Erdbeben und Vulkane
Dutzende Erdbeben in Region Neapel – Panik bei den Bewohnern
Neapel befindet sich zwischen zwei aktiven Vulkanen: Gestern gab es hier die heftigsten Erdbeben seit 40 Jahren. Ernste Schäden wurden nicht gemeldet, doch es kam zu gehöriger Aufregung. In der Nacht zum 21. Mai wurden in den Phlegräischen Feldern etwa 150 Erdstöße gemessen.

Menschen harren in Neapel aus Angst vor weiteren Erdstößen auf der Straße aus.
Foto: Alessandro Garofalo/LaPresse via ZUMA Press/dpa
Nach einer starken Erdbebenserie in der Umgebung der süditalienischen Großstadt Neapel sind am Dienstag mehrere Wohnhäuser sowie ein Gefängnis evakuiert worden. Mehrere verhältnismäßig heftige Erdstöße hatten am Montagabend bei Anwohnern Sorgen bis hin zu zeitweiser Panik ausgelöst.
Den Einsatzkräften der Feuerwehr und des Zivilschutzes waren Schäden an Wohngebäuden gemeldet worden. Bei den Evakuierungen handelt es sich nach Angaben der Behörden zunächst um Vorsichtsmaßnahmen. Auch einige Schulen blieben geschlossen.
Erneut waren die Phlegräischen Felder westlich von Neapel betroffen. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie wurde das Gebiet von insgesamt rund 150 Erdstößen erschüttert.
Stärkster Erdstoß erreichte 4,4
Der stärkste Erdstoß mit einer Stärke von 4,4 wurde gegen 20:10 Uhr registriert. Es handelte sich laut dem Institut um das heftigste Beben seit 40 Jahren. Bis spät in die Nacht folgten weitere Erdbeben – gegen 21:45 Uhr mit der Stärke 3,9. Ein Amateurvideo aus der Stadt Pozzuoli zeigte, wie durch die Erschütterungen in einem Supermarkt Flaschen aus den Regalen fallen und über den Boden rollen.
Zahlreiche Anwohner des besonders stark betroffenen Gebiets zwischen den Städten Pozzuoli und Bacoli verbrachten aus Angst vor weiteren Erschütterungen die Nacht auf den Straßen, in ihren Autos oder in vom Zivilschutz bereitgestellten Zelten und umfunktionierten Sporthallen. Als Anlaufstelle für verängstigte Einwohner wurden Notunterkünfte eingerichtet, wie Bürgermeister Luigi Manzoni im Onlinedienst Facebook mitteilte.
Italienische Medien berichteten, dass es in der Nacht zu Dienstag zu Staus gekommen sei, weil Menschen versuchten, aus der Gegend zu fliehen. Am frühen Dienstagmorgen kehrten jedoch die meisten Menschen wieder zurück nach Hause.
Neapel zwischen zwei aktiven Vulkanen
Die Stadt Neapel befindet sich in der „Zange zwischen zwei aktiven Vulkanen“ – dem Vesuv im Osten und den Phlegräischen Feldern im Westen. Die Campi Flegrei im Herzen Italiens sind das größte aktive, besiedelte Vulkangebiet in ganz Europa. Insgesamt umfasst das Areal eine Fläche von über 200 Quadratkilometern und besteht aus einer Caldera sowie den Vulkaninseln Procida und Ischia.
In jüngster Zeit hatte dort eine zunehmende vulkanische Aktivität durch aus dem Magma freigesetzte Gase für Unruhe bei den Bewohnern gesorgt. Einige Fachleute halten einen Vulkanausbruch in naher Zukunft für unwahrscheinlich.
„Ich würde evakuieren“, erklärte hingegen jüngst der italienische Vulkanologe Roberto Scandone, ehemaliger Professor für Vulkanphysik an der Universität Roma Tre. Wörtlich sagte Scandone am 11. März in einem Onlineseminar des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (kurz INGV) in Rom: „Wenn ich unbegrenzte Ressourcen hätte, würde ich die Phlegräischen Felder evakuieren.“
Ob damit eine vorübergehende Evakuierung oder die dauerhafte Umsiedlung aller Menschen des über 200-Quadratkilometer großen Gebietes, an das Neapel grenzt, gemeint ist, blieb offen. (afp/red)
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