600.000 Demonstranten bei 270 Aktionen: Frankreichs Proteste gegen Rentenreform gehen weiter

Am 12. Mobilisierungstag gegen die Rentenreform fanden erneut Proteste – teilweise radikal – in weiten Teilen Frankreichs statt. Demonstrationen nahe dem Verfassungsrat, der am Freitag seine Entscheidung verkünden soll, sind ab dem heutigen Donnerstagabend jedoch verboten. Was der morgige Tag bringen wird, ist noch ungewiss.
Titelbild
Flammen schlagen aus einem Mercedes während der Demonstration am 12. Aktionstag gegen die Rentenreform. Hier in Rennes im Nordwesten Frankreichs.Foto: DAMIEN MEYER/AFP via Getty Images
Von 13. April 2023

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

In Frankreich gehen die Proteste gegen die Rentenreform unverändert weiter. Die Gewerkschaften hatten dazu aufgerufen, am heutigen Donnerstag im Rahmen eines zwölften branchenübergreifenden Mobilisierungstages in ganz Frankreich erneut auf die Straße zu gehen.

Geheimdienste prognostizierten laut „Le Figaro“ zwischen 400.000 und 600.000 Demonstranten bei 270 Aktionen im ganzen Land. Am elften Mobilisierungstag vergangene Woche seien laut Behörden 570.000 Menschen zusammengekommen, während die Gewerkschaften von knapp zwei Millionen Teilnehmern gesprochen hatten.

Die Demonstrationen fanden am Vortag der Entscheidung des neunköpfigen Verfassungsrats statt, der die Rentenreform am Freitag bestätigen soll. Bereits um 8:00 Uhr morgens war das französische Verfassungsgericht von Mülleimern blockiert worden, die vor dem Eingang zum Königspalast (1. Arrondissement von Paris) deponiert waren.

Nicht nur in Frankreich wird das morgige Ergebnis mit Spannung erwartet. Dabei geht es nicht nur um die Erhöhung des Pensionsalters von 62 auf 64 Jahre, sondern auch um die Zukunft von Emmanuel Macron.

Polizeipräfekt warnt vor „radikalen Gruppen der Ultralinken“

Auch der Polizeipräfekt von Paris, Laurent Nuñez, rechnete laut „Le Figaro“ bei den heutigen Protesten mit einer „Beteiligung von mehreren Zehntausend Personen“.

Wie der Polizeipräfekt prognostizierte, würden die „störenden Elemente“ ebenfalls wieder mit von der Partie sein. „Wir haben immer noch gut Tausend radikale Aktivisten, das ist ein harter Kern, den wir seit Beginn der Bewegung haben“, so Nuñez. „Sie marschieren vor dem Gewerkschaftszug und begehen Ausschreitungen“, fügte er hinzu und erklärte, dass diese Personen zu „radikalen Gruppen der Ultralinken“ gehörten.

Ferner erklärte der Pariser Polizeipräfekt, dass seit Beginn der Mobilisierung gegen die Rentenreform 568 Polizisten verletzt worden seien.

Demonstrationen in Paris

Unter dem in Frankreich meist diskutierten Hashtag #greve13avril sind zu den Protesten bereits über 75.000 Twitter-Beiträge (Stand: 16:00 Uhr) aus allen Teilen Frankreichs gepostet worden – unter anderem aus Paris, Rennes, Nizza, Saint-Nazaire, und Rouen.

So besetzten zum Beispiel bereits am Morgen rund 200 Demonstranten den Hauptsitz des Unternehmens LVMH in der Avenue Montaigne in Paris. Angeführt von Gewerkschaftern von SUD-Rail gelang es ihnen, mit lauten Gesängen und Rauchbomben in das Hauptquartier des multinationalen Konzerns einzudringen.

Weitere Protestler haben sich in der Haupthalle des Gare de Lyon niedergelassen. Das Gebäude, in dem sich die Pariser Büros des Multis Black Rock befinden, waren schon eine Woche zuvor ebenfalls belagert worden.

In Rennes setzte die Polizei Wasserschläuche ein, was die Demonstranten aber nicht sonderlich beeindruckte:

Die Gewerkschaft CGT, die nach dem Zweiten Weltkrieg der kommunistischen Partei nahestand, kommentierte einen Twitterbeitrag mit folgenden Worten: „Im April hängt das Regime nur noch an einem seidenen Faden.“ Und weiter: „Die Wut hallt erneut in den gewaltigen Demonstrationszügen wider, die sich seit heute Morgen überall im Land in Bewegung gesetzt haben“.

Der Abgeordnete Antoine Léaument aus Essonne filmte sich vor dem Verfassungsgericht, während er dazu aufruft, nicht aufzugeben. „Wie auch immer die Entscheidung des Verfassungsrats ausfallen wird, lassen Sie nicht locker. Die Macronisten können nicht mehr, sie stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Lassen Sie uns auch morgen zahlreich auf die Straße gehen“, postet er zu seinem Video.

Um ca. 17:15 Uhr erreichte der große Demonstrationsmarsch in Paris schließlich den „Place de la Bastille“ – einen symbolischen Ort, denn hier begann die Französische Revolution mit der Erstürmung der Bastille im Jahr 1789. Laut einem Reporter des „Le Figaro“ sei die Atmosphäre sehr angespannt gewesen, habe sich aber allmählich beruhigt. In einigen Fällen ging die Polizei mit Knüppeln gegen Demonstranten vor.

Um 16:30 Uhr habe die Polizeipräfektur von 25 Festnahmen gesprochen. Ferner seien in Paris rund 42.000 Menschen auf der Straße gewesen. Die CGT habe ihrerseits 400.000 Demonstranten gezählt, wie in der vergangenen Woche.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion