Bank Run: Frankreichs Gelbwesten wollen Macron durch „Sturm auf’s Geld“ zu Fall bringen

Während Frankreichs Regierung versucht, die Situation durch einen „nationalen Dialog“ zu beruhigen, sprechen Gelbwesten über einen möglichen Bankensturm. Ein ähnliches Vorhaben stieß 2010 jedoch nur auf geringe Resonanz.
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Die Bewegung der "Gelbwesten" überlegt, einen Banken-Run einzusetzen, um ihre Ziele zu erreichen.Foto: iStock
Von 10. Januar 2019

Die Regierung in Paris versucht knapp zwei Monate nach Beginn der Straßenproteste die Bewegung der Gelbwesten einerseits durch verstärkte Repression gegen Führungspersönlichkeiten, andererseits durch Einladungen zu einer „nationalen Debatte“ zu bekämpfen. In Anbetracht dieser Strategie haben Aktivisten der Protestbewegung nun die Idee eines Banken-Runs aufs Tapet gebracht. Darüber berichtet unter anderem die „Washington Post“ unter Berufung auf AP.

In sozialen Medien rufen Anhänger der Gelbwesten zum massenhaften Abheben von Guthaben auf Bankkonten auf, eine Aktivistin der Protestbewegung, Maxime Nicolle, spricht vom „Referendum über die Steuereinnehmer“. Ausgangspunkt der Proteste war die geplante Erhöhung von Ökosteuern auf Treibstoff. Diese wurde kurz nach Beginn der landesweiten Kundgebungen für vorerst ein halbes Jahr auf Eis gelegt.

Wir machen den Teig und ihr macht ihn zu Geld, und uns reicht es… wir holen uns unser Brot zurück“, erklärte Nicolle in einer Videobotschaft.

Regierung will Dialogveranstaltungen in allen Regionen abhalten

Die Gelbwesten hoffen, mit einem Sturm auf die Banken die Führung in Paris so stark unter Druck setzen zu können, dass diese deren Forderungen nachkommt, insbesondere Bürgern das Recht einräumt, neue Gesetze einzubringen und darüber abzustimmen.

Unterdessen hat Premierminister Edouard Philippe angekündigt, nächste Woche mit der angekündigten „großen nationalen Debatte“ in allen Regionen des Landes zu beginnen.

„Wir wollen, dass sie reichhaltig, unparteiisch und fruchtbringend wird, auf dass wir sie in der Periode, die nun beginnt, berücksichtigen können“, erklärte Philippe.

Schwerpunkte der Debatte sollen Klimapolitik, Demokratiepolitik, Steuern und öffentliche Dienstleistungen sein. Jeder kann eine lokale Veranstaltung vorschlagen und auch eine Internet-Plattform soll geschaffen werden, damit sich Menschen an der Diskussion beteiligen können.

Präsident Emmanuel Macron hatte diese Debatte angeregt, um es seiner Regierung zu ermöglichen, die zentralen Beschwerdepunkte aufseiten der Bürger sammeln und darauf reagieren zu können. Auch soll es Maßnahmen geben, die zur Folge haben sollen, dass die Kaufkraft französischer Haushalte um etwa zehn Milliarden Euro steigt.
Unfreundlicher Empfang in Creteil

Am Mittwoch wurde Macron trotzdem erneut von etwa 200 Demonstranten empfangen, darunter Gewerkschaftsmitglieder und Gelbwesten, als er im Pariser Vorort Creteil eine Handball-Halle besuchte, die dem örtlichen Handballgymnasium gewidmet sein soll. Der Zeitpunkt dafür schien mit Bedacht gewählt zu sein: Am heutigen Donnerstag beginnt in Berlin die 26. Handball-Weltmeisterschaft der Männer in Deutschland und Dänemark. Frankreich startet dabei als Titelverteidiger ins Turnier. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menge von Macron fernzuhalten.

Ein Schaltersturm (Bank Run) durch die Kunden könnte, sobald er eine gewisse kritische Masse erreicht, Geschäftsbanken in die Zahlungsunfähigkeit zwingen. Dies liegt daran, dass Banken im Regelfall nicht Barmittel in jenem Ausmaß vorrätig haben, das der Guthabenssumme ihrer Anleger auf den Girokonten entspricht.

Da die bloße Aufbewahrung von Geld auf dem Girokonto der Bank keinen nennenswerten Gewinn bringt, zieht sie den Großteil der Guthabenssumme ab, um diesen auf einträglichere Anlagen umzuschichten – die im Regelfall längerfristig und daher nicht sofort zu verflüssigen sind.

Kommt es zu einem Bank Run, ist es deshalb wahrscheinlich, dass die Bank nicht ausreichend an Bargeld mobilisieren kann, um den Kunden, die ihr Guthaben abheben wollen, dieses kurzfristig auszahlen zu können.

Bereits 2010 hatte der bekannte Fußballer Eric Cantona seine damals knapp 39.000 Facebook-Follower zu einem Schaltersturm in Frankreich aufgerufen. Die Resonanz blieb jedoch gering.



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