Gingrich: Republikaner haben fast 5 Millionen Stimmen mehr und doch viele Rennen verloren

Newt Gingrich ist Politikexperte auf ganzer Linie. Selbst jahrelang als Sprecher des Repräsentantenhauses tätig, hat ihn noch nie ein Wahlergebnis so sehr erstaunt, wie das der jetzigen Zwischenwahlen.
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Ex-Sprecher des Repräsentantenhauses der Republikaner, Newt Gingrich.Foto: Kevin Dietsch/Getty Images
Von 14. November 2022

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Der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, ist seit Jahrzehnten in der Politik tätig und schreibt seit längerem Kommentare für The Epoch Times. Das Ergebnis der US-Zwischenwahlen hat sein bisheriges politisches Verständnis auf den Kopf gestellt. „Ich habe mich noch nie so sehr getäuscht wie in diesem Jahr“, sagte er in einem Interview mit Epoch Times.

„Das bringt mich dazu, alles, was ich [über Politik] weiß, zu hinterfragen. Ich muss wirklich innehalten und einige Zeit überlegen, um für mich die einzelnen Puzzleteile noch einmal neu zu ordnen.“

In Anbetracht der zunehmenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung über Inflation, Wirtschaft und Kriminalität rechnete man auf beiden Seiten der Wahllager fest mit erheblichen Verlusten für die Demokratische Partei. Doch die erwartete rote Welle blieb aus.

Die Senatswahlen konnten mittlerweile die Demokraten für sich verbuchen. Mit 212 Sitzen im Repräsentantenhaus gegenüber 201 Sitzen für die Demokraten liegt die GOP (Grand Old Party/Republikaner) in der unteren Kammer vorn – allerdings mit weniger Einfluss als ursprünglich erhofft.

Wahlstatistik stellt Gingrich vor Rätsel

Der Politikexperte, der vor den Zwischenwahlen sicher war, dass die Republikaner in beiden Kammern haushoch gewinnen würden, zog für einen ersten Erklärungsversuch die Wahlstatistik des Cook Political Report zurate. Dabei kam er auf eine erste Ungereimtheit.

Bei dem Cook Political Report handelt es sich um einen parteiübergreifenden Newsletter, der Wahlen analysiert. Demnach fiel das Wahlergebnis für das Repräsentantenhaus mit über 52 Millionen der Stimmen zugunsten der Republikaner aus, während die Demokraten etwas mehr als 47 Millionen Stimmen erhielten. Die Republikaner konnten folglich mehr als 5 Millionen Stimmen mehr auf sich vereinen.

Bevor die Stimmen in Kalifornien – einer Hochburg der Demokraten – vollständig ausgezählt waren, lagen die Republikaner sogar noch 6 Millionen Stimmen vor den Demokraten. „Und wenn man nicht sehr viele Sitze gewinnt, fragt man sich wirklich, was los ist“, so der Ex-Spitzenpolitiker. „Ich möchte wissen, wie dieses Ergebnis zustande kommt.“ Es ist ein Rätsel, das sich der ehemalige Sprecher der Republikaner noch nicht erklären konnte.

Ungewöhnlich schlechtes Abschneiden amtierender Republikaner

Ein gravierender Unterschied zu früheren Wahlen lag bei diesem Rennen, dem Experten zufolge, am unerwartet schlechten Abschneiden der amtierenden Abgeordneten der Republikaner. Viele unterlagen ihren demokratischen Gegnern, was es so bei den letzten Wahlen nie gegeben hatte.

So gewannen die Demokraten beispielsweise die Sitze von amtierenden Republikanern im 3. Bezirk in Michigan, 2. Bezirk in New Mexico, 1. Bezirk in Ohio, 13. Bezirk in North Carolina, 34. Bezirk in Texas, 13. Bezirk in Illinois (Stand 12. November) hinzu.

Bei der Wahl des Repräsentantenhauses im Jahr 2020 sowie auch 1994 hingegen hatte kein einziger Republikaner seinen Sitz an einen demokratischen Herausforderer verloren – stattdessen wurden 13 beziehungsweise 34 Demokraten abgewählt. Wäre das gleiche Szenario dieses Mal eingetreten, „wären wir sechs oder sieben Sitze stärker als jetzt“, analysierte Gingrich.

Meta-Stellenstreichungen am Wahltag wirkten sich nicht zugunsten der Republikaner aus

Auch vor dem Hintergrund der Wahlprognosen hinsichtlich der wachsenden wirtschaftlichen Sorgen der Bevölkerung sei das Ergebnis mehr als überraschend.

Laut Exit Polls des National Election Pool, über die „ABC News“ berichteten, bewerteten etwa drei Viertel der Wähler die wirtschaftliche Lage des Landes als äußerst schwach. In etwa ebenso viele gaben an, mit der Entwicklung im Land unzufrieden zu sein. „Aber ihre Stimmen haben das nicht widergespiegelt“, sagte Gingrich.

Ganz im Gegenteil hatte keiner der Demokraten während ihrer Wahlkampagnen Wirtschaft oder Inflation zum Thema gemacht. Zudem kündigte die Facebook-Muttergesellschaft Meta am Wahltag an, 11.000 Stellen zu streichen. Ziel war es, die Belegschaft um 13 Prozent zu reduzieren. Das hätte die wirtschaftlichen Sorgen der Wähler noch mehr verschärfen müssen, so Gingrich. So war es aber nicht.

Ungereimtheiten in New York und Philadelphia

Gingrich sagte, er habe Mühe, die zahlreichen Ungereimtheiten zu verstehen, die er bei dieser Wahl beobachtet habe – insbesondere bei der Gouverneurswahl in New York und bei der Senatorwahl in Philadelphia. In New York gewann Kathy Hochul und in Philadelphia John Fetterman – beide Demokraten. Ihnen wurden angesichts der Wahlprognosen wenig Chancen auf einen Gewinn eingeräumt.

„Wie kann es sein, dass 70 Prozent der Menschen in Philadelphia für Fetterman stimmen, aber sagen, dass die Kriminalität ihr wichtigstes Anliegen ist? Dabei hatte er dafür gestimmt, Mörder freizulassen und sie wieder auf die Straße zu setzen“, sagte Gingrich mit sichtlichem Unverständnis.

„Von den Wählern in New York City haben etwa 70 Prozent für die Gouverneurin gestimmt, obwohl sie nichts getan hat, um die Kriminalität in New York zu bekämpfen“, so Gingrich weiter. Die wachsende Kriminalität in der Stadt New York, mit dem größten Wähleranteil im Bundesstaat, sei jedoch das dringendste Anliegen der dortigen Einwohner gewesen.

Hochul gewann entgegen aller Prognosen das Rennen mit einem Vorsprung von 5,8 Prozent gegen den Republikaner und Favoriten Lee Zeldin, nachdem am 11. November 96 Prozent der Stimmen ausgezählt waren. Zeldin wurde in den Medien bereits im Vorfeld als potenzieller Sieger in der demokratischen Hochburg angekündigt.

Senatswahlen geben zu Denken

Auch bei den Senatswahlen, welche die Demokraten in Arizona, Nevada und Pennsylvania für sich entscheiden konnten, stellt Gingrich vor Fragen. In Arizona gewann der amtierende Senator Mark Kelly mit einem Vorsprung von 5,6 Prozent gegenüber seinem republikanischen Herausforderer Blake Masters, nachdem 82 Prozent der Stimmen ausgezählt waren. (Stand: 11. November)

Beim Senatswahlkampf in Nevada lag der Republikaner Adam Laxalt am Donnerstagmorgen nach Auszählung von 90 Prozent der Stimmen noch einen Punkt vor der Amtsinhaberin Catherine Cortex Masto. Schließlich gewann jedoch die Demokratin.

Einige Punkte hinsichtlich der Stimmenauszählung machen Gingrich ebenfalls stutzig. „Die Orte, an denen Laxalt wirklich gut abschnitt, hatten in der Regel bereits alle gewählt, während bei den Orten, an denen [Mastro] ziemlich gut abschnitt, in der Regel noch sehr viele Stimmen ausstanden. Man muss sich also fragen, was genau da vor sich gegangen ist.“

In zwei der bevölkerungsreichsten Bezirke Nevadas, Clark und Washoe, standen noch bis zum 10. November mehr als 50.000 beziehungsweise 41.000 Briefwahlstimmen aus. Die Wahlzettel in Nevada, die zwar einen Stempel vom „8. November“ trugen – aber erst verspätet bei den Wahlbehörden zum 12. November eintrafen – wurden trotzdem gezählt.

In Fällen, in denen die Unterschrift auf den Briefwahlunterlagen nicht mit der Unterschrift in den Akten übereinstimmte, hatten die Wahlbeamten bis zum 14. November Zeit, die Identität des Wählers auf dem Wahlzettel zu „heilen“, hieß es.

Eine Mehrheit ist immer noch eine Mehrheit

Ein weiterer Punkt, der für Gingrich keinen Sinn ergibt, ist die Art und Weise, wie die Wähler Ex-Präsident Donald Trump während der Zwischenwahlen 2018 abstraften. Präsident Joe Biden sei hingegen diesmal trotz der verheerenden Wirtschaftslage mehr als glimpflich davon gekommen,

Laut Exit Polls wählten 49 Prozent derjenigen, die Bidens Präsidentschaft „eher missbilligten“, immer noch die Demokraten, während 45 Prozent der demokratischen Wähler ihre Stimme den Republikaner gaben. Dies stehe im scharfen Kontrast zu 2018. Damals hätten 63 Prozent der Republikaner, die Donald Trump „eher missbilligten“, angegeben, die Demokraten zu wählen.

„Ich weiß nicht, ob es vielleicht daran liegt, dass Biden so alt und so schwach wirkt, dass die Leute ihn nicht persönlich verantwortlich machen“, sagte Gingrich. „Es ist fast so, als wäre er dein Onkel. Er ist wirklich ein netter Kerl und auch ganz gleich, dass er sich an manches nicht erinnert und manche Dinge nicht laufen. Man kann ihm offenbar nicht wirklich böse sein oder ihm die Schuld geben.“

Diese Wahl hatte sich Gingrich wirklich anders vorgestellt, aber die Tatsache, dass die Republikaner die Kontrolle über das Repräsentantenhaus zurückerlangen könnten, sei immer noch ein Lichtblick.

„Die Demokraten können sich glücklich schätzen, alles nur Mögliche vermasselt zu haben und dennoch glimpflich davongekommen zu sein“, kommentierte er.

„Die größte Veränderung in Washington wird sein, dass Pelosi den Hammer an McCarthy weitergibt“, sagte er. Damit bezieht er sich darauf, dass die sehr liberale Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, ihren Vorsitz an den konservativen Kevin McCarthy abgibt. Beide sind in Kalifornien beheimatet.

„Es steht fest“, ergänzt er. „Wie meine Frau, die früher Schriftführerin im Landwirtschaftsausschuss war, zu mir sagte: ‚Eine Mehrheit ist eine Mehrheit, egal wie klein sie ist‘. Und der Wechsel des Vorsitzenden ist eine sehr große Veränderung, weil er jeden Ausschuss verändert.“

(Mit Material von Englischen Epoch Times)

 



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