Das Beste geben, auch wenn es schwierig ist

Aus Herausforderungen können wir lernen: Sie helfen uns, als Menschen zu wachsen.
Titelbild
Sein Bestes zu geben und der Beste zu sein, sind zwei sehr unterschiedliche Dinge.Foto: iStock
Von 15. August 2021

„Wenn einem [im Leben] zufällt, Straßen zu kehren, dann sollte er die Straßen kehren, wie Michelangelo Bilder malte, wie Beethoven Musik komponierte oder wie Shakespeare dichtete. Er sollte die Straßen so gut kehren, dass alle Heerscharen im Himmel und auf Erden innehalten und sagen werden: ‚Hier lebte ein großer Straßenkehrer, der seine Aufgabe gut gemacht hat.‘“ ~ Martin Luther King Jr.

Seit mein Sohn klein war, ermutigte ich ihn, sein Bestes zu geben. Ob in der Schule, bei der Hausarbeit oder wenn er anderen half, ich betonte immer, wie wichtig es sei, sein Bestes zu geben.

Manche mögen sagen, ich hätte meinen Sohn zu sehr unter Druck gesetzt, er könne nicht immer in allem, was er tut, großartig sein. 

Der Beste sein

Meinen Sohn zu bitten, sein Bestes zu geben und im Gegensatz dazu, ihn aufzufordern, der Beste zu sein, sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Er kann unmöglich in allem der Beste sein. Und das sollte auch nicht das Ziel sein. Allerdings kann er immer sein Bestes geben.

Der Beste zu sein, beinhaltet ein Element des Wettbewerbs. Dabei vergleichen wir das, was wir tun, mit dem, was ein anderer tut.

Um der Beste zu sein, müssen wir vor allem auf unsere eigenen Interessen achten. Das bedeutet, ständig über die Schulter zu schauen, um sicherzustellen, dass uns niemand übertrifft. Und wenn wir das, was wir tun, mit dem vergleichen, was andere tun – anstatt mit dem, was wirklich richtig oder falsch ist –, könnte es passieren, dass wir nicht mehr im Einklang mit unseren Werten stehen.

Wenn wir danach streben, andere zu übertreffen, wird unser Herz oft unruhig. Unsere Gedanken sind dann aufgewühlt – unser Schlaf leidet. So zu leben, ist nicht nur stressig, sondern geradezu zermürbend.

Sein Bestes geben

Sein Bestes zu geben, bedeutet, alles zu geben – und alles, was wir tun, mit ganzem Herzen anzugehen. Egal wie schwierig die Aufgabe auch sein mag, es ist wichtig, mit Konzentration und Entschlossenheit vorwärtszugehen.

David Erichsen sagt auf seiner Website „Lifehack“: „Sein Bestes zu geben, ist gleichbedeutend damit, jeden einzelnen Moment möglichst voll auszuleben. Das ist in jeder Situation möglich, der man in seinem Leben begegnet. Das einzige, was man tun muss, ist, nicht gegen alles anzukämpfen, was das Leben einem auf den Weg legt.“

Unser Bestes zu geben, ist eine Tugend. Es gibt uns nicht nur ein Gefühl der Erfüllung, sondern dient auch dazu, das Gute in uns zu stärken.

Es erfordert Entschlossenheit und Zielstrebigkeit, Konzentration und Beharrlichkeit sowie ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Auch Dinge wie Geduld, Ehrlichkeit, Einfallsreichtum und Rücksichtnahme auf andere sind gefragt. Und manchmal gehören auch Blut, Schweiß und Tränen dazu.

Einige der erfolgreichsten und angesehensten Trainer im Sport, die viele dieser Qualitäten verkörpern, verstehen das. Sie wissen, dass auch im Wettkampf zentrale Werte wie harte Arbeit, Selbstaufopferung und an andere denken äußerst wichtig sind.

Der große Herb Brooks, der das US-Hockeyteam Underdog bei den Olympischen Spielen 1980 zum Sieg gegen die  damals hoch favorisierte Sowjetunion führte, sagte dazu: „Als erstes suche ich nach Menschen, erst dann nach Athleten. Ich will Personen mit einem gesunden Wertesystem, denn Werte kann man nicht kaufen. Man ist nur so gut wie seine Werte. Ich habe früh gelernt, dass man Großartigkeit nicht in Menschen hineinsteckt … sondern versucht, sie irgendwie [aus ihnen] herauszuholen.“

Phil Jackson, der erfolgreichste Basketballtrainer aller Zeiten, der sowohl die L.A. Lakers als auch die Chicago Bulls zu mehreren Siegen führte, sagte: „Wenn man die mentale Arbeit getan hat, kommt man an einen Punkt, an dem man handeln und sein Herz einsetzen muss. Das bedeutet nicht nur, mutig zu sein, sondern auch mitfühlend mit sich selbst, seinen Mannschaftskameraden und seinen Gegnern.“

Selbst im Leistungssport erkennen die großen Trainer, dass Eigenschaften wie Tapferkeit und Mitgefühl für andere notwendig sind.

Unser Bestes zu geben, ist anstrengend und gelegentlich auch einfach nur hart, sei es geistig oder körperlich. Es testet unsere Ausdauer und bringt uns an unsere Grenzen. Es kann sein, dass wir über das hinausgehen müssen, wozu wir dachten, fähig zu sein. Es erfordert, tief in unserem Inneren nach Stärke und Klarheit zu suchen.

Wie Lou Holtz, der große Trainer des US-American-Football-Teams Notre Dame, sagte: „Zeig mir jemanden, der etwas Sinnvolles getan hat, und ich zeige dir jemanden, der Schwierigkeiten überwunden hat.“

Aus Schwierigkeiten lernen

In unserem Bestreben, unser Bestes zu geben, laufen die Dinge vielleicht nicht immer so, wie wir es uns wünschen. Doch selbst wenn die Ergebnisse nicht so toll sind: Wenn wir uns daran erinnern, uns auf den Prozess und nicht auf das Ergebnis zu konzentrieren, werden wir feststellen, dass wir durch den Prozess lernen und wachsen. Unabhängig vom Ergebnis können wir über das, was wir gelernt haben, nachdenken und es nutzen, um uns zu verbessern und es beim nächsten Mal noch besser zu machen.

Oft sind es unsere Misserfolge und Schwierigkeiten, aus denen wir am meisten lernen.

Obwohl ich das weiß, gab es Zeiten, in denen ich versuchte, meinen Sohn vor Schwierigkeiten zu schützen. Ich lernte jedoch, dass es dabei mehr um mich und weniger um ihn ging. Es mag für mich zwar schwer sein, ihn scheitern oder durch eine Schwierigkeit gehen zu sehen, doch wenn ich ihn vor allen Schwierigkeiten des Lebens abschirme, wird er nie lernen, mit ihnen umzugehen. Wenn ich versuche, ihm das Leben zu leicht zu machen, beraube ich ihn in Wirklichkeit wertvoller Lektionen, die ihm helfen sollten, sich zu verbessern.

Erst durch Schwierigkeiten werden wir stärker. Wir lernen, wie wir es besser machen können, und entwickeln unseren moralischen Charakter. Wie Mahatma Gandhi sagte: „Stärke entsteht nicht durch das Gewinnen. Aus Schwierigkeiten entwickeln sich Stärken. Wenn du durch Schwierigkeiten gehst und dich entscheidest, nicht aufzugeben, dann ist das Stärke.“

Im Leben gibt es unweigerlich Höhen und Tiefen. Wenn ich meinem Sohn nicht die Chance gebe, diese Erfahrung zu machen und zu lernen, mit Schwierigkeiten umzugehen und Widerstandsfähigkeit zu entwickeln, wie soll er dann jemals als Erwachsener mit den Herausforderungen des Lebens fertig werden?

Wenn wir mit widrigen Umständen zu kämpfen haben, ist dies der Zeitpunkt, an dem wir innehalten und uns auf unser Inneres besinnen. Unsere Probleme, wie hart sie auch sein mögen, sind in Wirklichkeit ein Geschenk – wenn wir unserem Verstand erlauben können, sie als solches zu betrachten.

Um Arthur Golden zu zitieren: „Ein Unglück ist wie ein starker Wind. Er entreißt uns alles, außer den Dingen, die er nicht fassen kann, sodass wir uns dann sehen, wie wir wirklich sind.“

Ein Weckruf aus dem Altertum

Im Altertum glaubten die Menschen, wenn eine Gesellschaft vom Unglück heimgesucht wird, sei dies ein Weckruf, ein Zeichen des Himmels. Er warnt die Menschen, dass die Moral und die Werte der Gesellschaft auf einen gefährlichen Punkt herabgesunken seien. Man ging davon aus, dass das Unheil überwunden werden würde, wenn die Menschen ihre Fehler erkennen, aufrichtige Reue empfinden und entschlossen sind, sich zu bessern und das zu tun, was richtig und gut ist. So würden sie auch Segen erhalten.

Mit unserem modernen Denken mögen wir diese Dinge zwar schwer glauben, diese Pandemie ist jedoch sicherlich genug, um einen zum Nachdenken zu bewegen.

Die Grundprinzipien von richtig und falsch sind zeitlos und gelten auch heute noch.

Den Charakter stärken

Schon lange gilt, dass harte Arbeit und unser Bestes zu geben den Charakter stärken – etwas, dass die älteren Generationen sehr gut kennen, denn sie sind damit aufgewachsen.

Joshua Becker erörtert in seinem Blog „Becoming Minimalist“, wie wir unser Bestes geben können, auch bei Aufgaben, die wir vielleicht nicht möge: „Ich verstehe, dass nicht jede Arbeit Spaß macht. Und wenn sich jemand darauf freut, jeden Morgen (oder Abend) zur Arbeit zu eilen, fällt es ihm sicher leichter, motiviert und hart zu arbeiten.

Mitunter werden wir zu Arbeiten herangezogen, die uns keinen Spaß machen. Wenn das bei Ihnen der Fall ist, denken Sie bitte daran, dass Ihre Freude an der Arbeit den ihr innewohnenden Wert nicht schmälert.“

Indem wir erkennen, dass selbst die kleinste Aufgabe einen Wert hat, können wir vielleicht die Motivation finden, unser Bestes zu geben und genauer hinzuschauen, was wir aus der Erfahrung lernen können.

Weiter schreibt Becker: „Wenn Sie in einem Job arbeiten, den Sie hassen, um Ihre Familie zu ernähren, tun Sie etwas Nobles und sollten dafür gelobt werden. Und hart zu arbeiten, an dem Ort, an dem Sie heute sind, ist Ihr wichtigster Schritt aus dieser Situation heraus.“

Der Beste zu sein und unser Bestes zu geben, steht an sich nicht im Widerspruch. Es sind unsere Herzen und Absichten, die zählen. Manchmal, wenn wir danach streben, unser Bestes zu geben, verbessern wir auf natürliche Weise unsere Situation – weil wir uns eingesetzt und uns selbst angetrieben haben, auch wenn es körperlich oder geistig herausfordernd war.

Noch wichtiger: Wenn wir wissen, dass wir unser Bestes und alles gegeben haben, haben wir nichts zu verlieren.

Tatiana Denning ist Osteopathin und Hausärztin. Bei ihren Behandlungen legt sie den Fokus auf Wohlbefinden und Vorbeugung. Sie ist überzeugt davon, dass Patienten mit dem notwendigen Wissen und den Fähigkeiten ausgestattet werden sollten, mit denen sie ihre eigene Gesundheit erhalten und verbessern können.

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: The Benefits of Doing Our Best, Even in Adversity (deutsche Bearbeitung von as)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion