Wahl in Frankreich
Furcht vor Kippa-Verbot: Jüdische Verbände rufen zur Wahl Macrons auf
Im Vorfeld der Stichwahl zur Präsidentschaft in Frankreich haben mehrere jüdische Verbände des Landes zur Wahl von Amtsinhaber Macron aufgerufen. Sie fürchten Einschränkungen für die jüdische Gemeinschaft.

Marine Le Pen (L) und Steeve Briois (R), Bürgermeister der Stadt Henin-Beaumont, nach der ersten Wahlrunde am 20. Juni 2021.
Foto: DENIS CHARLET/AFP via Getty Images
Am 24. April stehen Amtsinhaber Emmanuel Macron und Herausfordererin Marine Le Pen einander erneut in der Stichwahl um das Amt des Präsidenten von Frankreich gegenüber. Während Macron diese im Jahr 2017 mit 66 Prozent deutlich für sich entscheiden konnte, wird diesmal ein deutlich knapperes Rennen erwartet.
Jüdische Verbände in Frankreich haben nun zur Wahl von Macron aufgerufen – sie trauen den Zusicherungen Le Pens vom Wahlabend der ersten Runde nicht, im Fall ihres Sieges eine „Präsidentin für alle Franzosen“ sein zu wollen.
Mehr als die Hälfte der Wähler in Frankreich stimmte für extreme Kandidaten
Wie „i24“ berichtet, hat Elie Korchia, der Vorsitzende des Israelitischen Zentralverbandes von Frankreich, erklärt, dass die extreme Rechte sich „auf dem Sprung zur Macht“ befinde. Marine Le Pen befinde sich „in einer deutlich besseren Position als bei ihrem Antritt gegen Macron 2017“.
Francis Kalifat vom Dachverband CRIF warnt, dass es „absolut keine Garantie gibt, dass Macron die Stichwahl gewinnt“. Immerhin hätten in der ersten Runde „etwa 50 Prozent für eine extremistische Partei von rechts oder links“ gestimmt. Da „die Zukunft Frankreichs auf dem Spiel“ stehe, rief er zur Stimmabgabe für den linksliberalen Macron auf.
Le Pen war im ersten Wahlgang auf 23,1 Prozent gekommen. Der ebenfalls rechtsgerichtete Kandidat Éric Zemmour, der auf 7,1 Prozent kam, hat bereits am Wahlabend indirekt zur Wahl Le Pens aufgerufen.
Mit 22 Prozent landete der Linksaußen-Kandidat Jean-Luc Mélenchon auf Platz 3. Er rief zwar dazu auf, Le Pen keine Stimme zu geben, allerdings gab er auch keine Wahlempfehlung für Macron ab.
Es ist schwer abzuschätzen, wie viel von dem Protestpotenzial, das er im ersten Durchgang mobilisieren konnte, am Ende der rechten Kandidatin zugutekommen wird. Weitere antisystemische Kandidaten der extremen Linken kamen zusammen auf mehr als sechs Prozent.
Jüdische Verbände misstrauen Le Pen
Auch Emmanuel Macron hatte am späten Sonntagabend in einer Rede vor Anhängern davor gewarnt zu glauben, das Rennen sei bereits entschieden, wie die „Jüdische Allgemeine“ berichtete. Er ging indirekt auf seine Konkurrentin Marine Le Pen und deren Pläne ein, die Religionsfreiheit zu beschränken und das religiöse Schächten zu verbieten.
Samuel Lejoyeux von der jüdischen Studentenbewegung UEJF spricht von einer „extremistischen Agenda“, die von der Politikerin ausgehe und die neben einem Verbot des Tragens der jüdischen Kopfbedeckung, der Kippa, in weiten Teilen der Öffentlichkeit bis zu einem Verbot von koscherem Fleisch gehe – „sowohl bezüglich der Schlachtung als auch bezüglich des Imports“.
Le Pen macht auch selbst keinen Hehl daraus, dass sie von Juden „kleine Opfer“ erwarte, speziell den Verzicht auf das Tragen der Kippa, um ein generelles Verbot religiöser Symbole im öffentlichen Raum erreichen zu können. Dieses wäre vonnöten, so die Politikerin, um dem „radikalen Islam“ in Frankreich den Boden zu entziehen. Le Pen fordert ein Verbot des Tragens „ostentativer religiöser Zeichen“ unter anderem an Universitäten, in öffentlichen Verkehrsmitteln und an Stränden.

Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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