstoffen

Die Forscher gaben zu, dass die Ergebnisse der Studie nicht ermutigend sind. Sie schrieben, dass ihre Forschung „die Wichtigkeit unterstreicht, Impfstoffe zu entwickeln, die gegen die noch auftrennenden COVID-19-Infektionen wirksam sind, insbesondere im Hinblick auf neue Varianten des Virus.“

Sie fügten hinzu: „Diese Studie legt nahe, dass der bivalente Impfstoff zwar Schutz vor schweren Verläufen bieten könnte, jedoch das Risiko einer allgemeinen Infektion nicht signifikant senken dürfte.“

Die Forscher untersuchten in der Studie jedoch nicht die schützende Wirkung des Impfstoffs gegen schwere Verläufe. Sie berufen sich dabei auf Daten von anderen Beobachtungsstudien, die darauf hindeuten, dass die Impfstoffe einen kurzfristigen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bieten.

Derzeitige Studienlage nicht eindeutig

Andere Studien stellten ebenfalls fest, dass die bivalenten Impfstoffe wenig bis keinen zusätzlichen Schutz bieten.

Französische Forscher schätzten beispielsweise, dass ein bivalenter Impfstoff nur 8 Prozent zusätzlichen Schutz gegen symptomatische Infektionen bietet, während südkoreanische Forscher nur 12 Prozent zusätzlichen Schutz schätzten. Forscher aus Katar schätzten eine relative Wirksamkeit von 25 Prozent, wobei die Wirksamkeit bei Personen ohne vorherige Infektion geringer war.

Forscher der Cleveland Clinic fanden im Juni heraus, dass Mitarbeiter der Klinik, die „auf dem neuesten Stand“ mit ihren Impfungen waren oder eine bivalente Dosis erhalten hatten, ein höheres Infektionsrisiko im Vergleich zu anderen aufwiesen.

„Diese Studie hebt die Herausforderungen hervor, die entstehen, wenn man sich auf den Schutz durch einen Impfstoff verlässt, dessen Wirksamkeit im Laufe der Zeit abnimmt, während neue Varianten auftreten, die sehr verschieden zu jenen sind, die zur Entwicklung des Impfstoffs verwendet wurden“, sagten Dr. Nabin Shrestha und andere Forscher seinerzeit.

Großflächige Beobachtungsdaten legen ebenfalls nahe, dass Booster-Impfungen nicht besonders effektiv sind.

Frühere Arbeiten haben negative Wirksamkeitsschätzungen für die alten Impfstoffe geliefert – einschließlich der Impfstoffe von Moderna und Pfizer.

Zusätzliche Studien haben den bivalenten Schutz gegen einen Krankenhausaufenthalt oder schwere Erkrankungen untersucht.

Die bivalenten Impfstoffe erhöhten als zweite oder dritte Booster-Dosis den Schutz gegen schwere Erkrankungen bei älteren Menschen zunächst um 25 Prozent. Dieser Schutz sank im Laufe der Zeit auf 18 Prozent, fanden italienische Forscher heraus.

Singapurische Forscher stellten hingegen fest, dass Menschen mit bivalenten Boostern weniger wahrscheinlich an COVID-19 erkrankten oder wegen COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, berücksichtigten in der Studie jedoch nicht die Vorerkrankungen oder Risikofaktoren der Probanden.

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Boosted People More Likely Than Unvaccinated to Be Infected: Study“ (Deutsche Bearbeitung kr, cs)



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