Betrachtungen zur Corona-Pandemie: Warum Ecuador mit einem schwerwiegenden Ausbruch kämpft

Weit entfernt vom Epizentrum des Ausbruchs der Lungenseuche in China hat Ecuador stark damit zu kämpfen. Die Regierung des südamerikanischen Landes pflegt seit 2015 enge Beziehungen zu China. Ecuador nimmt an Pekings Infrastrukturprojekt „Neue Seidenstraße“ teil und hat sich der Zensur Chinas unterworfen.
Titelbild
Ein COVID-19-Patient wird am 18. April 2020 auf einer Bahre in die Notaufnahme eines Krankenhauses in Quito, Hauptstadt von Ecuador, eingeliefert.Foto: Rodrigo Buendia/AFP über Getty Images
Von 22. April 2020

„Guayaquil ist in diesem Moment wie eine große graue Wolke“, schrieb María Leonor Inca, eine einheimische Journalistin aus Ecuador, am 2. April auf Twitter. Guayaquil, die größte Stadt und der Haupthafen Ecuadors, ist vom KPCh-Virus, allgemein bekannt als das neuartige Coronavirus, stark betroffen.

Auch der Bürgermeister der Stadt hat sich kürzlich mit dem Virus angesteckt. Bis zu 150 Leichen, allesamt Menschen, die an dem KPCh-Virus gestorben sind, gibt es täglich, sagte Jorge Wated, Leiter eines Einsatzkommandos der Regierung, gegenüber der Zeitung „El Universo“. Das städtische Leichenschauhaus sei ausgelastet. Darum könnte eine größere Anzahl von Leichen auf den Bürgersteigen und in den Häusern warten, fügte er hinzu.

Das Land liegt geografisch weit vom Epizentrum der Seuche in China entfernt. Warum ist Ecuador vom Virus so stark betroffen?

Strategische Zusammenarbeit zwischen Ecuador und der KP Chinas

Der Leitartikel der Epoch Times mit dem Titel „Wo die Verbindungen zum kommunistischen China eng sind, folgt der Coronavirus“ legt nahe, dass „die am stärksten betroffenen Regionen außerhalb Chinas alle einen gemeinsamen roten Faden haben: enge oder lukrative Beziehungen zum kommunistischen Regime in Peking“.

In der Politik Ecuadors finden sich tatsächlich Peking-freundliche Elemente. Im Januar 1980 nahm die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) diplomatische Beziehungen mit Ecuador auf. China und Ecuador richteten 1997 ein System „politischer Konsultationen“ ein. Sie finden alle zwei Jahre statt.

Am 8. November 2007 nahmen die ecuadorianische Provinz El Oro und die chinesische Provinz Hubei offiziell Beziehungen zu Schwesterprovinzen auf.

Im Dezember 2010 wurde das von China finanzierte Konfuzius-Institut an der Universität San Francisco in Quito gemeinsam mit der China University of Petroleum in Peking gegründet.

Im Januar 2015 besuchte der damalige Präsident Ecuadors, Rafael Vicente Correa Delgado, China. Daraufhin schlossen China und Ecuador eine strategische Partnerschaft. Im November 2016 wandelten die Länder diese Beziehung in eine „umfassende strategische Partnerschaft“ um.

Im August 2016 hoben Ecuador und China die Visapflicht für ihre Bürger auf, um den beiderseitigen Tourismus zu fördern. Ecuador war das erste lateinamerikanische Land, das so gehandelt hat.

Teilnahme an der „Neuen Seidenstraße“ Pekings

Am 12. Dezember 2018 war der amtierende Präsident, Lenin Moreno Garces, zu Besuch in China. Chinesischen Berichten in den staatlichen Medien zufolge „wurden die beiden Staatsoberhäupter Zeugen der Unterzeichnung mehrerer Kooperationsdokumente, darunter einer Absichtserklärung über die gemeinsame Förderung von Belt and Road“ (auch bekannt als „One Belt, One Road“, Neue Seidenstraße).

China begrüßte die Zusammenarbeit mit Ecuador in den Bereichen Infrastruktur, Landwirtschaft, Informationstechnologie und neue Energien. Gegenwärtig ist China auch der drittgrößte Handelspartner Ecuadors.

Chinesischen Medien zufolge sind derzeit mehr als 90 chinesische Unternehmen in Ecuador tätig. Es sind Projekte in den Bereichen Wasserschutz und Wasserkraft, Straßen und Brücken, Kupferminen, öffentliche Sicherheit und weitere.

Chinesisches Silicon Valley in Ecuador – China exportiert 5G nach Ecuador

Yachay liegt 120 Kilometer nördlich der Hauptstadt Quito. Am 25. November 2015 unterzeichnete die China Gezhouba Group Company (CGGC) einen Phase-1-Vertrag zum Bau eines Silicon Valley für Ecuador in Yachay. Das Projekt umfasst die Planung und Gestaltung einer Reihe von technischen Forschungszentren, Labors und Universitäten. Sie sollen in Industrieparks und touristische Entwicklungszonen integriert werden. Das gesamte Vorhaben wird voraussichtlich bis 2049 dauern.

Am 16. August 2016 weihte der damalige Vizepräsident Ecuadors, Jorge Glas, in der südlichen Provinz Guayas das erste Glasfaserkabelwerk Ecuadors ein, das mit chinesischer Unterstützung gebaut wurde. Wang Yulin, Chinas Botschafter in Ecuador, nahm ebenfalls an der Eröffnungszeremonie teil.

Das Glasfaserwerk ist das Ergebnis eines Joint Ventures mit der ecuadorianischen Holding Telconet und der chinesischen Fiberhome Technologies.

Es handelt sich dabei um Chinas größtes Glasfaserkabelwerk in Lateinamerika. Die Gesamtinvestition wurde auf 15 bis 20 Millionen US-Dollar (rd. 13 bis 18 Mio. Euro) geschätzt. Nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums entfielen 51 Prozent der Anteile auf die Fiberhome Technology Group, während Telconet 49 Prozent der Anteile besaß.

Im Juli 2019 nahm der ecuadorianische Präsident Lenín Moreno in Quito am ersten Test der 5G-Technologie [Anm. d. Red: Internet der fünften Generation] teil. Der chinesische Telekommunikationsriese Huawei und der National Telecommunications Corporation Ecuadors stellten ihn der Öffentlichkeit vor. Moreno lobte bei der Zeremonie die technologischen Fortschritte Chinas.

Shen Yun-Aufführungen abgesagt – KP Chinas zensiert Kunst in Ecuador

2015 sollte das in New York ansässige Künstlerensemble Shen Yun Performing Arts sein Tanzdrama „Der Affenkönig“ in der Hauptstadt von Ecuador aufführen. Weniger als eine Woche vor den Aufführungen sagte die einheimische Kulturorganisation jedoch die Veranstaltungen im Nationaltheater ab. So konnten die geplanten Termine nicht stattfinden.

Alejandro Nadal, ein Sprecher des Veranstalters von Shen Yun in Ecuador, sagte der lokalen Pressevertretung Fundamedios.org, dass die Absage der Aufführungen illegal sei. Denn die Künstler verfügten über alle entsprechenden Genehmigungen.

Die chinesische Botschaft hatte vermutlich kurzfristig die Veranstaltungen abgesagt. „Wir haben versucht, ihnen auf jede erdenkliche Weise mitzuteilen, dass sie die Meinungsfreiheit des ecuadorianischen Volkes verletzen, dass sie die Kultur in einem demokratischen Land zensieren und dies über ein fremdes Land tun“, sagte Nadal.

Laut Shen Yun Performing Arts setzten ortsansässige chinesische Beamte oft Theater, in denen das Ensemble auftritt, unter Druck, damit diese die Aufführungen von Shen Yun absagen. Zum ersten Mal war dies in Lateinamerika vorgekommen, denn die KPCh hat ihre Zensur nach Übersee ausgeweitet. Und die ecuadorianische Regierung hat sich ihren Forderungen gebeugt.

Stattdessen lud die KPCh ecuadorianische Beamte zu Aufführungen ein, welche die chinesische Botschaft organisierte. So im Februar 2016 zu einer Neujahrspräsentation mit einer Künstlergruppe aus der chinesischen Provinz Henan oder im Januar 2020 zu einer Gala in der chinesischen Botschaft zum Gedenken an 40 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Viele ecuadorianische Spitzenbeamte nahmen daran teil, darunter die Minister für Kultur, Landesverteidigung und Bildung.

Staudamm und Wasserkraftwerk

Der Coca-Codo-Sinclair-Staudamm ist ein bedeutendes Wasserkraftprojekt im Rahmen der „Belt and Road“-Initiative in Ecuador. Der Damm wurde etwa 75 Kilometer östlich der Hauptstadt Quito am Coca-Fluss gebaut. Es ist das größte Energieprojekt in Ecuador.

Den Staudamm baute die staatliche Sinohydro Corporation für 2,25 Milliarden US-Dollar (rd. 2,08 Mrd. Euro). Die Chinesen stellen Ecuador ein Darlehen von 1,68 Milliarden US-Dollar (rd. 1,55 Mrd. Euro) zur Verfügung, um 85 Prozent des Preises von rund zwei Milliarden Dollar abzudecken – mit 6,9 Prozent Zinsen.

Das Projekt steht wegen Kostenüberschreitungen, technischer Mängel und Korruption in der Kritik. Ecuador sieht sich auch mit einem enormen Haushaltsdefizit konfrontiert, weil das Land Darlehen von China erhalten hat. Allein die Zinsen würden es erforderlich machen, dass Ecuador 15 Jahre lang jährlich 125 Millionen Dollar an China zurückzahlt.

Als der Damm 2016 eröffnet wurde, scheiterte ein Vollleistungstest.

Korruption, Schulden und technische Mängel

Die „New York Times“ berichtete im Dezember 2018 über die zahlreichen Probleme des Staudamms. „Dieser riesige Damm im Dschungel, der von China finanziert und gebaut wurde, sollte die gewaltigen Ambitionen Ecuadors taufen, seinen Energiebedarf lösen und dazu beitragen, das kleine südamerikanische Land aus der Armut zu befreien… Stattdessen ist er Teil eines nationalen Skandals geworden, der das Land in Korruption und gefährliche Schuldenberge stürzt – und in eine Zukunft, die an China gebunden ist“.

Im Artikel heißt es weiter:

Nahezu jeder ecuadorianische Spitzenbeamte, der am Bau des Staudamms beteiligt war, wird entweder inhaftiert oder wegen Bestechung verurteilt. Dazu gehören ein ehemaliger Vizepräsident, ein ehemaliger Elektrizitätsminister und sogar der ehemalige Anti-Korruptionsbeamte. Er hat das Projekt überwacht und auf Tonband über chinesische Bestechungsgelder gesprochen.“

Laut „LA Times“ erhielt die Zeitung einen Bericht des ecuadorianischen Büros für die Kontrolle der Regierung. Darin hieß es, der chinesische Auftragnehmer des Projekts habe eine Vertragsklausel ignoriert. Der Damm hätte nach den strengen Normen der American Society Of Mechanical Engineers gebaut werden müssen.

Minderwertiges Material und Konstruktion

Der Regierungsbericht enthüllte der „LA Times“ zufolge auch fragwürdige Praktiken der Sinohydro Corp. Dazu zählt die „unverantwortliche und unverständliche“ Verwendung minderwertiger Baumaterialien und Konstruktionsmethoden durch das Projekt, einschließlich minderwertiger Schweißnähte.

„Die Chinesen verwendeten minderwertigen Stahl und entließen Inspektoren, die sagten, sie sollten das ändern“, sagte der ehemalige Energieminister Fernando Santos gegenüber der „LA Times“.

Die KPCh hat es jedoch vermieden, über die Mängel des Projekts und die Korruption hinter dem Damm zu sprechen. Sie hat den „Erfolg“ des Projekts gelobt und es als Meilenstein für chinesische Unternehmen bezeichnet.

Das Original erschien in „The Epoch Times“ (deutsche Bearbeitung von pl)

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


Eine Buchempfehlung vom Verlag der Epoch Times

Viele bezeichnen ihr berufliches oder soziales Umfeld metaphorisch als „Schlachtfeld“ – doch für die KP China bedeutet es Krieg im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Partei, die die Regierung Chinas stellt, vertritt den Grundgedanken der „uneingeschränkten Kriegsführung“: „Einfach ausgedrückt, Schwarzkopf [Oberbefehlshaber der multinationalen Streitkräfte des Golfkriegs] + Soros + Morris [Schöpfer des Morris-Wurm-Computervirus] + bin Laden? Das ist unsere wahre Karte, die wir ausspielen“, so zwei chinesische Oberste, die „Erfinder“ der „Uneingeschränkten Kriegsführung“.

Der Schlüsselpunkt dazu sind nicht unbedingt die unter Waffen stehenden Streitkräfte, sondern die „Generalisierung von Krieg“ für jeden chinesischen Landesbürger. „Uneingeschränkte Kriegsführung“ meint, dass „alle Waffen und Technologien nach Belieben eingesetzt werden können; was bedeutet, dass alle Grenzen zwischen Krieg und Frieden, zwischen militärischer Welt und ziviler Welt aufgebrochen werden.“

Es werden Methoden verwendet, die sich über Nationen hinweg erstrecken und verschiedene Bereiche benutzen. Finanzmärkte, der Handel, die Medien, internationales Recht, der Weltraum und viele mehr sind potenzielle Schlachtfelder. Zu den Mitteln des Kampfes gehören das Hacken von IT-Systemen, Terrorismus, biochemische Kriegsführung, ökologische Kriegsführung, atomare Kriegsführung, elektronische Kriegsführung, die Verbreitung von Drogen, Geheim- und Nachrichtendienste, Schmuggel, psychologische Kriegsführung, Ideologie, Sanktionen und so weiter. Darum geht es im 18. Kapitel dieses Buches.

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