60. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau
„Der Tag ist vorbei, dieser 29. April 1945. Ich will ihn mein Leben lang feiern als meinen zweiten Geburtstag, als den Tag, der mir neu das Leben schenkte.“ (Edgar Kupfer-Koberwitz, Dachauer Tagebücher, S.499)
Die letzten Monate und die Befreiung 1945
Mit dem siegreichen Vorrücken der alliierten Truppen wurden immer mehr Konzentrationslager evakuiert. Ende April begann die SS damit, die mehr als 100 Außenlager und Außenkommandos des Lagers Dachau in der Nähe von München zu evakuieren. Um die Befreiung der Häftlinge durch anrückende alliierte Truppen zu verhindern, schickte die Lagerverwaltung am 26. April 1945 rund 7.000 Häftlinge auf einen „Todesmarsch“ in Richtung Süden und verließ zwei Tage später das Lager. Einen Tag später, am 29. April 1945 wurde das Konzentrationslager Dachau von Einheiten der US-Armee befreit. Am folgenden Tag begeht Hitler Selbstmord.
Seit seiner Einrichtung 1933 waren in Dachau mehr als 200.000 männliche Gefangene inhaftiert. Etwa 32.000 mussten ihr Leben lassen. Sie starben an Hunger, Krankheiten, Erschöpfung, Erniedrigung, an Schlägen, durch Foltern; sie wurden erschossen, erhängt, mit Spritzen getötet oder für medizinische Experimente missbraucht. Dachau, als eines der ersten Lager, war Vorbild für alle späteren Konzentrationslager.
Häftlinge im Lager
Die ersten Häftlinge in Dachau waren politisch Verfolgte: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, teilweise auch liberale und konservative Politiker. Später folgten Kriminelle, Zeugen Jehovas, engagierte Christen, Sinti und Roma, Homosexuelle sowie vor allem Juden. Nach der Zerschlagung der „Rest-Tschechei“ im März 1939 und nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 wurden vor allem ausländische Häftlinge nach Dachau transportiert. Im Laufe des Krieges wurde das Konzentrationslager Dachau zunehmend zu einer Stätte des Massenmordes. Ab Oktober 1941 wurden mehrere tausend sowjetischer Kriegsgefangener nach Dachau gebracht und dort erschossen.
Kinder im Lager
Auch viele verschleppte Kinder befanden sich unter den Häftlingen. „Im Lager sah ich ein Kind. – Ein kleiner Franzose. – Ein Kamerad fragte ihn: ‚Wie alt bist du?’ – Die Antwort war: ‚Sechzehn Jahre.’ Wir waren erstaunt, er sah aus wie acht oder zehn Jahre, aber er hatte ein ernstes Gesicht und einen stolzen Gang. – Später hörte ich seine Geschichte: er ist nicht sechzehn Jahre alt. – Sein sechzehnjähriger Bruder ist bei den Partisanen. – Man kam nach Hause, ihn zu fangen. – Um den Bruder zu retten, die Feinde von seiner Fährte abzulenken, gab sich das Kind für seinen eigenen Bruder aus.“ Kupfer-Koberwitz, Dachauer Tagebücher, S. 335
Sklavenarbeit
In der Vorkriegszeit mussten die Häftlinge neben der Bewirtschaftung und dem Unterhalt des Lagers in verschiedenen SS-eigenen Betrieben, im Straßenbau, in Kiesgruben sowie bei der Kultivierung des Moores arbeiten. Ab 1942 entstand ein Netz aus Außenlagern und Außenkommandos, in denen weit über 30.000 Gefangene fast ausschließlich für die deutsche Rüstungsproduktion arbeiteten.
Leiden und Sterben der Häftlinge
„Rheinhardt ist heute Nacht gestorben. Ich wollte ihn noch einmal sehen, ihn ein letztes Mal grüßen, und ging ihn suchen, als er in der Straße vor der Totenkammer lag – zwischen den hundertfünfzig anderen Toten der letzten Nacht. Er war kaum noch zu erkennen, sein Gesicht war geschwollen und krampfhaft verzerrt. Sein Tod ist nicht nur für uns, für seine Freunde, ein sehr harter Schlag und schmerzlicher Verlust, […] Und was vielleicht das schlimmste ist angesichts dieses Todes, des Todes aller unserer Freunde: wir haben hier nicht einmal die Zeit…um sie zu trauern.“ (Nico Rost: Goethe in Dachau, S.234)
Zum 60. Jahrestag der Befreiung findet vom 26.04- 05.05.2005 ein Begleitprogramm der KZ- Gedenkstätte in und um Dachau statt. Das Programm kann eingesehen werden unter http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/german/frame/aktuelles.htm)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion