Erster ziviler Evakuierungsflug seit US-Abzug aus Kabul gestartet

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Ein katarisches Sicherheitspersonal (2L) und Taliban-Kämpfer stehen Wache, als Passagiere am 9. September 2021 ein Flugzeug von Qatar Airways am Flughafen in Kabul besteigen.Foto: WAKIL KOHSAR/AFP über Getty Images
Epoch Times9. September 2021

Zehn Tage nach dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan sind erstmals Ausländer an Bord eines zivilen Evakuierungsflugs außer Landes gebracht worden.

Rund 200 Menschen, darunter auch US-Bürger, verließen am Donnerstag den Kabuler Flughafen an Bord einer Maschine der katarischen Fluggesellschaft Qatar Airways, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Die Menschen werden nach Doha gebracht, wie AFP von einer mit dem Vorgang vertrauten Quelle in der katarischen Hauptstadt erfuhr. Derweil verstärkten die radikalislamischen Taliban ihre Präsenz in den Kabuler Straßen.

Die Maschine war zuvor am Kabuler Flughafen für den Flug vorbereitet worden. Ein afghanisch-amerikanischer Doppelstaatler, der mit seiner Familie am Flughafen wartete, sagte AFP-Reportern, er sei vor wenigen Stunden über die Ausreisemöglichkeit informiert worden. „Wir hatten Kontakt mit dem Außenministerium, das mich heute Morgen anrief und mir sagte, ich solle mich zum Flughafen begeben.“

„Wir sind den Katarern sehr dankbar“

Der katarische Sender Al-Dschasira zeigte Frauen und Kinder, die mit ihren Koffern am Flughafen warteten. „Wir sind den Katarern sehr dankbar“, sagte ein Mann, bei dem es sich dem Bericht zufolge um einen kanadischen Passagier handelte. Der katarische Sondergesandte für Afghanistan, Mutlak al-Kahtani, sprach von einem „historischen Tag“ für den Kabuler Flughafen. Dies sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur „Wiedereröffnung des Flughafens für internationale Flüge“.

Die nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban gestarteten Evakuierungsflüge aus Kabul waren Ende August mit dem Abzug der US-Truppen eingestellt worden. Über die internationale Luftbrücke waren binnen weniger Wochen etwa 123.000 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen worden.

Aber nicht alle ausreisewilligen Ausländer und gefährdeten Afghanen konnten rechtzeitig außer Landes gebracht werden. Dies hatte international heftige Kritik an dem chaotischen Abzug der internationalen Truppen ausgelöst, darunter auch die Bundeswehr.

Katar ist in der Afghanistan-Krise ein Schlüssel-Akteur. In dem Golf-Staat fanden 2020 die Verhandlungen zwischen den Taliban und der US-Regierung über einen Truppenabzug aus Afghanistan statt. Später wurden in Katar die Verhandlungen zwischen der Miliz und der damaligen afghanischen Regierung geführt. Am Donnerstag beriet sich der katarische Außenminister auch mit seinem iranischen Kollegen.

Taliban verbieten alle Proteste „bis auf Weiteres“

Nach der Aufnahme ihrer Regierungsarbeit am Mittwoch verboten die Taliban derweil alle Proteste „bis auf Weiteres“. Wer dagegen verstoße, müsse mit „strengen rechtlichen Schritten“ rechnen, erklärten sie. Zuvor war es in mehreren Städten des Landes zu einzelnen Demonstrationen gegen die neuen Machthaber am Hindukusch gekommen.

Kundgebungen wurden daraufhin am Donnerstag von den Organisatoren aus Angst abgesagt. Die Taliban erhöhten die Präsenz ihrer Sicherheitskräfte auf den Straßen von Kabul deutlich, wie AFP-Journalisten berichteten.

Die UNO kritisierte den harten Kurs gegen Menschen- und Frauenrechte, den die Taliban trotz aller Versprechungen offenbar einschlagen. So wird Frauen das Arbeiten verboten beziehungsweise Frauen bekommen ihre Gehälter einfach nicht gezahlt, wie die in Kabul ansässige UN-Frauenrechtlerin Alison Davidian am Mittwoch in einer Videokonferenz der Vereinten Nationen sagte. „Wir erhalten jeden Tag Berichte über Rückschritte bei den Frauenrechten.“

Die Taliban hatten versichert, ihre Herrschaft werde sich von ihrer Zeit an der Macht in den 1990er Jahren unterscheiden. Damals mussten Afghaninnen zu Hause bleiben, die meisten Unterhaltungsangebote waren verboten und es wurden Strafen wie Steinigungen und öffentliche Hinrichtungen verhängt. Speziell zu Frauenrechten erklärten die Islamisten nun, diese würden „im Rahmen des Islam“ respektiert.

Am Dienstag hatten die Taliban ihre neue Regierung für Afghanistan vorgestellt. Im Kabinett finden sich ausschließlich Männer mit langjähriger Zugehörigkeit zu der islamistischen Bewegung. (afp)



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