Expedition auf der Suche nach Shackletons verlorenem Schiff in der Antarktis

Mitten im Eis und ohne Schiff: Der britische Polarforscher Ernest Henry Shackleton wurde nicht durch seine Forschung berühmt, vielmehr machte ihn die atemberaubende Rettung seiner Crew berühmt. Jetzt sind Forscher auf den Spuren Shackletons unterwegs und hoffen das Wrack seines Schiffes zu finden.
Titelbild
Das Expeditionsschiff "Endurance" von Ernest Shackleton sank 1915 im antarktischen Eis.Foto: Hulton Archive/Getty Images
Epoch Times5. Februar 2019

Am 12. Juli 2017 trennte sich in der gigantische Eisberg A-68 vom geschichtsträchtigen Larsen-C-Eisschelf entlang der antarktischen Halbinsel. Nun war das niederländische Forschungsschiff „Agulhas II“ und seine Crew unterwegs, um diesen Eisberg zu vermessen. Nach erledigter Arbeit widmeten sie sich der letzten Etappe ihrer Reise: Die Suche nach dem Wrack der Dampfyacht Endurance.

12. Juli 2017: Luftansicht des Risses im Larsen-C Eisschelf. Foto: ESA via Getty Images

Ernest Shackleton und die Endurance-Expedition

Ernest Henry Shackleton ist ein bekannter britischer Polarforscher des 20. Jahrhundert sowie Namensgeber für Schiffe und Landschaften. Bekannt wurde er jedoch nicht für seine Forschung, sondern für seine spektakuläre Rettungsaktion auf der Endurance-Expedition im Jahre 1915. Als sein Schiff „Endurance“ vom Meereis erdrückt wurde, schaffte es der Forscher seine komplette Crew vor dem Tod zu bewahren.

Ein Porträt des britischen Polarforschers Ernest Henry Shackleton (1874 – 1922), circa 1910. Foto: Hulton Archive/Getty Images

Mehr als 100 Jahre später ist die Crew der „Agulhas II“ nur wenige Tage von dem Ort entfernt, an dem das Schiffswrack auf dem Grund des Weddell-Meeres vermutet wird.

Der britische Meeresarchäologe Mensun Bound, Leiter der Erkundungsphase, sagte, dass das Team zuversichtlich sei, das historische Schiffswrack – etwa 120 Kilometer vom jetzigen Standort ihres Schiffes entfernt – zu finden.

„Obwohl die Erfolgschancen zunächst gegen uns standen, ist die Stimmung im Team angesichts der günstigen Eis- und Wetterbedingungen positiv“, sagte Bound in einer Erklärung.

Antarktisches Überleben

Shackleton leitete die Expedition 1914 in der Hoffnung, die Antarktis zu durchqueren. Doch das ewige Eis nahm das Expeditionsschiff im Februar 1915 in seinem eisigen Bann gefangen. Die Expeditionsteilnehmer blieben so lange bei dem Schiff, bis es vom Eis zerquetscht wurde und im November desselben Jahres unterging.

Shackleton und die 27 Expeditionsteilnehmer verbrachten anschließend mehrere Monate damit, über das Meereis zu wandern und auf Eisschollen zu schwimmen. In einer letzten Aktion schafften sie es, die Rettungsbooten der Endurance zu bergen. Mit ihnen gelang die Reise nach Elephant Island, nahe der Nordspitze der antarktischen Halbinsel.

Antarktis 1916: Mitglieder der Endurance-Expedition unter der Leitung von Shackleton ziehen ein Beiboot über das antarktische Eis. Foto: Hulton Archive/Getty Images

Shackleton brachte den Großteil seiner Männer dort unter, die sich von Robbenfleisch ernährten und so eine Chance zum Überleben hatten. Währenddessen fuhren Shackleton und fünf weitere Männer in einem kleinen Rettungsboot 1.280 Kilometer zu einer Walfangstation, die sie im Mai 1916 erreichten.

Von dort unternahm Shackleton anschließend vier Versuche, die verbleibende Crew auf Elephant Island zu retten. Ende August 1916 gelang ihm die Aktion in einem chilenischen Dampfschlepper. Der gebürtige Ire und alle 27 Mitglieder der Expedition überlebten die Tortur.

Das Expeditionsschiff „Endurance“ im antarktischen Eis. Foto: Hulton Archive/Getty Images

Schiffbruch unter Eis

Die Forscher an Bord der „Agulhas II“ wollen nun mit Hilfe eines autonomen Unterwasserfahrzeuges (AUV) den Meeresboden nach dem Wrack absuchen.

Es ist jedoch nicht bekannt, ob das Wrack derzeit von einer Schicht Meereis bedeckt ist oder nicht. Die Forscher hoffen dennoch, dass das AUV und die detaillierten Aufzeichnungen von Shackletons Expedition ihnen helfen werden, das historische Wrack zu finden.

Unterdessen feiern die Wissenschaftler an Bord der „Agulhas II“ bereits jetzt ihre erfolgreiche Reise an den Rand des Larsen-C-Eisschelfes: „Wir haben detaillierte Beobachtungen über die Gletscherkunde, Ozeanographie, Biologie und Geologie des wenig bekannten Gebiets um das Larsen-C-Eisschelf und den riesigen Eisberg A-68 gesammelt“, sagte Julian Dowdeswell, Direktor des Scott Polar Research Institute an der University of Cambridge in Großbritannien.

„Die Analyse dieser Daten wird es uns ermöglichen, die gegenwärtige Stabilität und das bisherige Verhalten von Larsen C mit seinen breiteren Auswirkungen auf die Stabilität des Eises im Allgemeinen besser zu verstehen“, sagte er.

Und vielleicht können die Forscher noch einen Punkt auf ihre Erfolgsliste hinzufügen, wenn Sie das Wrack des britischen Polarforschers und Helden Shackleton finden.



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