2G-Drehverbot für Journalistin – „Wenn Gesunde nicht mehr arbeiten dürfen“

Parallel zur Corona-Pandemie hält die 2G-Regel in die Gesellschaft Einzug. Die Ausgrenzungen gehen derweil so weit, dass selbst talentierte Berufstätige ihre Jobs nicht mehr ausführen dürfen. In Wien hat es nun eine bekannte TV-Journalistin erwischt ...
Von 12. Oktober 2021

Beim ORF kam es kürzlich zu einer personellen Entscheidung. Sabine Spögler-Dinse, langjährige Mitarbeiterin beim seit 1987 im ORF laufenden Society-Magazins „Seitenblicke“, verliert ihren Job in der Sendung, die täglich in fünf Minuten über Neues aus Österreichs Schickeria oder internationale Großereignisse mit Österreichbezug berichtet. Über ihren Facebook-Account berichtet die bekannte Wiener Journalistin:

Das war gestern, wie’s aussieht, mein letzter seitenblick. wegen 2g. macht nach 25 jahren natürlich schon bissi wehmütig – einerseits. und andererseits betroffen über die richtung, in die wir uns hier bewegen, wenn gesunde menschen nicht mehr arbeiten dürfen.“

Frau Spögler-Dinse bedankte sich bei allen, mit denen sie „in diesen vielen Jahren“ habe zusammenarbeiten können und viele schöne Geschichten gedreht, so vieles erlebt und mit denen sie so viel Spaß gehabt habe. Anstatt sich dem neuen Impfzwang zu beugen, schaut sie nach vorn: Es sei jetzt Zeit für etwas Neues, so die Journalistin. Vielleicht schreibe sie endlich ein Buch – „oder lerne kochen“. Vielleicht kaufe sie sich auch einen Bauernhof. Ihr Posting endet mit den Worten: „see you all somewhere soon“  – oder zu Deutsch: „Bis bald, alle, irgendwo!“

Die Kommentare aus der Branche und ihrem Bekanntenkreis unter dem Posting zeigen Fassungslosigkeit. Manche danken ihr für ihren Mut, zu ihrer Entscheidung zu stehen, und wünschen ihr Kraft. Neue Türen würden aufgehen, so der Tenor. „Seitenblick“-Kollegin Alice Rath-Meyer schreibt von einem riesigen Verlust für Sendung und Redaktion. Sie werde sie vermissen. Große Sorgen über ihre Zukunft machen sich die meisten aber nicht: „Liebe Sabine, ein wunderbarer Mensch wie du wird in allem, was er tut, erfolgreich sein!“

ORF hat offiziell keine Impfpflicht

Die österreichische Gratis-Tageszeitung „heute“ zitiert zu dem Fall den ORF, bei dem mittlerweile 2G Voraussetzung sei: „Aufgrund der besonders kontakt-intensiven Tätigkeit bei Society-Dreharbeiten mit teils mehreren täglichen Einsätzen in größeren Menschengruppen [ist] uns als verantwortungsvoller Arbeitgeber die Einhaltung strenger Maßnahmen besonders wichtig.

Zudem beeinflussen strenge 2G-Zugangsbeschränkungen in Wiener Lokalen der Nachtgastronomie sowie bei bestimmten Veranstaltungen die Disposition der Drehteams.“  Eine Impfpflicht gebe es beim ORF aber nicht, heißt es in einer Stellungnahme des öffentlich-rechtlichen Senders. Man dürfe aus Datenschutzgründen den Impfstatus der Mitarbeiter nicht offiziell abfragen und auch nicht kommunizieren.

Doch der eigentliche Hintergrund ist die Politik der 2G-Verschärfung in Wien, schreibt „OE24“ dazu. Die Reporterin habe quasi „Hausarrest“ in der Redaktion, solange sich die Pandemiesituation nicht entspanne. Auch wenn beim ORF offiziell keine Impfpflicht bestehe, sehe der Berufsalltag anders aus. Bei Events oder Pressekonferenzen in Wien dürften Ungeimpfte nicht mehr hinein. Sabine Spögler-Dinse habe demnach angemerkt, dass sie zwar nicht zum Drehen hinausdürfe – auch nicht, wenn sie jeden Tag getestet sei und Maske trage, „[a]ber ich kann noch schneiden, oder ich kann etwa Rückblicke gestalten“, reflektiert die TV-Journalistin mit Drehverbot.

„Geimpfte können ja auch das Virus übertragen“

Der österreichische „eXXpress“ schreibt zu den internen Hintergründen, die mit dem amtierenden ORF-Sicherheitsbeauftragten Pius Strobl, dem Vernehmen nach einem Vertrauten des Noch-Generaldirektors Alexander Wrabetz, zu tun haben.

Strobl hatte sich kürzlich bei einem Society Event mit Corona infiziert, heißt es. Das Event war von der Firma Interspot organisiert worden, die für die „Seitenblicke“-Drehs gebucht wird. Nun fordert Strobl von Interspot künftig die Umsetzung von 2G-Maßnahmen. Dem Bericht nach bedeute dies, dass nur geimpfte oder genesene Redakteure und Kameraleute die Society-Sendungen produzieren und bei den Veranstaltungen dabei sein dürfen.

Sabine Spögler-Dinse sagte gegenüber dem „eXXpress“, dass sich sogar der Interspot-Geschäftsführer beim ORF für sie eingesetzt habe, damit sie auch als Ungeimpfte an den Drehs weiter teilnehmen könne. Dies sei aber abgelehnt worden. „Ich könnte jetzt im Studio Nachrufe für ältere Promis vorbereiten, aber nicht mehr auf Events gehen”, so die TV-Redakteurin, die die ORF-Vorgabe auch deshalb nicht verstehe, weil „Geimpfte ja auch das Virus übertragen können“.

In einer Stellungnahme des ORF gegenüber dem Blatt heißt es: „Der Redakteurin/Gestalterin wurden – temporär befristet bis zur Entspannung der aktuellen Pandemie-Situation – anderweitige journalistische Tätigkeiten innerhalb der Produktionsfirma angeboten.“



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