Antisemitismus-Skandal: Nach Rücktrittsforderungen rudert Harvard-Präsidentin zurück

Die Präsidentin der amerikanischen Eliteuniversität Harvard hat mit einer Aussage vor dem US-Kongress eine Entrüstung ausgelöst. Nach scharfer Kritik hat sie sich neu positioniert.
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Claudine Gay, Präsidentin der Harvard-Universität, sagt am 05. Dezember 2023 vor dem Bildungsausschuss des Repräsentantenhauses in Washington aus. Der Ausschuss veranstaltete eine Anhörung zu Antisemitismus an US-Hochschulen.Foto: Kevin Dietsch/Getty Images
Von 8. Dezember 2023

Die ausweichenden Aussagen der Führungen von drei prestigeträchtigen US-Universitäten, Antisemitismus direkt zu verurteilen, hat für Entrüstung gesorgt.

Die Präsidentinnen von Harvard, der University of Pennsylvania und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) wurden am Dienstag, 05. Dezember, angesichts antisemitischer Vorfälle an amerikanischen Hochschulen seit den Terroranschlägen der Hamas gegen Israel am 07. Oktober vor den Kongress zur Aussage geladen.

„Abhängig vom Kontext“

Insbesondere die Ausschussvorsitzende und Harvard-Absolventin Elise Stefanik nahm die drei Damen ins Kreuzfeuer. Auf ihre Frage, ob der Aufruf zum Völkermord an Juden gegen Richtlinien zu Mobbing und Belästigung verstoße, antworteten inklusive Sally Kornbluth von der University of Pennsylvania alle Präsidentinnen, dass das abhängig vom Kontext sei.

Auch Stefaniks Verweis auf mittlerweile allgegenwärtige Lieder an den Hochschulen, welche die „Globalisierung der Intifada“ und Terroranschläge auf jüdische und israelische Zivilisten propagieren, blieb Harvard Präsidentin Claudine Gay bei ihrer Aussage.

„Bei der heutigen Anhörung weigerte sich die Präsidentin von Harvard schändlicherweise zu sagen, ob der Aufruf zur Massengewalt und zum Völkermord am jüdischen Volk nach dem Verhaltenskodex von Harvard als Belästigung oder Mobbing gilt“, schrieb Stefanik auf X.

Stefanik forderte den Rücktritt der Harvard-Präsidentin.

Unter dem Banner der Meinungsfreiheit

Solange Worte nicht in Taten umgesetzt würden, bekenne sich die Universität „auch bei anstößigen, empörenden und beleidigenden Ansichten“ zur Meinungsfreiheit, erklärte Gay. Auch wenn sie „persönlich solche hasserfüllten Äußerungen“ anlehne.

Die anderen Präsidentinnen weigerten sich ebenfalls, klar Position gegen die Antisemitismus-Vorfälle an ihren Unis zu beziehen.

Nach dem Terroranschlag der Hamas unterschrieben über 30 Harvard-Studentengruppen einen Brief, in dem Israel für den Überraschungsangriff der Hamas vom 07. Oktober auf Zivilisten „die alleinige Verantwortung“ gegeben wurde. Der Vorfall sorgte für eine landesweite Debatte.

Rücktrittsforderungen

Eine jüdische Harvard-Studentenorganisation reagierte empört auf Gays Aussage vor dem Kongress:

Die Weigerung von Präsidentin Gay, antisemitische Äußerungen als Verstoß gegen die Harvard-Richtlinien zu werten, ist angesichts des Verhaltenskodex gegen Mobbing und Belästigung zutiefst schockierend“, schrieb sie in einer Erklärung.

Ihre Haltung stelle ihre Bereitschaft infrage, jüdische Studenten auf dem Harvard-Campus zu schützen.

Palästina-Anhänger versammeln sich am 14. Oktober in Harvard Yard, Cambridge, eine Woche nach dem Terroranschlag der Hamas-Terrororganisation auf Israel. Foto: Joseph Prezioso/AFP via Getty Images

Harvard-Absolvent und Milliardär-Hedgefonds-Manager Bill Ackman bezeichnete das Verhalten der Universitätspräsidentinnen als „schändlich“.

Die Antworten der Präsidentinnen spiegeln das tiefgreifende pädagogische, moralische und ethische Versagen wider, das in einigen unserer Elite-Bildungseinrichtungen vorherrscht“, so Ackman.

Das sei zu einem großen Teil auf das Versagen der Führungsebene zurückzuführen. „Sie müssen alle in Schande zurücktreten.“

„Kein Platz in Harvard“: Gay rudert zurück

Angesichts der Debatte um ihre Kongressaussage und des zunehmenden öffentlichen Drucks hat die Harvard-Präsidentin einen Tag später ihre Aussage korrigiert. In einer Erklärung distanziert sich Gay von jeglicher Form des Antisemitismus und droht mit Konsequenzen.

„Aufrufe zu Gewalt oder Völkermord gegen die jüdische Gemeinschaft oder jede andere religiöse oder ethnische Gruppe sind abscheulich, sie haben keinen Platz in Harvard, und diejenigen, die unsere jüdischen Studenten bedrohen, werden zur Rechenschaft gezogen.“

Nach Angaben der Anti-Defamation League hat sich die Zahl der antisemitischen Vorfälle an US-Universitäten vom 07. Oktober bis zum 07. November, also einen Monat nach den Anschlägen, mehr als verzehnfacht – von zwölf Fällen im Jahr 2022 auf 124 im gleichen Zeitraum.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Harvard President Faces Backlash for Her Testimony on Anti-Semitism on Campus“. (deutsche Bearbeitung nh)


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