Das Internet der Körper – die digitale, bittere Pille?

Wissen Sie, was mit dem „Internet der Körper“ gemeint ist? Oder gehören Sie zu denjenigen, die noch nichts vom „Internet of Bodies“, kurz „IoB“, gehört haben? Mag sein, das klingt für Sie wie eine weitere verrückte Silicon-Valley-Idee. Aber die Realität hat die Fiktion längst überholt.
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Mensch und Maschine in Zukunft vereint? Symbolbild.Foto: Istock
Von 18. September 2023

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Das Internet der Körper kann als Teilbereich des Internet of Things (IoT), des Internets der Dinge, verstanden werden. Es vernetzt Dinge miteinander, die in beziehungsweise an menschlichen oder tierischen Körpern untergebracht beziehungsweise angebracht sind, die diese überwachen, Unmengen an Daten sammeln und die auch selbst auf die Umgebung oder den Körper einwirken können.

Während das Internet of Things eines von vernetzten Geräten und Gegenständen ist, die auf technischem Wege miteinander kommunizieren, inkludiert beim Internet of Bodies die Vernetzung auch den menschlichen Körper – eine Art Erweiterung des Internets der Dinge.

Erweiterung des menschlichen Körpers

Wirtschaftsjournalist und Buchautor Ernst Wolff unterteilt die Entwicklung in drei Phasen:

Begonnen habe alles mit externen Geräten, den sogenannten „Wearables“, also am Körper tragbaren Instrumenten wie zum Beispiel Smart Watches oder Fitness-Tracker. Sie könnten vom Körper generierte Daten sammeln und verarbeiten.

Phase zwei sei geprägt durch die Einführung körperinterner Geräte wie implantierte Herzschrittmacher, im Ohr verankerte Hörprothesen („Cochlea-Implantate“) oder auch mit Sensoren ausgestattete Pillen, die ebenfalls Daten sammeln und diese an Smartphones, Tablets oder an das WLAN weitergeben könnten.

In der dritten Phase kämen sogenannte Neurocomputer-Schnittstellen hinzu, die die elektronischen Geräte dazu befähigen, bestimmte Prozesse im Körper auszulösen und die hierbei ermittelten Daten extern weiterzugeben. Diese Schnittstellen funktionierten aber auch in die umgekehrte Richtung, ermöglichten also gesteuerte Eingriffe in körperliche Funktionen von außen.

Internationaler Wachstumsmarkt

Diese von Wolff beschriebene Entwicklung spiegelt sich in einem wachsenden Markt wider:

Fast eine Milliarde Menschen weltweit und fast 70 Prozent der US-Bevölkerung nutzen bereits sogenannte Wearables – also Smartwatches und Fitness-Tracker. Die Nachfrage nach solchen Produkten wächst stetig, nicht zuletzt vorangetrieben durch die Einführung der 5G-Technologie. Konnte das 4G-Netz ungefähr 4.000 Geräte auf einer bestimmten Fläche unterstützen, ist das mit 5G für eine Million Geräte auf derselben Fläche möglich.

Laut Daten-Portal Statista wird 2023 der Umsatz allein in Deutschland etwa 28,16 Milliarden Euro betragen. Für die Zukunft wird eine jährliche Wachstumsrate von über zwölf Prozent prognostiziert. Im globalen Vergleich wird der größte Teil des Umsatzes in den USA erwartet – 161,80 Milliarden Euro für 2023.

Transhumanismus meets Internet of Bodies

Das Konzept des „Internet der Körper“ bezieht sich insbesondere auf die Vernetzung von medizinischen Geräten, Gesundheitsdaten und biologischen Informationen, die das Internet miteinander kommunizieren. Befürworter preisen in der Gesundheitsversorgung das große Potenzial an, die Patientenversorgung zu personalisieren für die Prävention von Krankheiten.

In einem Ted Talk aus dem Jahr 2021 spricht Mary Lee, eine Forscherin des US-Thinktanks Rand Corporation, über die aufregenden “Vorteile” des Internets der Körper. Ihr Beispiel ist ein Mann, dessen Smartwatch, welche seine Vitalparameter wie Atmung und Herzschlag aufzeichnet, automatisch einen Sanitäter bei ersten Symptomen von Herzunregelmäßigkeiten verständigt. So kann er gerettet werden, inklusive eines ihm dann implantierten Defibrillators, zu dem auch seine Ärztin von ihrer Praxis aus Zugang hat.

Leistungsfähiger und effizienter durch eingebaute Chips

Dann skizziert die Wissenschaftlerin eine Zukunft mittels eines Mannes, der sich insgesamt sieben Mikrochips unter die Haut implantieren lies, einfach, „weil er es kann“. Mit diesen macht er sich den Alltag komfortabler, beispielsweise als automatischer Türöffner. Genau so argumentiert auch Mary Lee: Sie ist Befürworterin des Fortschritts „[…], weil diese Technologien nicht nur unsere Gesundheit verbessern, sondern uns auch leistungsfähiger, effizienter und produktiver machen und unser Leben bequemer gestalten können.“ Es gebe zwar noch offene Fragen darüber, wie mit den Sicherheits-, Datenschutz-, ethischen und anderen Bedenken umgegangen werden sollte, aber die Geräte seien bereits auf dem Weg in den Mainstream und bald normaler Bestandteil unseres Lebens.

Auf die Zukunft stimmt uns die Forscherin so ein: Kontaktlinsen zeigen uns das Wetter an und den Namen und den Titel der Person, die wir gleich treffen. Wir werden unser Smartphone mit den Augen steuern, uns Videos auf die Augen beamen lassen und sogar einen persönlichen Assistenten in unser Gehirn transplantieren. Es könnte eine Gehirn-Computer-Schnittstelle geben, „die automatisch Ihre Worte tippt, wenn Sie denken“.

„Wilder Westen“ beim Thema Daten

Dass hier „riesige Datenmengen gesammelt werden und die Vorschriften über diese Daten wirklich undurchsichtig“ seien, beklagt Wissenschaftlerin Mary Lee in einer von der Rand Corporation herausgegebenen Studie und nennt es einen rechtlichen „Wilden Westen“, da zumeist völlig unklar sei, „wem die Daten gehören, wie sie verwendet werden und sogar, an wen sie verkauft werden können.“

Das Problem des Umgangs mit den Daten ist aber nur ein Teil der Kritik: Das Internet der Körper steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Transhumanismus, mit der Steigerung oder „Verbesserung“ des Menschen durch Maschinen. Transhumanisten wollen mithilfe von Technologie ihre Fähigkeiten erweitern und die Grenzen des biologischen Menschen überwinden, bis hin zur vollständigen Verschmelzung von Mensch und Maschine; und bis zur Unsterblichkeit. Unternehmer wie Elon Musk arbeiten bereits daran, Chip-Implantate herzustellen, die menschliche Gehirnwellen mit Maschinenintelligenz verbinden.

Des Rechts beraubt, ein Mensch zu sein

„Letztlich geht es bei ‚The Internet of Bodies‘ darum, den Menschen in etwas anderes zu verwandeln. Es geht darum, den Menschen seiner grundlegenden Autonomie und seines Rechts, ein Mensch zu bleiben, zu berauben“, kritisiert Dr. Joseph Sansone in einem Kommentar auf „uncutnews.ch“. Laut Sansone ein transhumanistischer Betrug, um die Menschheit zu versklaven:

„Stellen Sie sich eine Welt vor, in der der Mensch keine persönliche Autonomie mehr hat. Eine Welt, in der biologische Prozesse ständig überwacht werden, ohne jegliche Privatsphäre. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Gedanken in Ihren Kopf transplantiert werden. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der ein Herzinfarkt von innen heraus über das Internet ausgelöst werden kann. Kurz: Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Sie einfach vom Leben ausgeschlossen werden, wenn Sie nicht gehorchen.“

Tor zur effektiven Überwachung

Das “Internet der Körper“ wird zusammen mit dem Great Reset vom Weltwirtschaftsforum (WEF) vorangetrieben. WEF-Chef Klaus Schwab konstatierte dazu: „Das wichtigste Feature der Vierten Industriellen Revolution ist nicht, dass wir ändern, was wir tun – wir ändern uns!“

Unter der Überschrift „Connecting our bodies“ – „Unsere Körper verbinden“ – schreibt das WEF:

„Für Gesundheitsexperten öffnet das Internet der Körper das Tor zu einer neuen Ära der effektiven Überwachung und Behandlung“. So habe die US Federal Drug Administration 2017 die erste Verwendung digitaler Pillen in den Vereinigten Staaten genehmigt. Digitale Pillen enthielten winzige, einnehmbare Sensoren sowie ein Medikament. Nach dem Verschlucken wird der Sensor im Magen des Patienten aktiviert und überträgt Daten an sein Smartphone oder andere Geräte. Weiter heißt es auf der Seite des Weltwirtschaftsforums:

„Gleichzeitig können die Daten aus dem Internet der Körper genutzt werden, um Prognosen zu treffen und Rückschlüsse zu ziehen, die sich auf den Zugang einer Person oder Gruppe zu Ressourcen wie Gesundheitsversorgung, Versicherung und Beschäftigung auswirken können.“ In Klartext übersetzt bedeutet das, dass die Daten dazu benutzt werden könnten, um Entscheidungen über medizinische Behandlungen oder Aufnahme ins Krankenhaus zu treffen oder auch, ob jemand eine Arbeitsstelle bekommt.

Menschen jetzt „Tiere, die gehackt werden können“

Visionär heißt es auf der WEF-Website, das Internet der Körper könne „letztlich auch die Art und Weise infrage stellen, wie wir über unseren Körper denken und was es bedeutet, ein Mensch zu sein“. Für Juval Noah Harari, Bestsellerautor und Haus- und Hofphilosoph des WEF, sind die Tage, als wir noch glaubten, wir hätten eine Seele und einen freien Willen, endgültig vorbei: Menschen seien jetzt „Tiere, die gehackt werden können“, so Harari in einem CNN-Interview im November 2019.

„Hacking“ im Kontext des Internet of Bodies bezieht sich auf die unerlaubte oder bösartige Manipulation von IoB-Geräten oder Daten. Das könnte die Verfälschung von Information sein, die Kontrollübernahme über ein implantiertes Gerät, Datenklau und Missbrauch. Auch beim Internet der Dinge inklusive des Internets der Körper überhaupt erhöht sich mit zunehmender Ausdehnung und Vernetzungsgrad die Möglichkeit von Einfallstoren und somit die Gefahr des Gehacktwerdens.

Eleonore Pauwels vom Thinktank “Wilson Center” gab schon vor fünf Jahren einen Ausblick, was den Menschen erwartet im Zeitalter des Internet of Bodies. In Zukunft wird jeder Aspekt unseres Lebens von Berechnungen erfasst: „Was wir essen, mit wem wir uns treffen, was wir im Internet kaufen, wie viel Energie wir verbrauchen, aber auch, wie es um unsere Vitalwerte bestellt ist. Wie gut geht es Ihnen in Bezug auf Gesundheit? Welche spezifischen genetischen Eigenschaften haben Sie? Was ist Ihr Genom? Das sagt mir etwas über Ihre Gesundheit, über Ihre geistige Gesundheit, darüber, wie gut es Ihnen geht, wie gut Sie sind und für welche Art von Krankheit Sie anfällig sind.“

Nur Gutes im Schilde: Datensammlung zur Pandemiebekämpfung

Seit Juni 2020 heißt es auf der Website des WEF: „Wir treten in die Ära des ‚Internet der Körper‘ ein: Wir sammeln unsere physischen Daten über eine Reihe von Geräten, die implantiert, verschluckt oder getragen werden können. Das Ergebnis ist eine riesige Menge an gesundheitsbezogenen Daten, die das Wohlbefinden der Menschen auf der ganzen Welt verbessern und sich als entscheidend für die Bekämpfung der COVID-19-Pandemie erweisen könnten.“

Problematisch wird es, wenn das Tragen eines Chips zur Steuerung, Speicherung und Übermittlung von Daten und zur Identifizierung von Personen zur Norm beziehungsweise Pflicht wird, der man sich schwer entziehen kann, weil wirtschaftlicher, politischer oder gesellschaftlicher Druck ausgeübt wird. Denn gerade die Corona-Zeit, als der Staat sich anschickte, Entscheidungen über den Körper der Menschen zu fällen und nicht mehr dieser selbst oder der Arzt zuständig sein sollte, hat gezeigt, dass das grundsätzliche Menschenrecht auf die Unversehrtheit des Körpers ausgehebelt wurde und schon längst nicht mehr gilt.



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