FDA rudert zurück: Ivermectin darf für Corona-Behandlungen verschrieben werden

Ivermectin ist eins der „umstrittensten“ Medikamente der Corona-Zeit. Vom „Wundermittel“ bis zur „für den Menschen toxische Pferdemedizin“ – die Bandbreite der Zuschreibungen geht weit auseinander. Auch die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA hatte sich deutlich gegen den Einsatz von Ivermectin positioniert. Eine Anwältin der Behörde rudert jetzt zurück.  
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Ivermectin-Tabletten. Symbolbild.Foto: RafaPress/iStock
Von 16. August 2023

Vielleicht illustriert Ivermectin am besten die spaltende Politisierung des wissenschaftlichen Diskurses in der Corona-Zeit. Ein Teil der weltweiten Ärzteschaft sprach sich klar für den Einsatz des Wirkstoffes aus, der eigentlich als Parasitenmittel bekannt ist. Ein anderer Teil – zu dem auch die Amerikanische Food and Drug Administration (FDA) gehörte – warnte eindringlich.

Die FDA schrieb am 21. August 2021 auf X, früher bekannt als Twitter:

„Du bist kein Pferd. Du bist keine Kuh. Ernsthaft, ihr alle. Stoppt es.“ Der Post ging viral. Er verlinkte auf eine Seite der FDA, die besagt, dass Menschen Ivermectin nicht zur Vorbeugung oder Behandlung von COVID-19 verwenden sollten.

Es gibt eine Version des Medikaments für Tiere, aber Ivermectin ist von der FDA für den menschlichen Gebrauch bei durch Parasiten verursachten Krankheiten zugelassen.

Wegen Ivermectin entlassen oder degradiert

Gegen die auf Twitter aufgestellte Behauptung und ähnliche Äußerungen der Behörde haben drei US-amerikanische Ärzte geklagt. Paul Marik, Mary Bowden und Robert Apter behaupten, durch die Aussagen der FDA beruflich geschädigt worden zu sein. Unter anderem wurden sie wegen ihrer Bemühungen, Patienten Ivermectin zu verschreiben, entlassen oder degradiert. Ein Bundesrichter hat die Klage im letzten Jahr abgewiesen, woraufhin die Drei in Berufung gegangen sind.

In einer Anhörung zum Prozess erklärte Dr. Marik am 8. August 2023, dass eine Reihe von Studien den Einsatz von Ivermectin gegen COVID-19 unterstützen, wie die FDA selbst eingeräumt hat. Andere Studien zeigen wenig bis gar keine Wirkung.

Fast 40 Prozent aller Verschreibungen: Off-Label

„Die grundsätzliche Frage in diesem Fall ist ganz einfach“, sagte Anwalt Jared Kelson, der die Ärzte vor dem Berufungsgericht vertritt: Ist die FDA nach der Zulassung zum Verkauf eines Humanarzneimittels befugt, in die Verwendung dieses Medikaments im Rahmen der Arzt-Patienten-Beziehung einzugreifen? Für Kelson lautet die Antwort „nein“.

Kelson argumentierte, dass die Ärzte Ivermectin „off-label“ – für andere Zwecke als die von der FDA genehmigten – laut US-Bundesgesetz verschreiben dürften. Fast 40 Prozent aller US-Verschreibungen seien für Medikamente im Off-Label-Einsatz. „Das ist eine klare Linie, die die FDA nicht überschreiten kann“, erklärte Kelson und fügte später hinzu: „Die deutlichsten Beispiele dafür, wo sie die Grenze überschritten haben, sind, wenn sie Dinge sagen wie: ‚Du bist kein Pferd, du bist keine Kuh. Ernsthaft, ihr alle. Stoppt es.'“

Nach dem US-Bundesgesetz darf die FDA Informationen wie Berichte über Nebenwirkungen von Arzneimitteln zur Verfügung stellen, aber keine medizinischen Ratschläge erteilen, sagte Kelson.

FDA hat Beratungspflicht

Die FDA wurde durch die Anwältin des Justizministeriums, Ashley Cheung Honold, vertreten. Sie argumentierte, dass die Grenze zwischen rechtmäßiger FDA-Beratung zu Arzneimitteln und unrechtmäßiger Einmischung in die Verschreibungspraxis von Ärzten nicht so klar sei, wie die Kläger behaupten.

Sie bezeichnete die Ivermectin-Warnungen der Behörde als Informationserklärungen und betonte, dass es sich dabei nicht um Vorschriften handele, die keine rechtlichen Konsequenzen hätten und die Ärzte nicht daran hinderten, Ivermectin zur Behandlung von COVID oder zu anderen Zwecken zu verschreiben.

Juristische Grauzone: Befehl oder kein Befehl?

„Was ist, wenn sie [die FDA; Anm. d. Red.] sagt: ‚Nein, hört auf‘?“, fragte Bezirksrichterin Jennifer Walker Elrod, die dem Gremium angehört, das die Berufung verhandelt. „Warum ist das nicht ein Befehl? Im Englischunterricht würde man sagen, dass das ein Befehl ist“.

FDA-Anwältin Honold beschrieb die Aussagen als „bloßes Witzeleien“: „In manchen Kontexten könnten diese Worte als Befehl verstanden werden“, sagte Honold. „Aber in diesem Kontext, in dem die FDA diese Worte einfach im Rahmen eines witzigen Tweets verwendet hat, um ihren Informationsartikel zu verbreiten, erreichen diese Aussagen nicht das Niveau eines Befehls.“

Die Aussagen „verbieten Ärzten nicht, Ivermectin zur Behandlung von COVID oder zu irgendeinem anderen Zweck zu verschreiben“, so Honold weiter. Sie merkte an, dass die FDA zusammen mit den Erklärungen sagte, dass die Menschen ihre Gesundheitsdienstleister über COVID-19-Behandlungen konsultieren sollten und dass sie die Medizin einnehmen könnten, wenn sie vom Anbieter verschrieben wurde.

Selbstbehandlung mit Ivermectin

Die FDA habe diese Erklärungen als Reaktion auf mehrere Berichte über Verbraucher abgegeben, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, nachdem sie sich selbst mit Ivermectin behandelt hätten, argumentierte Honold.

Sie sagte, wenn Menschen Medikamente auf unsichere Weise verwenden, was zu Krankenhausaufenthalten führt, „ist es nicht nur zulässig, sondern zwingend erforderlich, dass die FDA die Öffentlichkeit über ihre wissenschaftlichen Ansichten zur sicheren Verwendung von Medikamenten informieren kann“.

Zum Beispiel, so Honold, hat die FDA kürzlich eine Warnung herausgegeben, dass es nicht sicher ist, Huhn zu essen, das in dem Hustensaft NyQuil gekocht wurde – ein Rezept, das sich auf der Social Media App TikTok verbreitet hat. Und im Jahr 2014, so Honold, warnte die FDA vor der Verwendung von Lidocain als Betäubungsmittel für zahnende Babys, weil es bei ihnen zu Krampfanfällen und zum Tod führen kann.

„Die FDA muss in der Lage sein, diese Art von öffentlichen Sicherheitserklärungen abzugeben. Nach der Theorie der Kläger wäre die FDA nicht in der Lage, die Öffentlichkeit auf diese Weise zu informieren“, argumentierte Honold. Und sie machte Folgendes klar:

Die FDA erkennt eindeutig an, dass Ärzte die Befugnis haben, Ivermectin zur Behandlung von COVID zu verschreiben. Sie greift also nicht in die Befugnis der Ärzte ein, Medikamente zu verschreiben oder Medizin zu praktizieren“, sagte Honold weiter.

Im Prozess ist noch kein Urteil gefallen. Ein Termin für die Urteilssprechung ist laut der Website “Courthouse News Service” noch nicht bekannt.

Die internationale Ivermectin Kontroverse

In den 1970er-Jahren wurde der Wirkstoff des Medikaments Ivermectin entdeckt, das Parasiten unschädlich macht. 2015 bekamen die Entdecker dafür den Medizin-Nobelpreis.

In der COVID-19-Behandlung wurde Ivermectin in 19 Ländern eingesetzt. Darunter zählen Indien, Peru und Mexiko. In Frankreich hat das weltweit renommierte Institut Pasteur in einer 2021 veröffentlichten Studie erklärt, „Ivermectin hat das Potenzial, ein vielversprechendes Therapeutikum zur Bekämpfung von COVID-19 zu werden“. Ein offener wissenschaftlicher Diskurs über Ivermectin wurde aber unterdrückt.

Mit Material von theepochtimes.com



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