Ukraine gewinnt den ESC deutlich

Eigentlich war es schon klar, wer gewinnt. Doch am Ende ist es beim Eurovision Song Contest doch ein Herzschlag-Finale geworden.
Wie erwartet: Das Kalush Orchestra aus der Ukraine hat den ESC gewonnen.
Wie erwartet: Das Kalush Orchestra aus der Ukraine hat den ESC gewonnen.Foto: Jens Büttner/dpa
Epoch Times15. Mai 2022

Die Ukraine hat den Eurovision Song Contest 2022 gewonnen. Das Kalush Orchestra siegte in Turin mit dem Hip-Hop-Lied „Stefania“.

Damit erfüllten sich Erwartungen vieler Beobachter, dass das Fernsehpublikum ein Zeichen der Solidarität inmitten des russischen Angriffskriegs setzen würde. Die Ukrainer erhielten in der Nacht zu Sonntag beim Zuschauer-Voting aus fast allen teilnehmenden Ländern die Höchstwertung 12 Punkte – der Mittelwert lag bei 11,3.

Viele Ukrainer feierten den ESC-Sieg begeistert. Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte im Nachrichtenkanal Telegram mit: „Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa! Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision! Zum dritten Mal in unserer Geschichte.“ Er glaube daran, dass dies nicht der letzte Sieg sei. Deutschland landete auf dem letzten Rang.

Voting der TV-Zuschauer entscheidend

Wäre es nach der Meinung von Experten aus der Musikbranche gegangen, wäre es anders verlaufen. Nach deren Votum hätten Großbritannien, Schweden und Spanien die Ukraine abgehängt. Doch nur die Hälfte der Punkte beim ESC kommt von Fachjurys. Am Ende war das Votum der TV-Zuschauer so einhellig wie vermutlich noch nie.

In den allerletzten Momenten drehte sich das Ergebnis dadurch völlig. Die Ukrainer landeten mit 631 Punkten deutlich vor dem britischen Sänger Sam Ryder („Space Man“), der mit 466 Punkten einen respektablen zweiten Platz machte.

Der Grand Prix war in diesem Jahr unter dem Eindruck des russischen Einmarsches in die Ukraine so politisch wie lange nicht mehr. Russland war wegen des Kriegs vom ESC ausgeschlossen worden.

„Help Ukraine!“

Die ukrainischen Musiker forderten am Ende ihres viel umjubelten Auftritts die Weltgemeinschaft zur Unterstützung auf. Sänger Oleh Psjuk sagte auf der Bühne: „I ask all of you: Please help Ukraine, Mariupol, help Asov stal – right now“ (Ich bitte Euch alle: Helft der Ukraine, Mariupol und den Menschen im Asow-Stahlwerk).

Nach dem Sieg sagte Psjuk: „Wir haben eine zeitweise Genehmigung, hier zu sein, und in zwei Tagen werden wir in der Ukraine sein. Es ist schwer zu sagen, was wir tun werden. Wie jeder Ukrainer sind wir bereit zu kämpfen und bis zum Ende zu gehen.“

Laut Regelwerk sind „Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur“ auf der ESC-Bühne explizit verboten. Die Veranstalter äußerten jedoch Verständnis. „Wir verstehen die starken Gefühle, wenn es dieser Tage um die Ukraine geht, und betrachten die Äußerungen des Kalush Orchestra und anderer Künstler zur Unterstützung des ukrainischen Volks eher als humanitäre Geste und weniger als politisch“, sagte ein Sprecher der Europäischen Rundfunkunion EBU auf dpa-Anfrage.

Unklar ist, ob die Ukraine wirklich den ESC im nächsten Jahr austragen kann. Derzeit könnte die Ukraine keinen solchen Wettbewerb ausrichten, weil in dem Land Kriegsrecht herrscht. Damit sind keine Großveranstaltungen erlaubt; und es gelten etwa nächtliche Ausgangssperren. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.

Deutschland Letzter

Deutschland landete im Finale einmal mehr ganz hinten. Der 24-jährige Malik Harris aus Bayern bekam für seinen Song „Rockstars“ den letzten der 25 Plätze. Im vergangenen Jahr war Deutschland auf dem vorletzten Platz mit Jendrik und „I Don’t Feel Hate“ gelandet. Die Bundesrepublik hat den ESC bisher zweimal gewonnen: 1982 mit Nicole („Ein bisschen Frieden“) und 2010 mit Lena („Satellite“).

Die Veranstalter gehen indes Hinweisen auf mögliche Manipulationen beim zweiten Halbfinale nach. In sechs Ländern seien Unregelmäßigkeiten bei der Jury-Abstimmung festgestellt worden, so die EBU. Ländernamen wurden zunächst nicht genannt.

Es sei stattdessen in den betroffenen Ländern ein Mittelwert aus den Punkten von anderen Staaten gebildet worden, die ähnlich gestimmt hätten. Details wurden nicht genannt. Zwei Tage vor dem Finale waren Finnland, Belgien, Schweden Estland, Aserbaidschan, Tschechien, Polen, Rumänien, Serbien und Australien weitergekommen. (dpa/mf)



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