Japans Ex-Regierungschef Abe nach Mordanschlag gestorben

Japans ehemaliger Regierungschef Shinzo Abe ist auf offener Straße erschossen worden. Der 67 Jahre alte Politiker habe den Mordanschlag in der Stadt Nara am Freitag nicht überlebt. Der Tatverdächtige wurde überwältigt.
Die Polizei untersucht den Ort, an dem auf Japans ehemaligen Premierminister Shinzo Abe geschossen wurde.
Die Polizei untersucht den Ort, an dem auf Japans ehemaligen Premierminister Shinzo Abe geschossen wurde.Foto: 130259+0900/Kyodo News/dpa
Epoch Times8. Juli 2022

Japans früherer Regierungschef Shinzo Abe ist bei einem Attentat erschossen worden. Der 67-Jährige wurde am Freitag bei einer Wahlkampfveranstaltung im Westen des Landes von Schüssen getroffen und erlag nach Angaben des örtlichen Krankenhauses später seinen Verletzungen. Der mutmaßliche Schütze wurde festgenommen und gestand laut Polizei die Tat. Sein genaues Motiv blieb zunächst weitgehend unklar. Abes Tod sorgte weltweit für Bestürzung.

Der konservative Politiker hielt am Freitag in der Region Nara eine Rede, als er gegen 11.30 Uhr (Ortszeit) niedergeschossen wurde. Ein Vertreter des Krankenhauses teilte mit, Abe sei mit einem Herzstillstand in die Notaufnahme eingeliefert worden. Wiederbelebungsmaßnahmen blieben demnach erfolglos, um 17.03 Uhr wurde sein Tod festgestellt.

Aufnahmen des öffentlich-rechtlichen Senders NHK zeigten, wie Abe auf einer Bühne steht, als sich ihm ein Mann von hinten nähert. Der Attentäter, den die Polizei später als einen 41-jährigen Arbeitslosen namens Tetsuya Yamagami identifizierte, feuert mindestens zwei Schüsse ab. Er wird dann von Sicherheitskräften überwältigt.

Polizei: Verdächtiger gesteht tödlichen Angriff

Im Polizeigewahrsam habe Yamagami die Tat gestanden. „Der Verdächtige gab an, dass er einen Groll gegen eine bestimmte Organisation hege und die Tat begangen habe, weil er glaubte, dass der ehemalige Ministerpräsident Abe eine Verbindung zu ihr habe“, sagte ein Polizeibeamter. Nähere Angaben zu dieser Organisation machte er zunächst nicht. Laut Medienberichten soll es sich um eine religiöse Gruppe handeln.

Nach Polizeiangaben gab der mutmaßliche Attentäter ferner an, für den Angriff eine selbstgebaute Waffe verwendet zu haben. Die Untersuchung sei noch nicht abgeschlossen, aber die verwendete Waffe sei „eindeutig“ nicht aus professioneller Herstellung, sagte ein Polizeivertreter.

Die Wohnung des Verdächtigen wurde demnach durchsucht, die Beamten hätten „mehrere handgefertigte waffenähnliche Gegenstände“ beschlagnahmt. Gegenüber den Beamten habe Yamagami sich „sachlich“ geäußert, hieß es. Er gab demnach auch an, dass er ab 2002 drei Jahre lang bei der japanischen Marine gewesen sei. Dies werde noch überprüft.

Reaktionen

Japans Regierungschef Fumio Kishida verurteilte die Attacke auf seinen Vorgänger und Parteikollegen als „barbarischen Akt“. Die Tat sei „vollkommen unverzeihlich“.

Das Attentat sorgte auch international für Entsetzen. „Das tödliche Attentat auf Shinzo Abe macht mich fassungslos und tief traurig“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf Twitter. „Wir stehen auch in diesen schweren Stunden eng an der Seite Japans.“

US-Präsident Joe Biden zeigte sich „fassungslos, empört und tief betrübt“. „Dies ist eine Tragödie für Japan und für alle, die (Abe) kannten“, erklärte er.

Der „brutale und feige Mord“ an Abe „schockiert die Welt“, schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter. EU-Ratspräsident Charles Michel würdigte den Ex-Ministerpräsidenten als „großen Mann“.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte den „niederträchtigen“ Angriff“, während Russland von einem „Akt des Terrorismus“ sprach. Kreml-Chef Putin nannte Abes gewaltsamen Tod einen „unersetzlichen Verlust“. Auch Südkorea und China verurteilten das Attentat.

Abes liberaldemokratische Partei LPD erklärte, es habe vor dem Angriff keine Drohungen gegen den Ex-Regierungschef gegeben und seine Rede sei öffentlich angekündigt worden.

Eine vergleichbare Tat habe sich in Japan zuletzt 1960 ereignet, als ein Anschlag auf den Vorsitzenden der Sozialistischen Partei, Inejiro Asanuma, verübt wurde, sagte der Politikwissenschaftler Corey Wallace von der Kanagawa Universität. Asanuma war von einem rechtsextremen Studenten erstochen worden.

Abe war zunächst von 2006 bis 2007 und dann von 2012 bis 2020 Regierungschef. Er ist damit der Ministerpräsident in Japan, der am längsten regierte.

Für Sonntag sind in dem Land Wahlen zum Oberhaus des Parlaments geplant. Politiker mehrerer Parteien kündigten nun an, ihren Wahlkampf auszusetzen. Regierungschef Kishida sagte mit Blick auf die anstehende Wahl, es sei noch „keine Entscheidung“ getroffen worden.

Die Waffengesetze in Japan zählen zu den strengsten der Welt, die Todesfälle durch Schusswaffengewalt liegen in dem Land mit 125 Millionen Einwohnern jedes Jahr im einstelligen Bereich. (afp/dpa/dl)



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