Elektroautos, Skilifte und Rolltreppen könnten in der Schweiz bald stehen bleiben

Die Regierung fürchtet im Winter einen Blackout. Nun wurde ein mehrstufiger Eskalationsplan beschlossen.
Titelbild
Der Piz Nair Lift auf 3057m in St. Moritz.Foto: DAMIEN MEYER/AFP via Getty Images
Von 1. Dezember 2022

Die Schweiz plant Fahrverbote für Elektroautos. Grund ist laut einem Bericht des Tech-Portals „Golem“ die Angst vor einem Blackout. Die Alpenrepublik verfügt dank Wasserkraft über eine der umweltfreundlichsten Stromversorgungen Europas.

Doch weil das Land im Winter große Mengen Strom aus Deutschland und Frankreich importiert, fürchtet die Regierung nun, dass während der kalten Jahreszeit die Lichter ausgehen könnten. 2021 waren es laut „Golem“ 5,7 Milliarden Kilowattstunden, welche die Schweiz aus den derzeit nicht gerade mit Strom überversorgten Nachbarländern bezogen hat.

Um einem landesweiten Stromausfall vorzubeugen, hat der Bundesrat nun ein drastisches Einsparprogramm beschlossen.

Wäsche nur noch 40 Grad waschen

Greifen die Sparmaßnahmen nicht, die in vier Schritten immer schärfer werden, sind Netzabschaltungen vorgesehen. Jede Region ist dann abwechselnd an der Reihe. Nur Verbrauchergruppen mit lebenswichtigen Dienstleistungen wie die Energie- und Wasserversorgung, Blaulichtorganisationen oder die medizinische Grundversorgung sind von Netzabschaltungen ausgenommen – wenn es technisch machbar ist.

Betroffen sind praktisch alle Bereiche des privaten und öffentlichen Lebens. Waschmaschinen dürfen nur noch mit 40-Grad-Programm laufen, private Saunen müssen ausbleiben, in Kaufhäusern bleiben die Rolltreppen stehen.

Bei einer schweren Mangellage könnten auch 34.000 Kunden mit einem Jahresverbrauch von mindestens 100 Megawattstunden – zumindest zeitweise – ohne Stromversorgung sein.

Die gut 110.000 Schweizer Besitzer von Elektroautos dürfen dann nur noch bei „zwingend notwendigen Fahrten“ ins Auto steigen. Da es sich meist um Hybridfahrzeuge handelt, ließe sich ein Fahrverbot umgehen, wenn die Besitzer nur noch den Verbrennungsmotor nutzen.

0,4 Prozent des Stromverbrauchs für E-Autos

Die Schweizer Auto-Importeursvereinigung „Auto Schweiz“ kritisiert die Maßnahmen der Regierung. Die Vereinigung werde gegen Elektro-Fahrverbote, die in der Eskalationsstufe drei vorgesehen sind, ankämpfen, bekräftigte Geschäftsführer Andreas Burgener in der Tageszeitung „Blick“.

Der Bedarf an Strom bei den Elektrofahrzeugen habe im vergangenen Jahr gerade mal 0,4 Prozent des Gesamtverbrauchs ausgemacht, sagte Burgener. Es könne doch nicht sein, dass in Wellnesshotels die Saunen und Whirlpools noch sieben Stunden am Tag laufen, während die Gäste nicht mehr mit ihren Elektroautos anreisen dürften, wetterte er. „Das ist doch absurd!“

Negative Auswirkungen auf Kaufverhalten

Die Maßnahmen wirkten sich auch negativ auf den E-Auto-Markt aus: „Mit seiner Ankündigung sabotiert der Bundesrat diese Bemühungen. Jeder, der jetzt ein Auto kauft oder bestellt, wird mit Wissen über dieses drohende E-Auto-Benutzungsverbot bei Strommangellage wieder einen Benziner oder Diesel wählen. Die sind ja vom Verbot ausgenommen. Gleichzeitig müssen unsere Mitglieder Strafsanktionen zahlen, wenn sie die vom Bund gesetzten CO₂-Zielwerte nicht einhalten“, schimpft er.

Für den Wintersporttourismus hätte der Strommangel fatale Folgen, da Kunstschnee-Kanonen ausbleiben müssen. Eine fehlende weiße Pracht wirkt sich dann auch katastrophal auf die Lift- und Bergbahnbetreiber aus. Kein Schnee, keine Skifahrer.

Einschränkungen auch in Deutschland möglich

In Deutschland könnte es künftig ebenfalls erhebliche Einschränkungen für E-Autos gebe – etwa beim Laden.

Denn wenn der Lastausbau schneller geschieht als der Netzausbau, dann muss „netzdienlich geladen werden“, schreibt „Spiegel online“ auf seiner Internetseite. Das heißt: Geladen wird nicht unbedingt dann, wenn die Fahrer Strom brauchen, sondern wenn gerade ausreichend davon vorhanden ist.



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